Polytechnique

(....)

von The_Coma-man
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Da schluckt selbst der Lead-Sänger der Feminists aus EX DRUMMER.

Kein Schlag ins Gesicht, keine (im wahrsten Sinne des Wortes) "Exploitation" des wahren Verbrechens, auf dem POLYTECHNIQUE beruht, ist Denis Villeneuves Film geworden. Über die Ursache dieser durch und durch abgründigen Tat bleibt der Zuschauer, ebenso wie die Opfer und die damaligen Zeitzeugen, im Unklaren. Woher der Hass kommt, den der hier namenlose Amokläufer schonungslos auf seine Umwelt loslässt, ist aber auch vollkommen unwesentlich.

Villeneuve ist es gelungen, einen schönen, fragilen, hypnotischen Film zu schaffen, der uns nicht nur mit schonungsloser Gewalt, sondern auch mit der Schönheit des Lebens konfrontiert. Und einer Einstellung gen Ende, die Schönheit, Hass, Tod, Willkür, Schicksal und Tragik atemberaubend kombiniert.

Ein Meisterwerk, vor dem man keine Scheu haben sollte! Unbedingt ansehen!!
The_Coma-man
sah diesen Film im Cinemaxx 6, Berlin

20.08.2009, 02:18


Not just another School Massacre

von FFFler
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Mein erster Film mit richtig hohen Erwartungen. Diese wurden hauptsächlich durch den beeindruckenden Trailer geweckt, der eine interessante Auseinandersetzung mit dem Thema Schulmassaker versprach. In einem realitätsnahen Umfeld fing der Regisseur dieses auf schlichte Art und Weise ein, so dass man oftmals wirklich das Gefühl hat dabei zu sein und die Angst und die Panik zu spüren. Dabei verfällt der Film nie in Effekthascherei, hält nicht drauf und wenn dann ist das Bild komplett unscharf gehalten. Doch der Film begnügt sich nicht nur mit dem Attentat selbst, sondern zeigt auch die Folgen die ein solcher Amokläufer auslösen kann. Kleine Abzüge gibt es für die arg asynchrone Synchronisation der Darsteller, die nicht englisch sprechen können und über die drübergesprochen wurde sowie einer Entwicklung im Mittelteil des Filmes, die das ansonsten tolle Werk eigentlich nicht nötig gehabt hätte.
FFFler
sah diesen Film im Cinemaxx 6, Berlin

20.08.2009, 14:40


reduziert

von tatabanya
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Was bereits erwähnt wurde: man bleibt im Unklaren über die Hintergründe; die persönliche Geschichte des Killers wird nicht erwähnt.
Das finde ich einerseits richtig, quasi dem Mörder keine Stimme zu geben mit der er sich rechtfertigen könnte.
Doch mir persönlich fehlt das, denn der Film wirft mehr Fragen auf, als dass er löst.
Ebenso habe ich Probleme mit der Zeitschiene: wann passiert was: vor, während und nach dem Amoklauf. Vielleicht wurde das auch gar nicht so erzählt, ich tat mich mit der Struktur auf jeden Fall schwer.

Trotzdem sehr gut in Szene gesetzt, alles reduziert auf schwarz/weiß, Score & Soundtrack untermalen, dort wo sie eingesetzt werden, hervorragend die Geschehnisse.

Der Film ließ mich insgesamt verwirrt mit Fragezeichen zurück.
Nicht nur die fehlende Geschichte des Amokläufers, auch später Szenen aus dem Leben der Überlebenden sind für mich lückenhaft.
So bleibt für mich eine Leere zurück, die mir nicht gefällt.
Hätte mir mehr erwartet.
tatabanya
sah diesen Film im Cinemaxx 6, Berlin

20.08.2009, 15:31


Elephant 2.0

von Timo
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POLYTECHNIQUE ist eine sehr eindringliche Verarbeitung des Uni-Massakers in Montreal, Ende der 80er Jahre. In minimalistischen Schwarz/Weiß-Bildern zieht Denis Villeneuve den Zuschauer in jene Zeit und macht vieles besser als Filme wie ELEPHANT und 2:37. POLYTECHNIQUE ist deshalb auch mehr als eine nüchterne Betrachtung des besagten Attentats. Schließlich bedient sich Villeneuve’s Film der Prämisse, eine jungfräuliche Gesellschaft zu dokumentieren, lange vor Columbine und Co. Vielleicht trifft es den Zuschauer auch deshalb hier besonders hart wenn er feststellt, dass hier nicht nur die Menschen mit der Kugel in der Brust sterben. Auch in der zweiten Reihe erliegen Beteiligte der Kugel im Geist. An dieser Stelle ehrt es den Regisseur besonders, mit welchem Mut er seine Geschichte ausklingen lässt. Gängige Klischees sucht man hier vergebens. Was bleibt ist ein würdiges Denkmal für die Opfer.
Timo
sah diesen Film im Metropolis 1, Frankfurt

29.08.2009, 03:06


Der "richtige“ Film

von D.S.
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Das war mal eine schöne Begrüßung durch Dirk von Rosebud: "Herzlich willkommen beim RICHTIGEN Film! Unten läuft LESBIAN VAMPIRE KILLERS, der ist ausverkauft, die Leute stapeln sich da" (...für diesen Müll, zwischen den Zeilen gelesen) - "Aber ihr hier seid meine Hoffnung! Ihr habt euch für Qualität entschieden!"

