Tschechischer TATORTvon D.S. | Permalink |
Wer gedacht hatte, ein Sci-Fi-Thriller müsse automatisch zukunftsgewandt wirken, wird durch den tschechischen RESTORE POINT eines besseren belehrt: Der kommt nämlich derart altbacken und undynamisch daher, ist in seiner Visualität wie auch in seiner Inszenierung so unspektakulär, gleichzeitig so geschwätzig wie bemüht, nur niemandem auf die Füße zu treten, dass er sich fast wie ein typischer TATORT anfühlt. Ein TATORT in Sci-Fi-Verkleidung zwar. Dabei aber genauso traurig tranig wie das Original. Wobei die Ausgangsidee des Films ja gar nicht mal uninteressant ist: Wir sind in einer Zukunft unterwegs, in der jeder Mensch qua Gesetz das Recht auf einen Savegame-Restore seines eigenen Daseins hat. Stirbst du, kann dein Bewusstsein neu zum Leben erweckt werden – sofern du am „Restoration“-Programm teilnimmst und dein letztes Savedate maximal 48 Stunden alt ist. Immer mehr Menschen registrieren sich für das Programm, da in jüngerer Zeit auch immer mehr Menschen ums Leben kommen – durch Anschläge einer terroristischen Organisation namens „River of Life“, welche die Technologie ablehnt und für die Auffassung eintritt, der Tod gehöre nun mal zum Leben dazu. Nun hat die Gruppe offensichtlich für ein weiteres Opfer gesorgt. Ein prominentes. Einen der Chefs des Programms nämlich. Und sein Backup fehlt. Was könnte dahinterstecken? Das werden wir bis zum Ende des Films natürlich erfahren, aber es sei explizit nicht versprochen, dass es eine Überraschung darstellt – oder auch, dass man über lange Zeit sehr neugierig darauf bleibt. Der Weg zur Offenbarung führt nämlich vor allem über zahllose müde Dialoge und eher uninteressante, wenn nicht sogar ermüdende Details aus dem Privatleben der handelnden Personen. Dass zwischenmenschliche Verbandelungen aka Liebesgeschichten auch eine große Rolle spielen, liegt auf der Hand. Zwei Tage nach meiner Sichtung habe ich RESTORE POINT bereits weitgehend wieder vergessen. In Erinnerung geblieben ist mir sein verzweifeltes Bemühen, stylisch und futuristisch zu wirken, was er jedoch in erster Linie durch „Sci-Fi“-CGI-Fassaden tschechischer Häuserfronten zu erreichen versucht. Inhaltlich fallen ein paar Logikfragen auf, an deren Beantwortung der Film kein Interesse hat (wie zum Beispiel jene, in welchen Körper eigentlich ein Bewusstsein wiedererweckt wird, dessen Träger etwa durch einen Unfall komplett verstümmelt worden ist), ansonsten suhlt man sich hier in Verschwörungserzählungen, die so plump übertrieben wie einfallslos wirken. Krimi-Freunde werden am Film vielleicht ihren Spaß haben, Sci-Fi-Fans eher nicht, schätze ich. „Gourmets klassischer Fantastik“ schließlich könnten sich – entgegen der Verheißungen des Programmhefts – bei RESTORE POINT in einem tiefen Tal der Trauer wiederfinden. Ganz wie beim TATORT eben. 4 Punkte, der dann doch recht spannungsvollen Eröffnung wegen. | |
D.S. sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt | 12.09.2023, 05:04 |
Have you backuped today?von traab | Permalink |
"Bod obnovy" aus dem Jahr 2023, international als "Restore Point" veröffentlicht, ist ein fesselnder Science-Fiction-Crime-Thriller aus Tschechien, der mit einer äußerst faszinierenden Prämisse aufwartet. "Im Jahr 2041 in Europa ist der Tod nicht mehr endgültig, da die Menschen ihr Bewusstsein alle 48 Stunden sichern können, um nach einem Unfall oder Angriff wieder zum Leben zurückzukehren. Doch die rebellische Gruppe "River of Life" bekämpft diese Technologie vehement. Als der führende Forscher des "Restoration Institute" einem Mordanschlag zum Opfer fällt und kein Backup von ihm existiert, übernimmt Polizistin Em den Fall. Dabei wird sie in eine gefährliche Verschwörung verstrickt." Die Ausgangslage dieses Films ist zweifellos faszinierend. Die Idee, dass Menschen ihr Bewusstsein speichern und wiederherstellen können, um den Tod zu überwinden, wirft viele ethische und existenzielle Fragen auf. Der Film thematisiert gekonnt die dunklen Seiten des technologischen Fortschritts und die möglichen Bedrohungen für die Gesellschaft, wenn diese Technologie privatisiert wird und sich nur noch wohlhabende Menschen diese Absicherung leisten können. Die visuelle Umsetzung der Zukunft in "Bod obnovy" ist bemerkenswert und das Setdesign sowie das Setting sind stimmig und hochwertig. Das World Building ist durchdacht und ließ mich in diese futuristische Welt abtauchen. Die Schauspieler liefern solide Leistungen ab, und die starke weibliche Protagonistin, dargestellt von Andrea Mohylová, ist besonders stark und vielschichtig. Der Kriminalfall selbst bietet einige spannende Wendungen und hält das Interesse des Publikums bis zum Schluss aufrecht. Die Frage nach einem Backup wird nach diesem Film sicherlich eine ganz neue Bedeutung für dich haben. Wer nach einem futuristischen Krimi im Stil eines Tatorts sucht, der gleichzeitig ethische Fragen aufwirft, für den ist "Bod obnovy" definitiv einen Blick wert. "Have you backuped today?" | |
