Reviewvon Barrett | Permalink |
Der Film will also schockieren und der Tritt in die Magengrube sitzt auch bestens. Watkins weiß, wie er mit den Emotionen der Zuschauer umzugehen hat, das präsentierte und konsequent ausgespielte Martyrium ist wahrlich gut komponiert. Die knapp 40 Personen, die bei der ersten Sichtung den Saal verlassen haben sollen, sind vermutlich nicht gegangen, weil der Film formal so schlecht war, aber die Frage bleibt, warum man sich dieser Tortur eigentlich aussetzt und mit flauem Magen aus dem Kino schleicht. Das Spiel mit den Stereotypen, bei denen sich der Film seine wenigen humorvollen Aussetzer leistet (Stichwort Mel & Kim) und ein Hauch von Hostel durch den Saal weht, ist an einigen Stellen einfach nicht mehr spannend genug. Das ewige weiße heterosexuelle junge hübsche Paar mit den makellosen Körpern, das zerstörte Glück, der verbindende Ring, da bleibt die ständig um Realitätseffekte bemühte Inszenierung zu sehr im Rahmen der Konventionen. Allzu klassische Opfer-Täter-Konstellationen bzw. Gut-Böse-Muster werden natürlich umschifft, um dem bedrückenden Geschehen und der Gewaltspirale nicht die Wirkung zu nehmen, aber die Versatzstücke, mit denen da hantiert wird, stehen in einer langen Tradition. Abseits dieser Gewaltspirale gibt es auch kaum eine weitere Ebene, an die der Film andockt, aber für einen kleinen, bösen, anarchischen, dreckigen Film sind die formalen Qualitäten und die intendierte Sozialkritik einfach zu seriös. Irreversible hat zumindest versucht, sein Martyrium in eine ungewöhnliche und auffällige Inszenierung zu pressen, die das Thema reflektiert, Trier hatte Björk und Kidman und ebenso eigene filmische Konzepte und nach Pasolinis Salo blieb mehr als nur das dumpfe Gefühl im Magen zurück.
Eden Lake nimmt einem die Lust auf Martyrs, der womöglich doch der interessantere Film ist. Es könnte also ratsam sein, Eden Lake erst mal auszulassen. | |
![]() | 13.08.2008, 13:34 |
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