Gonin

Fünf Freunde das sind wir

von Mirco Hölling
Fünf Männer in den unterschiedlichsten Lebenssituationen (ein Nachtclubbesitzer, ein Ex-Cop, ein arbeitsloser Salaryman, ein Punk und ein Schönling, der von seinem Körper lebt) planen den Raub einer Riesensumme von den örtlichen Yakuza. Der Raubzug gelingt zwar, aber die Rache der Yakuza in Person des Profikillers Kyoya (Takeshi Kitano) lässt nicht lange auf sich warten.

"Gonin" war der endgültige Durchbruch des Mangakünstlers Takashi Ishii. Machte er schon vorher auf sich aufmerksam, gelang ihm mit "Gonin" ein Thriller aller erster Güte.

Vor allem anderen lebt der Film von seinen hervorragenden Darstellern (Koichi Sato aus "Inugami", Masahiro Motoki aus "Gemini", Jinpachi Nezu aus "Kagemusha", "Ran" und "Black Angel", Kippei Shiina aus "Black Angel" und "Bootleg Film" und natürlich Allround-Talent Takeshi Kitano).

Die fünf Männer (Gonin heisst "Fünf") sind alle auf ihre Art in ausweglosen Lebenssituationen und nur ein Befreiungsschlag kann ihnen weiterhelfen. Dieser soll in Form des Überfalls stattfinden. Aus der anfänglichen Zweckgemeinschaft entwickelt sich tatsächlich ein Team, welches jedoch nicht im klassischen "Oceans Eleven"-Stil vorgeht, sondern viel dem Zufall überlässt. Der Überfall ist das Zentrum des Films, wobei dann die zweite Hälfte die Flucht vor dem Profikiller darstellt.

Gerade diese zweite Hälfte hebt den Film über klassische Buddy-Movies oder Überfallfilme hinaus. Was hier an menschlichem Schmerz und tiefen Emotionen gezeigt wird, sucht seines gleichen. Die Erzählweise ist prinzipiell langsam, nur unterbrochen durch hektische und aufregende Actionsequenzen, die ähnlich wie später bei "Black Angel" zwischen herbem Realismus und mystischer Manga-Ästhetik wechseln. Wenn bei Ishii jemand stirbt, gibts nichts zu lachen, das tut einfach nur weh.

Getrieben wird der Film durch einen nahezu permanent wirkenden Soundtrack, der mit viel Percussion (v.a. japanische Kodotrommeln) aufwartet. Eine beunruhigende Suspensestimmung wird dadurch erzeugt.

Die Bildgestaltung ist ruhig und japanisch nüchtern. Dynamik wird durch die Story und Akteure erzeugt, weniger durch wilde Kamerafahrten.

Der Star des Films sind die Akteure, das Buch und die Regie. Ein Film, der begeistert und sich im Bereich des Gangsterfilms mit den ganz Großen des Genres messen lassen kann. Auch ein Coppola, Scorcese oder Mann war nie besser als Gonin.

Mirco Hölling (29.12.2002)
Mirco Hölling

08.01.2003, 12:54



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