Fear Godvon FFFler | Permalink |
Kevin Smith auf Abwegen, doch seinen Stil wird er auch in seiner Horrorsatire Red State nicht los. Die Dialoge klingen immer noch nach Clerks und Konsorten und machen den Film in seinem Genre schon fast zu etwas ganz Besonderem. Sein neuestes Werk handelt von einer Gruppe religiöser Fanatiker, die drei sündige Kinder entführt und diese ihrer gerechten Strafe zukommen lassen möchte. Doch sie haben ihre Rechnung nicht mit der Regierung gemacht. Smith will viel mit seinem Film und dank seiner zynischen Betrachtungsweise geht das Ganze vollkommen auf, nahezu jede Seite wird hier auf aberwitzige Art und Weise bloß gestellt. Wirklicher Horror vermag im Grunde zwar nur in der ersten Hälfte des Filmes aufkommen, da der Rest das bislang gesehene ad absurdum führt, aber genau dieser Stilbruch gepaart mit seinem wirklich großartigen Ausgang, macht Red State zu etwas Einzigartigem. Die Darsteller sind dabei blendend aufgelegt; vor allen Dingen Tarantinos Lieblingsschauspieler Michael Parks darf endlich mal in einer Hauptrolle sein ganzes Potential zeigen und mag John Goodman auch viele Kilos verloren haben: Seine Coolness ist weiterhin unbestritten. Nach seinen letzten enttäuschenden Filme zeigt Smith hier, dass er es noch nicht verlernt hat und liefert ein herrlich zynisches Werk ab, das man nicht verpassen sollte. | |
FFFler sah diesen Film im Cinemaxx 7, Berlin - Original-Review | 20.08.2011, 15:06 |
Gott ist heute nicht hiervon Timo | Permalink |
RED STATE ist viel weniger der erwartete Red-Neck Horror als ein hundsgemeiner, satirischer Shootout zwischen Fundamentalismus und dem amerikanischen Rechtssystem. Besonders gelungen sind die vielen Perspektivwechsel, die der Zuschauer durchleben muss um am buchstäblichen Ende anzukommen. Dabei ist der Film wunderbar zynisch, nie jedoch lächerlich. Michael Parks ist wieder einmal herrlich schräg. Neben seiner legendären Rolle in KILL BILL ist diese in RED STATE ein weiteres Highlight in seiner Filmographie und sicherlich einer der charismatischsten Schergen des laufenden Kinojahres. RED STATE ist schnell und schmutzig - die Filmminuten verfliegen in Windeseile. Viel Substanz bringt der neuste Film von Kevin Smith jedoch nicht mit, weil er jede eingeschlagene Richtung stets ad absurdum führt. Reicht jedoch völlig für einen unterhaltsamen Kinoabend aus. | |
Timo sah diesen Film im Metropolis 1, Frankfurt - Original-Review | 29.08.2011, 14:36 |
Der Zorn des Herrn (Smith)von D.S. | Permalink |
Ich halte nichts von Religion und in der Regel auch nicht von Gläubigen. Ausnahme sind solche wie Kevin Smith, die über das von ihnen verinnerlichte Irrationale nicht ein rationales Weltbild beerdigen. Die in der Lage sind, über die von ihnen jeweils präferierten Anbetungsfiguren und Katechismen auch zu lachen. Und die vor allen Dingen eine klare Grenze zwischen Religiosität und Fanatismus ziehen - und verteidigen. Das tat Kevin Smith bereits in DOGMA, dort auf harmlos-humoristische, locker-lustige, in Ansätzen auch mal sarkastische Weise. In RED STATE ist sein Tonfall schärfer: Er widmet sich dem Thema christlicher Fundamentalismus auf eindeutig zynische Weise. Was dafür spricht, dass er ernsthaft angepisst ist vom Vormarsch reaktionärer, anti-liberaler, christlich begründeter Positionen in der US-amerikanischen Gesellschaft. Jedenfalls strahlt RED STATE für mich eine Menge Wut aus, auch und gerade in den (Dialog-)Witzen, die er vor allem im letzten Drittel einbaut. Ohnehin ist der Film in Teilen zwar ganz klar als Smith-Werk erkennbar - die überzeichneten Charaktere, die smarten Dialoge, die grotesk-komischen Einfälle speziell im Finale sprechen seine typische Sprache. In seiner Handlung, seiner Inszenierung und insbesondere in seinem Gewaltlevel unterscheidet sich RED STATE aber deutlich von