crazy

Piggy

Walk of Shame

von Herr_Kees
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Seit Carrie White wurde wohl kaum ein Mädchen so gemobbt wie Sara: Die beleibte Wurstfachverkäuferin wird von ihren Mitschülerinnen nur verächtlich „Schweinchen“ genannt, und als sie sie beim heimlichen Schwimmen im örtlichen Pool erwischen, stehlen sie kurzerhand ihre Kleidung, so dass Sara den langen Heimweg im knappen Bikini zurücklegen muss. Dass zeitgleich ein Killer sein Unwesen im Ort treibt, sollte ihr da eigentlich ganz gelegen kommen – oder?

Das blutüberströmte Plakatmotiv zum Film täuscht etwas. Denn CERDITA ist kein Horrorfilm, kein Rape & Revenge-Streifen und kein Splatter, auch wenn es im Finale noch ordentlich blutig wird. Es ist vielmehr eine Geschichte von Tätern und Opfern und von moralischen Entscheidungen.

So zieht der Film seine Spannung auch weniger aus der Killergeschichte als vielmehr aus der Entwicklung, die Sara durchmacht und aus dem Weg, den sie am Ende einschlägt.

Die Titelrolle wird mutig und selbstbewusst verkörpert von Laura Galán, die auch schon im gleichnamigen Kurzfilm von Regisseurin Carlota Pereda die „Cerdita“ verkörperte (zu sehen auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=WHgh2ajazTw).
Herr_Kees
sah diesen Film im EM, Stuttgart

22.09.2022, 00:30


I got a Killercrush on you!

von Leimbacher-Mario
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Love Hurts. Schwer verliebt. Das muss auch die übergewichtige Sara in einem spanischen Dorf lernen, als ein massiver Serienmörder ihre fiesen Mobberinnen vor ihren Augen tötet bzw. verschleppt - und scheinbar gleichzeitig zu dem schüchternen Vollteen romantische Gefühle aufbaut…

Ob Slasher oder Satire - Hauptsache Spanien?!

„Piggy“ ist ein spanische Fliege, die ziemlich schweinisch und tollpatschig um Klassiker wie „TCM“ und „Carrie“ summt. Ein abgekappter Coming-of-Age-Curveball. Eine wirklich mutige (und dennoch absichtlich zum Teil richtig nervige, unentschlossene) Hauptdarstellerin/„Heldin“. Dazu ein ungewöhnliches Bildformat, allgemein Mut zur Hässlichkeit und einige schmunzelnde Twists. Letztere aber leider eher nur angeschnitten und -gedeutet. Denn immer wenn es interessant ausschlagen und frische Wege beschreiten könnte, macht „Piggy“ doch wieder einen Salto rückwärts. Selbstbewusstsein nie genug ausgeprägt. Daher bleiben eher vertane Chancen als aufgestoßene Türen. Die Balance ist teils einfach off. Weder spannend noch hart noch witzig. Oder zumindest von allem nur homöopathische Dosen. Was dann einen fettigen Mix und leere Killerkohlenhydrate ergibt.

Dicke Mädchen haben schöne Narben

Fazit: Stier' mich nicht so an! Interessantes Seitenverhältnis - in vielerlei Hinsicht. „Piggy“ ist die mutige Schweinebärfrauversion einer vertanen Chance - einige Wege waren offen, leider läuft man dennoch mit Anlauf vor viele Wände. Statt sie einzureißen.
Leimbacher-Mario
sah diesen Film im Residenz, Köln

22.09.2022, 01:41


Karma is a Pig

von D.S.
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Eine höchst voluminöse, deshalb von den Dorfschnepfen „Schweinchen“ genannte und auch sonst permanent aufs Gemeinste gemobbte Teenagerin wird Zeugin davon, wie ein Serienmörder/Psychopath zwei ihrer Peinigerinnen (sowie ihre ehemals beste Freundin) entführt. Was tun? Das vorgeblich Richtige? Oder vielleicht doch lieber auskosten, dass das Schicksal einmal auf der eigenen Seite steht -– und die echten Schweinchen leiden lassen?