traab sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt - Original-Review | 14.09.2023, 13:27 |
Upload in the Shellvon Leimbacher-Mario | Permalink |
„Restore Point“ ist eine osteuropäische Co-Produktion, kann sich echt sehen lassen und erzählt von einer Welt, in der man sich (nach einem gewaltsamen Ableben) wiederbeleben lassen kann - da man sein Bewusstsein spätestens alle 48 Stunden auf einen Chip hochlädt und sich somit quasi „unsterblich“ macht. Dabei sehen wir einer Polizeikommissarin zu, wie sie in einer Welt aus Wiedergeburten und Terroranschlägen in einem Mordfall ermittelt, der ihr einige unangenehme Wahrheiten über diese futuristische Gesellschaft und die tonangebende Technologiefirma aufzeigen wird… Backup Runner Hübsch hübsch. Das dachte ich mir viel öfters bei „Restore Point“ als ich es mir vorher hätte erhoffen können. Bei einigen futuristischen Bauwerken und Technikspielereien, bei der Hauptdarstellerin, bei der Grundidee, bei Sets und Stimmung. Was hier Tschechien und Co. bodenständig und doch hochwertig abliefern, das kann man kaum seinen Augen glauben. Meist sind es nur Momente, Bilder, Häuser oder eine eiskalte Zukunftsmusik. Dennoch muss man das erstmal so einwandfrei (und in diesen wenigen Momenten auf/über Augenhöhe mit Hollywood) hinbekommen. Selbst wenn ich bei einigen Hochhäusern und Stadtdetails oft genug gedacht habe, dass man wohl nächstes Jahr schon anfangen müsste zu bauen, um das Anfang der 2040er einigermaßen fertig stehen zu haben. Die Leverkusener Brücke (A1) dauert ja schon gefühlt ein Jahrzehnt… Aber das ist ein anderes Thema. „Restore Point“ überzeugt mich vor allem mit seinen Details, Kleinigkeiten und seiner Sauberkeit. In der Technik, in der Umsetzung, in seiner (durchaus klischeehaften Krimi-)Geschichte. Selbst wenn ich im letzten Drittel etwas müde wurde und der Story die Wendungen und Luft ausgeht, klar wird, dass hier kein großer Showdown mehr kommt, war ich mit der runden Sache durchaus zufrieden. Eine Welt, in die ich gerne abtauche. Ein Europa von (über)morgen, wo meine Augen immer wieder glänzten. Allein bei der Fahrt vor dem feuerspeienden Industriegelände. Mit Skepsis vor Großkonzernen. Mit einer toughen Heldin. Mit rundum zugänglicher, nachvollziehbarer, intelligenter und nie zu verkopfter Sci-Fi. Fazit: Klonality Report… Ostblock-Cyber-Thriller zwischen tollen Technikdetails, eiskalter Stimmung und lahmen Krimiklischees. Dennoch allein wegen der Atmosphäre und futuristischen Feinheiten mehr als nur ein „Black Mirror by the way of Tatort“. | |
Leimbacher-Mario sah diesen Film im Residenz, Köln | 21.09.2023, 09:28 |
Backup konnte nicht abgeschlossen werdenvon Herr_Kees | Permalink |
Wir schreiben das Jahr 2041. Kriminalbeamte ermitteln im Homeoffice, Skoda baut selbstfahrende Autos und Gestorbene haben das Recht darauf, aus einem Backup „wiederhergestellt“ zu werden. Doch der Entwickler dieser Technologie wird scharf kritisiert, die terroristische Vereinigung „River of Life“ verübt Anschläge auf Wissenschaftler und Hackerangriffe auf die Backupdatenbank. Polizistin Em übernimmt den Fall – und ermittelt gemeinsam mit einem der Mordopfer, wiederhergestellt aus einem veralteten Backup und ohne Erinnerung an den Tathergang. Gemeinsam kommen sie einer Verschwörung auf die Spur, die Kenner von Conspiracy Thrillern nicht übermäßig überraschen wird. Der tschechische RESTORE POINT ist im Grunde kein echter Science-Fiction-Film, sondern eher ein Ermittlungskrimi, der mit der Idee einer Zukunftstechnologie, der „Restoration“, spielt. Die Krimihandlung ist auch alles andere als innovativ, zudem wird viel zerredet und die Action beschränkt sich auf zwei kurze redundante Verfolgungsjagden. Seine Stärken hat der Film, der HER und EX MACHINA zu seinen direkten Vorbildern zählt, im Detail – im Look & Feel der kleinen Gadgets rund um den Backup- und Wiederherstellungsprozess, in der alltäglichen Verwendung von Hologrammen und Animationen, eben in all den Dingen, die uns unsere unmittelbare Zukunft vor Augen führen. Davon gibt es leider nur zu wenig zu sehen. | |
Herr_Kees sah diesen Film im EM, Stuttgart | 21.09.2023, 12:13 |
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Kommentar von Hanno : |
Spannender Krimi |
21.09.2023, 09:39 |
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