Die Fahrt ins Reich der Menschentrümmervon D.S. | Permalink |
Puh, was für eine bittere Pille. Mit dem aktuellen Werk von Quarxx (ALL THE GODS IN THE SKY) hat das FFF bereits an seinem zweiten Tag einen der bedrückendsten und beeindruckendsten Filme gezeigt, die ich seit Jahren gesehen habe. Auch, wenn er zunächst etwas distanziert inszeniert wirkt und dem Publikum ganz generell eine Menge Arbeit abverlangt, kann er bei fortschreitender Laufzeit immer stärker berühren. Dieses Berühren ist allerdings kein sachtes, zur Reflexion einladendes. Es ist ein ungebremster Tritt in die Magengrube. Ein wahrer Höllenritt durch Schmerzen, Leid, Trauer, Angst und Verzweiflung. Von den geradezu archaisch katholisch anmutenden Symbolismen und Sujets, die hier zum Tragen kommen – verschiedene Türen führen in den Himmel oder den Hades, bestimmte Sünden werden immer mit Letzterem bestraft –, einmal abgesehen, fühlte ich mich oft sehr an die Atmosphäre von Jörg Buttgereits DER TODESKING erinnert. „Das ist der Todesking. Er macht, dass die Menschen nicht mehr leben wollen.“ Hier wie dort geht es um Selbstmord, Mord, Gewalt, und eine Stimmung absoluter Hoffnungslosigkeit macht sich breit. Wesentlich konkreter als im TODESKING sind aber auch Schuld und Sühne, Verantwortung und Moral ein Thema der in mehrere, auf den ersten Blick teilweise zusammenhanglos wirkende Fragmente aufgeteilten Handlung, die uns bald in die buchstäbliche Unterwelt führt. Dort bekommen wir zunächst zwei verschiedene Geschichten um Opfer und Täter präsentiert, bevor Protagonist Nathan (Hugo Dillon, THE FIVE DEVILS) schließlich genötigt wird, einen weiteren Schritt zu machen – und seine eigene Hölle zu erleben. Nicht erst in diesem letzten Abschnitt kann PANDEMONIUM durch ein mitunter sehr gelungenes Creature-Design überraschen. Diesem sowie dem Setting zum Trotz handelt es sich aber eindeutig nicht um einen typischen Genrefilm – der eine oder die andere FFF-Gänger:in wird mit der Kälte und Düsternis des Geschehens, aber auch mit der losen narrativen Struktur vermutlich ein paar Probleme haben. Besser lässt sich der Film vielleicht als ein Stück audiovisuelle Kunst bezeichnen. Die außerordentliches Gewicht entwickelt und wehtut. Für mich 8 Punkte wert. | |
D.S. sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt | 08.09.2023, 03:03 |
L'enfer est sans pitié.von traab | Permalink |
"Pandemonium" von 2023 ist ein französischer Horrorfilm, der unter der Regie des experimentellen Filmemachers Quarxx entstand. Dieser Film ist wie ein zweischneidiges Schwert, das mich auf der einen Seite mit seiner Tiefe und philosophischen Reflexion über Schuld und Sühne fasziniert, auf der anderen Seite jedoch mit seiner Erzählstruktur und dem Wechsel der Tonalität ein wenig verloren hat. "Ein schicksalhafter Zusammenstoß auf einer winterlichen Straße beendet das Leben von Nathan und einem Motorradfahrer und führt sie in eine seltsame Zwischenwelt, den Limbo. Hier erwartet Nathan eine schreckliche Abrechnung für seine Sünden." Die Ausgangslage hat mich von Anfang an gefesselt und betroffen gemacht. Sie hat Fragen über Schuld, Vergeltung und moralische Verantwortung in mir aufgeworfen und zum Nachdenken angeregt. Die düstere Stimmung des Films wird perfekt durch einen atmosphärischen Dark-Ambient-Score unterstrichen, der eine beklemmende Atmosphäre schafft. Besonders der erste Akt des Films, der sich auf Nathan und den Motorradfahrer konzentriert, hat mich tief in die Geschichte gezogen und mich emotional berührt. Leider entscheidet sich der Regisseur, nachdem Nathan einen Schritt in Richtung Verdammnis gemacht hat, die Erzählung in zwei weiteren Akten fortzusetzen, die für mich nicht mehr dieselbe Anziehungskraft hatten und auch eher wie losgelöste Geschichten wirkten. Die Verbindung zwischen diesen einzelnen Akten blieb mir weitgehend unklar, außer der Tatsache, dass Nathan die Sünden und Vergehen derjenigen erfährt, die sich im Limbo befinden. Diese Änderung in der Erzählstruktur hat für mich den Gesamteindruck des Films getrübt. Es fühlte sich an, als ob der Film in verschiedene Richtungen auseinanderdriftet, ohne eine klare Verbindung zwischen den einzelnen Geschichten herzustellen. Dennoch gibt es in "Pandemonium" einige bemerkenswerte Elemente, insbesondere für diejenigen, die gerne symbolträchtige und experimentelle Filme erkunden. Die düstere Atmosphäre, die philosophischen Themen und die kreativen Ansätze machen den Film zu einem Erlebnis, auch wenn er meine Erwartungen nicht vollständig erfüllt hat. Insgesamt ist "Pandemonium" ein Film, der aufgrund seiner unkonventionellen Herangehensweise und seiner Abkehr von einer stringenten Erzählung nicht jedermanns Sache sein könnte. Wer jedoch gerne anspruchsvolle und experimentelle Filme mag, wird hier möglicherweise fündig. "L'enfer est sans pitié." | |
