Paperhouse

Ein rebellisches Mädchen am Beginn der Pubertät malt fiebrig ein Haus mit Bleistift recht simpel auf ein Blatt Papier und merkt dann schnell am eigenen Leib, dass sie in dieses „Gemälde“ abtauchen kann, in dem u. a. ein gelähmter Junge und ihr Vater auftauchen. Doch was ist echt, was ist Traum, was ist Kunst und was ist Traumabewältigung? Die Linien scheinen immer mehr zu verschwimmen...

„Paperhouse“ ist ein surrealer Abstieg in die unterbewussten Ängste eines Kindes, einer heranwachsenden Frau, eines sich einsam fühlenden Mädchens. Irgendwo zwischen spanischen/südamerikanischen Gruslern à la Del Toro und Videospielen wie „Silent Hill“. Schwer zu fassen, in der ersten Hälfte recht behäbig und horrorfrei, fast lethargisch und einschläfernd. Aber wenn man wach bleibt, erlebt man dafür einen umso erschreckenderen und realistischeren Alptraum. Unterbewusst und ein Unikat. Kraftvoll und angstlos gespielt von unserer jungen Protagonistin, die zwar durchaus mal nerven kann, doch im Endeffekt ihren Job auf allen Ebenen ideal ausfüllt. Dann gibt’s noch wirklich furchteinflößende Bilder wie das des hammerschwingenden Vaters auf dem Berg und einen sphärischen Score eines gewissen (damals jungen) Hans Zimmer. Fertig ist ein subtiler Höllenpunch der menschlicheren und britischeren (!) Art. Unwiderstehlich für geduldige Schockerrocker. Intim bildgewaltig.

Fazit: Einerseits in etwa eine verdammt atmosphärische und sensible Mischung aus „The Cell“, „The Exorcist“ und „The Devil's Backbone“. Traumwandlerisch Coming-of-(R)Age. Dennoch brauchte er etwas zu viel Anlauf, um mich vollends im Nacken zu packen. Aber die zweite Hälfte entschädigt big time.