John Woo goes back to Asiavon FFFler | Permalink |
Kleine Anmerkung: Dieser Kurzkommentar befasst sich mit der Langfassung des Filmes. Part 1: Fand den Trailer eher mau, dazu konnten mich die letzten John-Woo-Filme nur noch selten wirklich begeistert ... eigentlich durften die Erwartungen ja nicht hoch sein ... aber da ihn zwei Freunde von mir in den Himmel gelobt haben, war ich trotz meiner Befürchtungen guter Dinge, endlich wieder einen tollen John-Woo-Film vor die Nase zu bekommen. Joa, und der erste Teil der Red-Cliff-Saga hat mich schon mal sehr positiv überraschen können, denn Woo nimmt sich viel Zeit für seine Charaktere und bettet dies in teilweise wirklich großartige Bilder. Dazu noch eine spannende Geschichte, gute Darsteller und eine Titelmelodie, die man so schnell nicht aus dem Ohr bekommt. Perfektes Szenario also für ein episches Werk ... wär da nicht ein größeres Problem, das mir das Ganze etwas madig gemacht hat: Die Supersoldaten! Was sind Supersoldaten? In diesem Film sind das meist Generäle, die scheinbar in den Schlachten mit Superkräften ausgestattet sind, und so einer mal im Alleingang gleich mal ohne Kratzer 100 Mann niedermähen kann. Optisch sieht das (wie so ziemlich jede Taktik und Formation der Schlechten) mehr als nur beeindruckend aus, jedoch passt das in keinster Weise zu einem ernsten geschichtlichen Film, nimmt ihm somit viel an Authentizität und Glaubwürdigkeit und hätte eher in ein sinnfreies Actionspektakel gepasst. Und da diese Szenen leider doch den Spaß an den an sich toll choreografierten Schlachten vermiesen, konnte ich mich zu mehr als 8 Punkten für den ersten Teil von John Woos Rückkehr nach Asien leider nicht durchringen. Part 2: Nach dem überraschend guten ersten Teil war ich guter Dinge für die zweite Hälfte von Red Cliff. Dieses Mal waren die Erwartungen größer und dennoch scheint der Film diese zunächst auch einzulösen, denn wie schon beim Vorgänger nimmt sich Woo viel Zeit für seine Charaktere, seine epische Erzählweise weiß zu gefallen und nach der tollen Pfeilaktion war ich mir schon sicher, dass ich den Abschluss deutlich besser finden würde, zumal die im ersten Teil noch so nervigen Supersoldaten deutlich kürzer zu kommen schienen. Doch dann hat es mir Woo mit seinem Finale versemmelt, das leider von Klischees und lachhaften Szenen durchzogen wurde, dem Ganzen erneut den Realismus nimmt und zudem noch durch die dieses Mal komischerweise eher schwachen Effekte runtergezogen wird. Schade, denn bis zur letzten Dreiviertelstunde war’s ein wirklich großartiger Film ... sicher, Woo ist hier nicht in seinem Metier, aber hätte er sich an manchen Stellen um etwas mehr Realismus bemüht, dann hätte das was ganz Großes werden können. So ist Red Cliff nur gut... schade eigentlich. Zur Info: Ich kann mir nicht vorstellen, wie der Film auch nur ansatzweise in einer 2 1/2-Stunden-Fassung funktionieren soll. Da fehlt knapp die Hälfte des Films und gerade dessen Stärke, der ruhige Charakteraufbau dürfte sicher vollkommen verloren gehen. | |
FFFler | 29.07.2009, 16:23 |
GROSSES Asia-Kinovon meiklsan | Permalink |
Ich kann meinem Vor-Rezensenten nur Recht geben. 140 Minuten Teil 1 sind für dieses groß angelegte Epos einfach zu wenig. Schade, dass nicht beide Teile gezeigt werden. Aber 140 Minuten werden für die meisten Kinogänger sowieso schon die Schmerzgrenze sein. Für mich übrigens auch. Aber egal, Arschbacken zusammenkneifen und rein ins Kriegsgetümmel. Dieser Film ist ein Cinemascope-Must-See! Da reichen leider auch keine 32- bis 50-Zoll Home-Flats. Letztes Jahr hatten wir 3 asiatische Schlachten-Epen: An Empress and the Warriors, Three Kingdoms und The Warlords. Dieses Jahr bekommen wir "nur" Red Cliff. Aber keine Sorge, dieser Film alleine reicht für 3. Ich würde mal grob abschätzen: 80% Gemetzel. Der Rest wird mit Wundenlecken, wichtigen taktischen Verhandlungen oder emotionalem Liebeskram überbrückt. Hauptsächlich aber wehen die Kriegsflaggen im Wind, schlagen die Kriegstrommeln, fliegen und stechen die Lanzen, wiehern und fallen die Pferde, schneiden klirrende Schwerter ins Fleisch, formieren sich tausende von Statisten zu unglaublichen Bastionen und vor allem spritzen auch blutrote Fontänen in Slow Motion über die Leinwand! Und unser Frauenschwarm Takeshi streckt