Redirected

Guy Ritchie auf Speed

von Fex
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Ziemlich abgedrehter Mix aus den zwar mittlerweile hinlänglich bekannten, fast schon inflationären englischen Gangsterkomödien mit viel schrägem, hier zum Teil sogar meist abstrusem - aber immer irgendwie passendem - Witz, diesmal zusätzlich gekonnt gemischt mit dem litauischen "ehemaligen Ostblock-Lokalkolorit", wo keinerlei Skrupel herrschen, sämtliche diesbezüglich in Europa vorhandenen Vorurteile zum Teil bierernst zu verbraten. Hier ist so gut wie jeder korrupt, kriminell, gewaltbereit oder sonst auf seine Weise ziemlich schräg drauf, dass es eine Freude ist zuzuschauen und dass das Ganze wirkt wie ein Guy-Ritchie-Film auf Amphetamin mit Hangover-Einlagen.
Das durchgehend abwechslungsreiche und überdrehte Script mit immer wieder neuen, nicht wirklich vorhersehbaren Wendungen, gleich mehreren parallelen Running Gags und die durchwegs guten Schauspieler runden das Ganze zu einem gelungenen tempo- und actionreichen Kinospaß ab.
Fex
sah diesen Film im Cinestar, Berlin

29.08.2014, 04:23


Es ist mir ein Rätsel...

von Janina Himmen
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Was für eine seltsame Welt das ist, in der ausgerechnet dieser Film bei der IMDb der Bestbewertetste des gesamten Festivals ist... es ist für mich das größte Rätsel dieses Jahr. Klar, man sollte sich nicht zu sehr an der IMDb orientieren, aber wenn ein Film von so vielen Zuschauern Spitzenbewertungen bekommt, dann erwarte ich zumindest gehobenen Durchschnitt. Wo kommen die alle her? REDIRECTED entpuppte sich als eine meiner Festivalgurken, und meine Sitznachbarn waren ähnlich "begeistert" davon. Und anders als bei anderen meiner Gürkchen kann ich hier nicht einmal nachvollziehen, was andere daran finden.

Der Film zog sich sehr. Die Gagquote ist für eine Komödie zu gering, für einen guten Gangsterfilm mangelt es ihm hingegen an Coolness und Spannung. Die meisten Witze sind von der ganz niveaulosen Sorte, intellektuell gefordert wird das Publikum also schon mal gar nicht. Das wäre eigentlich in Ordnung, was aber viel schlimmer ist: Nichts hieran ist originell. Die meisten Gags hat man in ähnlicher Form schon in zig anderen Filmen gesehen, und dabei kenne ich mit HANGOVER noch nicht einmal das angeblich größte Vorbild. Muss man betrunken sein, um diesen Film lustig zu finden? Aber für einen Partyfilm mangelt es ihm entschieden an Tempo, da hätte man einiges straffen müssen.

Die Story um einige in Osteuropa herumirrende britische Gangster basiert ausschließlich auf Zufällen. Hey, da ist ja genau wieder der Typ von eben! Das soll wohl witzig sein, weil es so häufig passiert, ist aber im Grunde nur eine faule Methode, die Handlung voranzutreiben, weil sie ansonsten nicht funktionieren würde. Und dann das Ende... sehr unbefriedigend.

Zugegeben, es ist wohl nicht mein Humor, und meine Erwartungen waren vielleicht zu hoch. Aber selbst wenn ich das miteinberechne, komme ich nur auf einen durchschnittlichen Film. Die Schauspieler waren okay und ein paar mal kann man durchaus lachen. Aber REDIRECTED ist vor allem furchtbar unoriginell, zäh und ohne Stil.
Janina Himmen
sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt - Original-Review

04.09.2014, 20:30


Welcome to Lithuania

von D.S.
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Guy Ritchie goes Osteuropa, hat auf dem Weg dorthin aber einiges an scharfem Witz, inszenatorischer Brillanz und Originalität liegengelassen: So könnte man REDIRECTED vielleicht am besten umschreiben, den britisch-litauisch koproduzierten Versuch, einen neuen Klassiker des "Cool Britannia"-Gangsterkinos zu erschaffen – ein Genre, das eben Mr. Ritchie quasi im Alleingang etabliert hat und dessen Hochzeiten dem geneigten Fan harter Schlägertypen in dummen Situationen und tarantinoesker Storyentwicklungen Filmperlen wie SNATCH oder LOCK, STOCK AND TWO SMOKING BARRELS verschafft haben.

Absolut alles an REDIRECTED riecht nach diesen großen Vorbildern, addiert noch einen Spritzer HANGOVER und – vom Lokalkolorit her – leichte Anklänge an Kusturica-Werke wie SCHWARZE KATZE, WEISSER KATER hinzu, fertig ist der perfekte Rip-off. Klar, wer da dann in den Credits nicht fehlen darf: Vinnie Jones, wer sonst, in einer relativ großen Rolle. Der macht seine Sache auch ausnehmend gut und ist durch seine gewohnt souveräne Verkörperung eines charismatisch-brutalen Gangsterbosses allein fast Grund genug für eine Sichtung des Films. Allerdings variiert er diese Rolle, die er inzwischen schon sooo oft gespielt hat, auch hier nicht im Geringsten – das ist fast schon eine Art "Stereotyping".