allem, das der Regisseur bislang veröffentlicht hat. Das waren nämlich Komödien und Liebesfilme (wenn auch meist reichlich offbeat). Dieses Werk aber ist eine Mischung aus Backwoods-Torture- und Actionfilm, voller drastischer Szenen, Shoot-outs und Adrenalin. Humor fehlt über weite Strecken v.a. im mittleren Filmdrittel ganz: das Lachen hier ist ein bitteres, galliges. Kein Wunder, basiert seine Handlung doch auf authentisch Ekelhaftem: Vorbild für den ultrareligiösen Clan im Film, der Homosexuelle und andere „Sünder" bestrafen will, ist die „Westboro Baptist Church" unter Fred Phelps - die sich inhaltlich in zahlreichen Aspekten gar nicht so weit weg von der Tea-Party-Bewegung ansiedelt. (Im Forum der IMDb sehen das ein paar Inder übrigens anders: für sie ist RED STATE ein illegales Remake eines obskuren Bollywood-Films. Die dortige absurde Diskussion wird Kevin Smiths „Liebe" für Filmbewertungs-Websites sicher nur vergrößern.) Allerdings bekommt nicht nur die religiöse Rechte ihr Fett weg: Genauso hart werden diejenigen Vertreter von Staat und Law & Order angegangen, die sich freier Meinungsäußerung, Protest und ähnlicher „Probleme" am liebsten ebenfalls einfach entledigen würden. Und auch hier ist einiges an Wut seitens Kevin Smith spürbar. Als Terror-Film kann RED STATE nur teilweise überzeugen. Dafür ist sein Setup letztendlich - allem traurigen Realismus zum Trotz - zu generisch, der Handlungsverlauf zunächst zu vorhersehbar. Er konzentriert sich außerdem nicht ausreichend darauf, Atmosphäre aufzubauen und auszuschöpfen: Gefangenschaft bei Psychopathen und Panik vor dem, was sie einem antun werden, wurde schon deutlich intensiver und beklemmender vermittelt. Das Genre ist in weiten Teilen dann doch nur Vehikel, um eine Botschaft zu transportieren. Diese allerdings wird dann gerade im letzten Drittel des Films mit so bitterbösen Überraschungen versüßt, dass man ihm nicht böse sein kann - im Gegenteil: Durch seine Auflösung wird RED STATE zu einem echten Genuss und lässt viele Beschränkungen hinter sich, mit denen ein echter Genrefilm sonst zu kämpfen hat. Daher eine klare Empfehlung und 7 Punkte von mir. Man sollte nur nicht den Fehler begehen, einen reinblütigen Horrorfilm zu erwarten. Aber das wird bei einer Kevin-Smith-Produktion ja eh niemand tun. Oder? | |
D.S. sah diesen Film im Metropolis 1, Frankfurt | 30.08.2011, 06:37 |
Erstens kommt es anders...von glorrk | Permalink |
...als man denkt. Das müssen auch die Hauptdarsteller des Filmes erfahren, die über einen Chatroom ein vermeintliches Date mit einer reiferen Frau zum Gruppensex buchen. Denn daraus wird natürlich nichts und plötzlich finden sie sich in den Fängen einer fundamentalchristlichen Sekte wieder. Soweit nichts neues. Wer jetzt den üblichen Torture-Porn erwartet, der wird eines besseren belehrt, denn plötzlich schlägt der Film eine ganz andere Richtung ein. Und die ist bitterböse, kompromisslos mit tiefschwarzem Humor... Der Film hält stets ein hohes Tempo, ohne hektisch zu werden, einen genialen John Goodman und lässt einem das Lachen oftmals im Halse stecken bleiben. | |
glorrk sah diesen Film im Cinema, München | 04.09.2011, 09:55 |
Zack, die (blaue) Bohne!von mdbnase | Permalink |
Versprochen wurde dem Zuschauer der erste Horrorfilm der Indie-Ikone Kevin Smith. Als solch einen würde ich Red State aber nicht unbedingt sehen, denn die wenigen Motive aus dem Okkultismus und des Torture-Porn-Subgenres rechtfertigen dies nicht. Vielmehr ist der Film ein sehr zynischer Thriller mit deutlicher Kritik des religiösen Fundamentalismus - aber auch am Umgang der offiziellen Organe mit vermeintlichen Terroristen. Schon in seinem Meisterwerk 'Dogma' wurde Smiths Einstellung zu Religionen deutlich, jedoch auf einer humorvolleren Ebene. Mit Humor kann Red State zwar auch aufwarten, allerdings