dabei zwischendurch immer wieder mal, wie ein roter Faden, hünenhaft künstlich sein blasses trauriges Gesicht in die Kamera, grins. Fragt mich bitte nicht nach der Story. Hierzu sollen sich bitte die asiatischen Kulturhistoriker auslassen. Die Regiearbeit des Altmeisters John Woo fällt übrigens weder positiv noch negativ auf. Er hat halt auch planmäßig seinen Beitrag zur asiatischen Kriegsfilmwelle geleistet. Natürlich seinem Ruf entsprechend hinreichend ausgiebig, teuer und actionlastig. Für jeden, der sich auch dieses Jahr noch nach ultimativer asiatischer Kriegsaction sehnt, sei Red Cliff wärmstes empfohlen. John Woo setzt definitiv noch ein kleines i-Tüpfelchen auf alles Bisherige drauf, aber nur in Hinsicht auf die ACTION. Die ursprünglichen 140 Minuten verfliegen somit wie im Flug und entsprechen eigentlich nur gefühlten 90 Minuten. Also, rein ins Kriegsgetümmel. Das ist GROSSES Kino. | |
meiklsan | 09.08.2009, 03:51 |
Reviewvon Tweek | Permalink |
Kurz belichtet: Prunkvolles und opulentes Kriegs-Gemälde der anderen Art vom Großmeister John Woo, das sich weniger an historischer Akkuresse, sondern eher am fantasievollen Gehalt der Story orientiert. Der Film bietet die gewohnt hohen Schauwerte, entsprechend empfiehlt sich hier besonders das Anschauen auf der großen Leinwand, um die prachtvollen Bilder in ihrer Gesamtheit wirken zu lassen. Natürlich werden - asiatypisch - viel Pathos, Romantik an der Grenze zum Kitsch und ein Quentchen unfreiwilliger Humor geboten, was mir insgesamt nicht so liegt, aber den geneigten Fan befriedigen dürfte. Die Kämpfe und Schlachten sind beeindruckend over-the-top inszeniert und entbehren jeglichen Realismus, aber das erwartet man von Woo auch nicht anders; manche Reviews heben den hohen graphischen Gewaltgehalt hervor, ich denke, man hat schon heftigeres gesehen. Einige Handlungssprünge waren etwas holprig, das mag aber an der vorliegenden internationalen Schnittversion liegen. Im übrigen reichen mir die gut 140 Minuten völlig aus, um mich gut und sättigend zu unterhalten, werde aber bei Gelegenheit noch die Komplettfassung sichten. Fazit: Großes Kino für Asien-Kenner, die sich den Film nicht entgehen lassen sollten. | |
Tweek | 25.08.2009, 16:00 |
In einer Zeit, als Kriegsherren auch Dichter und Denker warenvon Alan Smithee | Permalink |
"Red Cliff" markierte nach über 16 Jahren Hollywood John Woos Rückkehr nach China. Der Film kam in Asien als Zweiteiler mit über viereinhalb Stunden Laufzeit in die Kinos, während er für das westliche Publikum auf einen Film mit knapp zweieinhalb Stunden gekürzt wurde. Auf dem FFF lief ebenfalls die kürzere Version, und obwohl sie ein beeindruckendes Schlachtenepos war, machte ich mir beim Verlassen des Kinos sofort eine gedankliche Notiz bei Gelegenheit die Langfassung einschiffen zu lassen. Vor 3 Wochen kam ich endlich dazu die vollständige Version des Films anzusehen, und ich kann jedem, der an "Red Cliff" interessiert ist, nur empfehlen sich ebenfalls diese zu besorgen. Der Film basiert auf einigen zentralen Kapiteln des historisch angelegten Nationalepos "Die drei Königreiche", das wegen seines literarischen Ranges und auch aus inhaltlichen Gründen oft als die chinesische "Ilias" bezeichnet wird. Zeitlich etwa 208 n.C. angesiedelt, beschreibt er den Feldzug von Cao Cao, Premierminister des Han-Reiches, gegen die südlich gelegenen Reiche Shu und Wu. Offiziell als Krieg zur Sicherung des Fortbestandes der Han-Dynastie deklariert, verfolgt Cao Cao dabei persönliche und machtpolitische Interessen. Wegen der zahlenmäßigen Überlegenheit von Cao Cao’s Armee schließen sich die Herrscher der südlichen Reiche, Liu Bei und Sun Quan, zusammen und bereiten sich auf die berühmte Entscheidungsschlacht am "Red Cliff" vor... Für westliche Zuschauer, die mit der Romanvorlage nicht vertraut sind, stellt die Fülle schillernder Charaktere zu Beginn vermutlich eine Herausforderung dar. Durch die Bank hervorragend besetzt, fallen neben den bereits genannten Figuren vor allem Zhuge Liang, Chefstratege von Liu Bei sowie dessen drei Generäle, Zhou Yu (Chef von Sun Quans Armee und wunderbar verkörpert von Tony Leung, der sich mit seinen Rollen in "Infernal Affairs", "In the Mood for Love" und "Lust, Caution" als führender chinesischer Charakterdarsteller