Allerdings ist das bei REDIRECTED ohnehin Programm: Der größte Teil der Handlung um vier Freunde aus London, die im April 2010 eine Gruppe Schwerkrimineller ausrauben, sich dabei jedoch so dämlich anstellen, dass jene sogleich die Verfolgung aufnehmen können, spielt in Litauen – eigentlich wollten unsere Protagonisten mit ihrer Beute das süße Leben in Malaysia genießen, aufgrund des Ausbruchs des unaussprechlichen isländischen Vulkans wurde ihr Flug jedoch nach Vilnius umgeleitet. Und man könnte glatt meinen, das in diesem Film gezeigte Bild der litauischen Bevölkerung sei von der BNP gemalt worden: Hier ist fast ausnahmslos jeder ein korrupter, gewalttätiger, asozialer oder gleich degenerierter Verbrecher, der nichts anderes im Kopf hat, als ehrenwerte Engländer über den Tisch zu ziehen. Beziehungsweise totzuschießen. Sicher, das führt zu amüsanten Konfrontationen und bösen Witzen; in gewisser Hinsicht macht sich der Film durchaus auch über die von ihm serienweise verbratenen Klischees und Vorurteile lustig. Dennoch macht sich da auf Dauer ein etwas ungutes Gefühl breit – denn es fehlt eine klare, smarte Konterkarierung, wie sie etwa SNATCH im Bezug auf die "Zigeuner" um Brad Pitt zu bieten hatte.

So begleiten wir also die vier verplanten Freunde bei ihrer alptraumhaften Reise durch die Ostblockprovinz, von einer Traufe in die nächste schlitternd; immer an ihren Fersen klebend die Gangster um Vinnie Jones, die ebenfalls eindrucksvolle Erlebnisse mit der lokalen Unterwelt (also quasi allen Litauern, denen sie begegnen) haben. Da unsere Hauptfiguren einander – und ebenso das Diebesgut – bald aus den Augen verlieren, laufen über die meiste Zeit des Films mehrere Handlungsstränge parallel zueinander ab, was für einige Abwechslung und relativ viele unterschiedliche groteske Situationen sorgt. Zum Glück, denn dadurch gibt es immerhin ein paar, die wirklich lustig sind, und so wird auch geschickt darüber hinweggetäuscht, dass das eigentliche Tempo der Handlung gar nicht mal so arg hoch ist und ihre Eskalation, wenn man genauer hinschaut, am Ende gar nicht mal so weit getrieben wird, wie es möglich gewesen wäre.

Es wird einfach in keiner Hinsicht das Niveau der großen Vorbilder erreicht, dafür fehlen dem Drehbuch die Vielschichtigkeit und Ironie sowie der Inszenierung die Geschwindigkeit und Exaktheit. Allerdings ist das auch eine extrem hohe Messlatte. Übersehen wir die für den Moment, dann ist REDIRECTED ein durchweg unterhaltsamer Zeitvertreib; gefüllt mit fieser Situationskomik, ikonischen Charakteren sowie einer Handvoll wirklich gelungener Running Gags (ich sage nur „Heizung“!). 6,5 Punkte sind darum allemal drin. Bis zu Guy Ritchie ist es allerdings noch ein weiter Weg aus der baltischen Einöde.
D.S.
sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt

05.09.2014, 02:30


The fellowship of the ring

von Dr_Schaedel
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Das Programm bezeichnete den Film ja schon als Mischung aus LOCK, STOCK AND TWO SMOKING BARRELS und HANGOVER, und das trifft es ziemlich genau.

Eine flotte Gangstersause an bis dato noch kaum bekannten Schauplätzen, die zwar in punkto Erzählweise nicht die Raffinesse der berühmten Vorbilder erreicht (sie jedoch gleichwohl unter Einsatz von Federvieh und "Big Chris" Vinnie Jones immer wieder zitiert), die aber stets gut zu unterhalten weiß. Dass der Humor dabei immer wilder Niveaulimbo tanzt, und dass die Hauptfiguren nicht ganz so sehr die liebenswerten Loser sind, wie man sie sich erhofft hatte, darf einen nicht stören.

Lithuania: Eight points!
Dr_Schaedel
sah diesen Film im Cinema, München

18.09.2014, 02:41


Schlock, Flop and Two Smoking Kurvas

von Herr_Kees
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Im Ostblock nichts Neues: Eine Handvoll Gangster ist hinter einer gestohlenen Tasche Spielgeld her, zwischen den Fronten ein halbwegs Unschuldiger, der alle fünf Minuten von einer anderen Partei bewusstlos geschlagen wird, dazu jede Menge Gangster- und Osteuropa-Klischees aber leider keinerlei Eigenständigkeit, hier wird nur das Zitatekino von Ritchie, Tarantino & Co. zitiert, und das ohne Witz, Charme, Tempo oder besondere Schauwerte – zumindest, wenn man einen nackten Mann mit einem Heizkörper unter dem Arm jetzt nicht so wahnsinnig witzig findet.
Herr_Kees

14.03.2018, 14:23




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