Verkompliziert wird Saras Entscheidung dadurch, dass der Psycho ganz offensichtlich mehr als nur freundschaftliches Interesse an ihr hat. Was das sexuell ausgehungerte Mädchen, deren Zuhause von einer so überfürsorglichen wie herablassenden Mutter und einem geistig effektiv kaum anwesenden Vater geprägt ist, in noch nachhaltigere, auch emotionale Verwirrung stößt.

Aus dieser Gemengelage schöpft PIGGY den größten Teil seiner durchaus beeindruckend zu nennenden erzählerischen Kraft. Das erste Drittel des Films ist dabei, nach der Einführung, im Wesentlichen eine erweiterte Neuverfilmung des gleichnamigen, bösen Kurzfilms der Regisseurin Carlota Pereda von 2018 mit derselben Hauptdarstellerin; zur blutigen, harten Eskalation kommt es erst im Spielfilmfinale. Dass er auch dazwischen keine Sekunde langweilt, liegt einerseits am starken, sehr natürlich wirkenden Spiel der charismatischen Hauptdarstellerin – andererseits aber vor allem auch an der der Story inhärenten Aufforderung an das Publikum, sich für eine Seite der Moral zu entscheiden. Der man sich kaum entziehen kann. Dass die Kamera keine Angst vor Ekelbildern hat, ist ein weiteres Plus. Und sorgt dafür, dass PIGGY auch abseits seiner Geschichte im Gedächtnis bleibt.

Ein schmutziges und derbes, gleichzeitig berührendes und feinfühliges Filmerlebnis. Body Positivity auf handfeste, konsequente und eindrückliche, dabei auch dank hinterhältigem Humor durchweg unterhaltsame Weise: 7 Punkte; mutig, spaßig, fies und sehr empfohlen.
D.S.
sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt

30.09.2022, 00:06


The Pig Picture

von Dr_Schaedel
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Vorweg: Ich bin ganz froh, dass der Film von einer Frau realisiert wurde, denn – das Filmplakat deutet es schon an – die Gratwanderung zwischen einem behutsamen In-Szene-setzen der recht fülligen Titelfigur und Exploitation gelingt in PIGGY nicht immer so ganz. Bei einem männlichen Regisseur hätte dieser Umstand sicher durchaus Zündstoff geboten, aber so kann man den Ball etwas flacher halten.

Was gibt es sonst zu sagen? Ein kleiner, spanischer Indie-Film, der das Thema Cybermobbing und Bullying unter Jugendlichen mit einer Thriller-Handlung verknüpft. Diese Nöte der jungen Generation sind filmisch noch nicht so ausgeleuchtet worden, das machte von vorneherein neugierig.

Und man muss sagen: Die erste Hälfte ist in der Tat sehenswert, mehr Jugenddrama als Thriller (nicht ohne Spuren des zuweilen recht derben spanischen Humors, allerdings auch nicht ohne Klischees), und man ist sehr gespannt darauf, was sich zwischen Sara aka "Piggy" und dem mysteriösen Fremden, der gleich zu Beginn auftaucht, abspielen wird.

Dann wird's leider etwas unentschlossen und zum Schluss hin ein recht konventionelles Katz-und-Maus-Spiel mit einem hübschen Quäntchen Blut, aber wenig Überraschungen, auch ohne applauswürdige Knüppel-aus-dem Sack-Szenen, und der schöne Anspruch vom Anfang geht restlos flöten.

Ein bisschen verschenkte Möglichkeiten also. Und ganz sicher keine „Cerdita Durango“ (sorry, der musste sein). Für ein Regiedebüt bemerkenswert (besonders die Gleichzeitigkeit der Bilder arrangiert Regisseurin Carlota Pereda gekonnt), aber weder Arthaus-Fans noch Liebhaber des Actionkinos kommen zu 100 % auf ihre Kosten.
Dr_Schaedel
sah diesen Film im City, München

17.12.2022, 17:22




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