etabliert hat), dessen Gattin Xiao Qiao und natürlich Sun Quan’s mutige Schwester Sun Shangxiang ins Auge. Neben Cao Cao, der von Zhang Fengyi eindringlich als skrupelloser aber auch einsamer Kriegstreiber dargestellt wird, steht vor allem die Freundschaft von Zhou Yu und Zhuge Liang im Mittelpunkt, die ein beinahe intuitives Verständnis füreinander gewinnen und sich bei ihren taktischen Erwägungen kriegsentscheidend ergänzen. Den Hauptcharakteren, ihren Eigenheiten und Beziehungen untereinander wird in der Langfassung des Filmes sehr viel Aufmerksamkeit gewidmet, während sie in der kürzeren Fassung zugunsten der Schlachten leider nur angerissen werden. Besonders hart trifft dies Sun Quan, der angesichts einer übergroßen Vaterfigur und der Erfolge seines verstorbenen Bruders erst Vertrauen in sich selbst finden muss, Sun Shangxiang, die mit ihrem Mut den Ausgang des Krieges maßgeblich beeinflusst, und auch Cao Cao, dessen menschliche Seite hinter seinem sonst so arroganten Auftreten in einem eindrucksvollen Monolog, in dem er seine Soldaten indirekt als Söhne adressiert, zum Ausdruck kommt. Eine Intrige Zhou Yu’s gegen Cao Cao’s Flottenkommandanten, bei der auch besonders deutlich wird, wie sich seine Aktionen mit denen Zhuge Liang’s ergänzen, fiel ebenfalls unter den Tisch. Das Gleiche gilt in unterschiedlich starker Ausprägung für die Hauptthemen des Films: Freundschaft (mitunter über Feindeslinien hinweg), Brüderlichkeit, Loyalität und Ritterlichkeit, die John Woo bereits in seinen früheren Kriminalfilmen in den Mittelpunkt gerückt hat. Der Schere zum Opfer fielen darüber hinaus viele blutige Details der Schlachten, einige mehr oder weniger poetische Szenen und fast alle humorvollen Einlagen, was allerdings leicht verschmerzbar ist, da sie aus meiner Sicht (gerade angesichts des Themas..) manchmal etwas deplatziert wirkten. Spätestens zu Beginn der einstündigen Entscheidungsschlacht, deren Belagerungsszenen von John Woo wirklich beeindruckend in Szene gesetzt wurden, ist aber endgültig Schluss mit lustig. In "Red Cliff" geht es jedoch nicht nur um Schlachten und ausgeklügelte Kriegstaktiken unter Einbeziehung des Wetters und der Charaktereigenschaften des Gegners. Ebenso setzen Philosophie, Musik, Kalligraphie und nicht zuletzt die Teekunst wichtige dramaturgische Akzente. All dies macht den Film zu einem großen Erlebnis, wobei ich zum Schluss noch einschränkend anmerken möchte, dass man bei "Red Cliff" keinen allzu realistischen historischen Kriegsfilm erwarten sollte. Dazu sind vor allem in der ersten Hälfte des Zweiteilers einige Kampfszenen (z.B. bei der Schlacht mit der Schildkrötenformation) zu "over-the-top". Ebenfalls gibt es keine wirklich bitteren Entscheidungssituationen, in denen taktisches Kalkül und Menschlichkeit miteinander abgewogen werden müssen. Zumindest in dieser Hinsicht soll "The Warlords", der vor wenigen Jahren ebenfalls auf dem FFF lief, eindrucksvoller sein, habe ich mir sagen lassen. | |
Alan Smithee sah diesen Film im Metropolis 1, Frankfurt | 22.08.2010, 03:05 |
„This battle will be interesting.“von Herr_Kees | Permalink |
Interessant ist es in der Tat, mit welchen Strategien die zahlenmäßig Unterlegenen ihre Gegner in den Schlachten immer wieder austricksen – wobei es den Film kaum spannender macht, dass sie mit ihren Finten nahezu immer erfolgreich sind. RED CLIFF ist dahingehend so etwas wie eine Light-Variante von GAME OF THRONES (das zeitlich erst 3 Jahre später kam), ohne Fantasy-Elemente und mit deutlich geringerer Fallhöhe. Dabei sind die knapp 5 Stunden der Originalfassung durchaus kurzweilig, gefühlte 2 Stunden davon sind epische Schlachten und Einzelkämpfe, für die lediglich halb so lange internationale Fassung musste einige Folklore weichen, die jedoch deutlich zum atmosphärischen Erlebnis beiträgt. Auch ein paar interessante Handlungsstränge wurden geschnitten, darunter auch ein Subplot mit einer für dieses Genre bemerkenswert aktiven Frauenrolle. RED CLIFF ist nicht so ein Augenschmaus wie HERO, nicht so poetisch wie HOUSE OF FLYING DAGGERS und nicht so romantisch und elegant wie CROUCHING TIGER HIDDEN DRAGON, er ist kein Meisterwerk, aber in jeder Hinsicht ein großer Film. | |
Herr_Kees | 24.05.2018, 09:12 |
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