traab sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt - Original-Review | 14.09.2023, 13:14 |
Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren!von Edwinita | Permalink |
... war bei Dante Alighieri zu lesen. Aber in diesem Film kommt es für die gerade verstorbenen Sünder beim Eintritt in die Hölle noch schlimmer, denn die Seele soll unter anderem auch jede Form des Wollens nach Leben verlieren, bis nur noch ein Furz im Höllenwind übrig ist. In sehr verschiedenen, teilweise sehr amüsanten Episoden (Anfang und Ende) wird über Schuld, Trauer und Verdrängung philosophiert. Das gibt Pandemonium den Anstrich einer Anthologie. Tatsächlich, erzählte der Regisseur, der im ZOO-Palast zu Gast war, dass ihm sogar vorschwebt, eine Serie aus dem Stoff zu machen (sofern er denn einen Produzenten finden würde). Verdient hätte es dieser unkonventionelle, frech französische Film schon. Als ein Hieronymus Bosch der Moderne gewissermaßen... | |
Edwinita sah diesen Film im Zoo Palast, Berlin | 17.09.2023, 12:32 |
Hölle, Hölle, Hölle, Höllevon Herr_Kees | Permalink |
Nathan steht auf einer verlassenen Serpentinenstraße in den Bergen und diskutiert mit dem Biker, den er gerade überfahren hat. Neben ihm liegt sein lebloser Körper. Ein blutrotes Tor erscheint und Nathan tritt ein – willkommen in der Hölle! Hier erzählen die Toten ihre Geschichten von Selbstmord, Wahnsinn und Monstern im „magischen Keller“. Und das ist erst die Vorhölle! Man sieht dem neuen Film von „Quarxx“ an, dass wohl keine Idee für einen abendfüllenden Streifen vorhanden war. So präsentiert uns der verkappte Episodenfilm zwei mäßige Kurzgeschichten, bevor er wieder zur deutlich interessanteren Haupthandlung wechselt. Diese zeigt uns zwar eine arg klischeebeladene Höllenvision, die so gar nichts mit der atmosphärisch-grausigen Unterwelt eines HELLRAISER gemein hat, dennoch hätte man gerne noch mehr von der Bürokratie der Hölle erfahren und „Billy“ bei der Vollstreckung seiner Missionen begleitet. | |
Herr_Kees sah diesen Film im EM, Stuttgart | 24.09.2023, 00:10 |
Wolle schreit: „Hölle! Hölle! Hölle!“von Leimbacher-Mario | Permalink |
„Pandemonium“ ist das neueste Werk des Franzosen Quarxx und erzählt von einem Mann, dem nach einem Autounfall das Tor zur Hölle geöffnet wird. Und es bleibt ihm nichts anderes übrig, als dieses Schicksal anzunehmen und zu lernen, dass dieses Jenseits nichts vergibt. Auch am Beispiel zwei anderer Schicksale und Leben, in die er und wir (leider) Einblick bekommen… Medium Rare Normalerweise ist die Rahmenhandlung bei einem anthologieartigen Film immer mit das Schwächste. „Pandemonium“ ist wohl die Ausnahme, die diese Regel bestätigt. Obwohl man das eigentlich gar nicht „Rahmen“ nennen kennen, eher Haupthandlung, die von zwei elendig langen Zwischenschicksalen unterbrochen, aus dem Tritt gebracht und runtergezogen wird. Die Version und der Look der Hölle passt richtig gut, der Beginn voller Nebel, Fragezeichen, Neugier und schwarzem Humor macht richtig Lust auf mehr. Aber dann, einmal im ersten Schlund der Hölle angekommen, geht’s qualitativ dermaßen bergab, dass selbst Sauerstoffmasken nichts mehr bringen würden. Unfassbar, wie man in einen so tollen Start und eine so reichhaltige Idee zwei solche Kurzfilme schneiden kann, die den Film dann komplett ungeniert aus dem grünen Bereich boxen. Man merkte auch im Kino richtig die Enttäuschung und den Spannungsabfall nach dem vielversprechenden Beginn. Als ob man kurz an der Tür eines tollen Restaurants Halt macht - und dann doch zu Mäckes muss. Und dann dieses Ende, das vor Einfallslosigkeit und Dreistigkeit ganz übel aufstößt. Nein, tut mir leid Quarxx, das ist Quark. Hier war so viel mehr drin zwischen Himmel und Hölle. Fazit: Seltsamer Abstieg in die Hölle zwischen tollen „Silent Hill“- und Fulci-Vibes, französisch-trockenem Humor, unangenehmer Atmosphäre, einer interessanten Rahmenhandlung in seinen besten Momenten - und zwei absolut ätzenden, öden, überlangen zwei Zwischenepisoden. Gemischte Gefühle in diesem zerstückelten Limbus der Qualen. | |
Leimbacher-Mario sah diesen Film im Residenz, Köln | 24.09.2023, 02:04 |
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