Horror Hotline... Big Head Monster

Typisch Hong Kong, nur ein bißchen besser

von D.S.
Jeder, der mal Filme aus HK gesehen hat, die sich abseits der polierten Action-Sparte und Sonderfällen wie Johnny To/Wilson Yip/Milkyway befinden, fühlt sich bei HORROR HOTLINE an alles erinnert, was ihn schon an diesen Filmen gestört hat. Unfreiwillige Komik, teilweise sehr verwirrender, absolut nicht stringenter Handlungsverlauf, weitgehend eindimensionale Charaktere, jede Menge Brüche im Geschehen, jede Menge offenbleibende Fragen und logische Fragwürdigkeiten.

Bei einem Film wie diesem sind das Schwächen, die viel stärker ins Gewicht fallen als bei einer Komödie, einem Gangster- oder Polizeifilm, ja sogar als bei einem Fantasyfilm. Denn HORROR HOTLINE ist ein Film, der eigentlich von seiner Atmosphäre leben muß, sowie von Schockmomenten. Ist ja auch beides da - aber meist empfindlich gestört von den o.g. HK-Spezialitäten. Zu oft weiß man überhaupt nicht, was uns das Geschehen auf der Leinwand eigentlich gerade sagen soll - aber der Film tut im folgenden so, als sei das ja wohl ganz und gar klar. Zu oft verhalten sich die Figuren absolut unverständlich; zu oft brettern wir kurz in einen Handlungsstrang hinein, der dann nach einer Minute für immer aufgegeben wird; zu oft wird sich entwickelnde Atmosphäre und Dramatik durch unpassende Sequenzen zerstört oder jedes Tempo unvermittelt aus der Erzählung herausgenommen. Und zu oft passiert sehr lange nichts, in keiner Hinsicht.

Längen, eine wirre Story, Schwächen auf allen Ebenen: ein grottenschlechter Film? Nein. Zum einen deshalb nicht, weil HORROR HOTLINE im letzten Drittel doch ziemlich geradlinig und immer bedrückender aufs (leider dann sehr schwache) Finale zusteuert. Zum anderen wegen einer (zwar nur vorübergehend vorhandener) wirklich "creepy" Atmosphäre, die den durchschnittlichen HK-Horror-Ramsch doch um Längen überragt. Und die Story selbst ist zwar nicht der große Wurf, aber zumindest interessant, und zumindest stellenweise wird sie sehr intensiv umgesetzt. Hinzu kommen ein bemerkenswert guter Soundtrack und gute schauspielerische Leistungen.

Kann man sich ansehen, man sollte aber der "eigenwilligen" Erzählweise des Films gegenüber tolerant sein - und weiß Gott keinen "teuer" wirkenden Film erwarten. Dann kann man sich durchaus manchmal gruseln.

P.S.: Das Alternativ-Ende, das die DVD bietet, ist zwar nicht weniger wirr als das der Kino-Fassung und beantwortet die offenen Fragen genausowenig. Meiner Meinung nach ist es aber ein ganzes Stück gruseliger...
D.S.
sah diesen Film im Turm-Palast, Frankfurt

14.08.2002, 04:49



Weitere Informationen (externe Links):
Unterstütze f3a.net durch eine(n) Leihe/Kauf bei unseren Partnern. #VerdientProvisionen