geht Smith hier den brachialeren Weg mit viel Zynik und Sarkasmus. Die beiden Hauptprotagonisten, wunderbar gespielt von John Goodman und Michael Parks, schenken sich hierbei nichts und nehmen auch Verluste in Kauf. Die eigentlichen Opfer geraten so eher zu Nebenfiguren in einem noch viel größeren Spiel. Beide Seiten sind von ihrem Handeln überzeugt und gehen über Leichen. Beide sehen sich als 'die Guten', aber keiner ist bereit, auf den anderen zuzugehen oder sich zu öffnen. So werden die fanatischen Christen als Terroristen abgestempelt und die Polizei als gesichtslose, schießwütige Söldnertruppe ohne Moral gezeigt. Das ist ganz und gar nicht plump, denn bei Smith werden in diesem temporeichen Film die Charaktere dermaßen überzeichnet und mit den üblichen Erwartungen in der Storyline gebrochen. Bewusst bleiben manche Charaktere oberflächlich, wodurch das Groteske und Fanatische der beiden Seiten noch verstärkt wird. Dabei wird eine Menge Blei verschossen und auch der eine oder andere Tote ist zu verzeichnen. Man schwelgt aber nicht im Blut, sondern bevorzugt eher das Bleigewitter. Mit Red State ist Smith ein kurzweiliger Film über Fanatismus gelungen, der zeigt, mit welch tödlicher Konsequenz beide Seiten zu Werke gehen und dabei beide ihre eigentlichen Werte und Moralvorstellungen über Bord werfen – denn im Endeffekt sind alle nur getrieben von Sex und Gewalt. Handwerklich kann man dem Film ebenfalls nichts vorwerfen, so dass ich meine Bewertung relativ hoch ansiedeln kann. | |
mdbnase sah diesen Film im Metropol 1, Stuttgart | 09.09.2011, 14:54 |
Hallelujahvon Astrogirl | Permalink |
Eine Story von der man meint, dass es nicht so weit von der Realität entfernt ist (und natürlich gibt es auch dafür in den USA eine Vorlage aus dem wirklichen Leben): Teenager, die einfach nur Sex wollen, religiöse Fanatiker, die den Verfall der gesellschaftlichen Moral bekämpfen, in dem sie Menschen, die nicht nach ihren Werten leben, vor Gott richten und auf der anderen Seite die amerikanische Regierung, zum einen vertreten durch einen genialen John Goodman, die versucht auf den einfachsten, nicht immer gerechtesten Weg, den religiösen Fanatikern Einhalt zu bieten. Der Abschlussdialog zwischen Goodman und den Regierungsmitarbeitern ist eindeutig das Highlight des Films. Schockiert, was alles in der heutigen Gesellschaft möglich ist oder sein könnte, mit Erkenntnissen und Nachdenken wie bei "How to Get Rid of the Others", ist "Red State" kein Horrorfilm im klassischen Sinne, sondern eher ein Horrorszenario unserer Gesellschaft. | |
Astrogirl sah diesen Film im Cinema, München | 16.09.2011, 22:43 |
Kein Independent mehrvon MarxBrother81 | Permalink |
Angeblich wird Kevin Smith als Independent-König von der USA gehandelt. Richtig ist aber, das Herr Smith nach seinen Werken "Clerks" und "Mallrats" wohl eher nur noch Mainstream gemacht hat. "Dogma", "Jay und Silent Bob", "Cop out" - das waren alles Filme die von grossen Filmfirmen produziert wurden, da brauch mir keiner mit Independent (unabhängig) kommen. Fakt ist: Kevin Smith macht seine Filme nicht mehr so wie er sie früher machte, sondern wie die Majors das wollen. Und das muss ja nicht schlecht sein, wie RED STATE beweist. Ein blutiger Mix aus Sekten-Thriller und Action-Drama gepaart mit bösem Witz hat er damit abgeliefert. Und das funzt an allen Ecken und Kanten. John Goodman als Bulle ist sowieso das Highlight des ganzen Filmes! Fazit: Guter Film, der ruhig noch härter ausfallen hätte können! | |
MarxBrother81 | 13.01.2012, 00:05 |
Kommentar von Herr_Kees : |
Sex. Religion. Politics. |
Zynische Fanatismus-Satire, die einige Haken schlägt und dabei zwar das emotionale Investment des Zuschauers verliert, dafür aber gut unterhält. |
08.09.2011, 00:17 |
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