Gut, es ist vermutlich nicht sehr schwer, einen intelligenteren Film als LVK zu finden. Andererseits habe ich POLYTECHNIQUE auch nicht besucht, weil ich nun unbedingt einen Cannes-geadelten Kunstfilm sehen wollte - was mir zum Glück auch erspart blieb. Der Kunstfilm, jedenfalls. Vielmehr erwartete mich ein straighteres, deutlich intensiveres, in schwarz-weiß-gedrehtes Derivat von ELEPHANT - die Anklänge an den Columbine-Film von Gus van Sant waren streckenweise überdeutlich. Aber POLYTECHNIQUE verläuft sich weniger, beschäftigt sich mehr mit dem Schul-Amoklauf selbst und macht das Geschehen fassbarer. Wenn auch noch lange nicht nachvollziehbar, obwohl die Beweggründe des Täters recht ausführlich dargestellt werden: er verspürte einen irrationalen Hass auf Frauen, den er durch eine Abneigung gegen den Feminismus zu begründen versuchte. Wobei er bei der Wahl seiner Opfer keine Sekunde lang prüfte, ob es sich nun um eine "Feministin" oder nicht handelte.

Das erste Drittel des Films beschäftigt sich fast ausschließlich mit der Perspektive des Täters. Sein letzter Abend vor dem Amoklauf, seine Abschiedsbriefe, sein Weg zum ersten Schuss. Dennoch gelingt es nicht, den Weg in sein Inneres zu öffnen: sein Charakter, seine Beweggründe bleiben uns ultimativ fremd. Dann wechselt der Fokus von POLYTECHNIQUE ein Stück weit: er fokussiert nun auf die Geschichte eines Zeugen und einer Überlebenden des Massakers, zeigt uns das Geschehen aus ihrer Perspektive und begleitet diese Figuren noch über den Tag des Amoklaufs hinaus. Wir erfahren, wie sie mit dem Erlebten umgehen - und welche Konsequenzen es für ihr weiteres Leben hat.

Hier hat der Film zwar einige seiner intensivsten Momente, hier treten aber auch eine deutliche Schwäche zutage - ein erstaunlicher Mangel an Subtilität: die Moral von der Geschicht’ wird uns gerade am Beispiel der Überlebenden und ihrer Erkenntnisse auf arg holzhammerhafte Weise nahe gebracht. Weniger nett formuliert, könnte man auch von derbem Kitsch reden. Und da es sich bei diesem Storyteil offenbar um eine rein fiktive Komponente handelt, darf man das auch.

Dieses arg plakative Herangehen an eine Deutung des realen Geschehens schmälert für mich die Wirkung von POLYTECHNIQUE enorm. Vielleicht war es in erster Linie auch nur die Wortwahl des Abschlussmonologs, aber ich fühlte mich plötzlich in eine Episode von "Positives Denken für Anfänger" hineinversetzt. Das ist dem echten Drama einfach nicht angemessen und trivialisiert das zuvor Gesehene fast schon auf Soap-Opera-Niveau.

Davon abgesehen aber ist POLYTECHNIQUE fesselnd, kraftvoll und authentisch umgesetzt - selten fühlte man sich in artverwandten Filmen näher am Zentrum der Handlung. Man ist platziert inmitten der Opfer, man kann ihr Unverständnis, ihr Erkennen, ihre Panik förmlich mitfühlen. Und so geht einem das Ganze dann doch erstaunlich nahe - und hinterlässt einen fast sprachlos. Wäre da nicht das platte Ende, bliebe dieses Gefühl wohl zweifellos auch noch länger erhalten. So schafft es der Film nur auf 7 Punkte. Sollte man trotzdem gesehen haben.
D.S.
sah diesen Film im Metropolis 1, Frankfurt

29.08.2009, 06:08


Ein Winter in Kanada

von GeorgeKaplan
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Ein in jedem Fall ungewöhnlicher und - trotz seiner schwierigen Thematik - sehenswerter Film. "Polytechnique" macht vieles besser als der unterkühlte "Elephant", wir leiden mit, weil er die Geschichte nicht nur beobachtet, sondern inszeniert. Dennoch bleibt nach dem Kinoerlebnis erstaunlich wenig hängen. "Polytechnique" endet mit einem Hoffnungsschimmer und macht das Gesehene dadurch erträglicher. Vielleicht ist genau das sein Fehler und nimmt die nachhaltige Wirkung.

Was bleibt ist die intelligente Inszenierung, die viele kraftvolle Bilder findet. Bilder, die man sich an die Wand hängen kann, die in jedem Filmalmanach als Beispiel für gelungene Fotografie dienen können. Eine Straße, die ein Eisfeld durchbricht, Personen, die sich in Mehrfachspiegelungen auflösen werden, Gesichter, die fassungslos starren. Und dann ist da auch Pablo Picassos Guernica, das im Film unvermittelt - und vielleicht auch etwas plakativ - auftaucht, dann aber seine Entsprechung einige Filmminuten später in einer kunstvollen Montage von Händen und Gesichtern findet.
GeorgeKaplan
sah diesen Film im Cinedom 6, Köln

04.09.2009, 17:07


Montreal 6 December

von Herr_Kees
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Bevor Denis Villeneuve mit Filmen wie ARRIVAL, BLADE RUNNER 2049 und (demnächst) DUNE zum Visionär des SciFi-Kinos wurde, machte er sich mit Dramen einen Namen. Dieses Frühwerk ist die künstlerische Aufarbeitung eines kanadischen Hochschulmassakers von 1989.

Stilsicher und hochästhetisch, wenn auch etwas kühl, zeigt Villeneuve Momentaufnahmen aus dem Alltag der Studierenden vor der Tat, den Amoklauf in intensiven, jedoch nie exploitativen Szenen, sowie die Szenen der Überlebenden danach.

Ein wenig mutet das Konzept an wie ein Gegenentwurf zu Gaspar Noes zutiefst nihilistischem IRREVERSIBLE – bei aller Willkür und allem Hass in der Welt bleiben am Ende doch Liebe und Hoffnung.
Herr_Kees

21.06.2019, 01:04




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