Redundanz Redundanzvon Herr_Kees | Permalink |
Irene reist durch zahlreiche Paralleluniversen, um immer wieder den Mörder ihrer Tochter umzubringen – in der Hoffnung, dass sie in einer der Realitäten noch am Leben ist. Eine starke Prämisse, die zu Beginn auch vielversprechend umgesetzt wird: Wir werden mitten ins Geschehen hineingeworfen, sprich, in mehrere Begegnungen der Rächerin mit dem Täter in leicht unterschiedlichen Variationen. So setzt der Film clever seinen Rahmen durch seine Erzählung und das Verhalten seiner Protagonisten, erklärt wird später und auch nur das Notwendigste, das lediglich angedeutete Worldbuilding funktioniert für die Thrillermechanik jedoch hervorragend. Das Drehbuch leider weniger. Denn nach einem spannenden ersten Akt begegnet Irene der Ausreißerin Mia und der bis dahin noch straight ausgerichtete Film beginnt, zu zerfasern. Nun werden in Dinergesprächen noch schwere Kindheiten und das Motiv der Ersatzmutter verhandelt, die bislang souveräne Irene trifft plötzlich weniger intelligente Entscheidungen als vorher und bislang vermiedene Klischees machen sich breit. Der Plot lebt zwar von der Wiederholung und Variation, wenn Irene Mia jedoch zum dritten Mal klarmacht, dass sie sie nicht auf ihren Rachefeldzug mitnimmt, ist das einfach nur redundant, der Film dreht sich im Kreis, die Luft ist im langen Mittelteil deutlich raus. Das actionreichere Finale bringt dann zwar wieder Schwung rein, ist aber leider auch wieder nur ein solider Thrillerklischee-Showdown, der die Glaubwürdigkeit ein gutes Stück strapaziert. Das ist sehr schade, denn aus Plot Device der Multiverse-Reisen hätte man einen deutlich clevereren Film machen können, man denke nur an kleine Genrehighlights wie RETROACTIVE (1997) oder 12:01 (1993). Wer weiß, vielleicht sitzt der McManus-Clan (Regie- und Autoren-Duo Kevin & Matthew und ihre Schwester, Hauptdarstellerin Michaela) in einem Paralleluniversum bereits an einem ausgefeilteren Skript. | |
![]() sah diesen Film im EM, Stuttgart | 11.05.2025, 20:18 |
Die Rache einer Mutter geht durch (alle Paralleluniversen) wie Buttervon Leimbacher-Mario | Permalink |
„Wenn jemand mein Kind töten würde, dann würde ich ihn sehr wahrscheinlich auch töten (wollen).“ Da gibt’s denke ich kaum ein Elternteil, das diesen Satz nicht unterschreiben würde. Aber die betroffene Mutter in „Redux Redux“ geht noch einige Schritte weiter und plant den Mörder ihres Kindes mehrfach zu töten - in allen Paralleluniversen, die sie (durch eine seltsame, sargähnliche Konstruktion) erreichen kann. Auch um vielleicht doch irgendwo auf eine lebende Version ihrer Tochter zu treffen. Aber auch für pure Rache. Doch es gibt Abweichungen, Überraschungen und Unterschiede in den Zeitlinien, die sie mit ihrem Entschluss hadern lassen, bzw. vor große Probleme, Entscheidungen, Abzweigungen stellen… Filmische Indie-Low-Key-Zeitschleifen/-reisen und/oder Multiversumcurveballs waren in den letzten Jahren nicht immer mein Ding („Things Will Be Different“). Aber „Redux Redux“ ist anders und hat mehr Dampf, mehr Biss, mehr Intensität. Mein Interesse zu wecken und hochzuhalten fiel ihm sehr, sehr leicht. Er hat Schwung und Härte, sein emotionaler Kern ist voll intakt und jede Überraschung sitzt. Der Score pulsiert und treibt. Die familiäre Produktion spürt man. Die Hauptdarstellerin spielt sehr glaubhaft und brodelnd. Dazu wird das Multiversumskonzept nie zu sehr aufgeblasen oder übererklärt. Der Schluss sitzt, das Ding ist rund, macht Sinn, da wackelt nichts und wenig hat noch Spiel. Spannung und Tempo stimmen. „Redux Redux“ macht kein großes Fass auf und ist doch in seiner Art und Weise ein dickes Ding, ein voller Erfolg, ein hinterhältiger Kopfschuss von einem Thriller. Die Zitate an größere Vorbilder sind da, stellen sich aber nie in den Vordergrund. Die sargähnliche Konstruktion ist interessant und hat einen Hintergedanken. Das Worldbuilding ist da - mal verspielt und mal bitterböse - ohne es wie gesagt überzukomplizieren. Der immer gern gesehene Jim Cummings in einer Nebenrolle. Und ein Plädoyer für einen Neuanfang nehme ich gerne. „Redux Redux“ vergeudet keine Zeit und ist ganz sicher auch keine vertane Zeit. Er ist ehrlich gesagt eher einer der besseren Genrefilme des Jahres, das kann ich jetzt schon sagen. Wenn der bald z. B. im Streaming erscheint: Unbedingt eine Chance geben! Famose family affair Fazit: Intensiver, straffer und hochemotionaler Multiversumsthriller mit Mutterinstinkt, Synthiepuls und Sarah Connor-/„Terminator“-Gedenk-Vibes. Richtig stark. Hoffe der geht über das lange Genrefilmjahr und die Festivalsaison nicht verschütt. Immanente Indieempfehlung. | |
![]() sah diesen Film im Residenz, Köln | 11.05.2025, 22:09 |
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