Reviewvon Mirco Hölling | |
Die frisch geschiedene, junge, psychisch leicht labile Itsumi zieht mit ihrer 6-jährigen Tochter Ikuko in ein etwas heruntergekommenes Mietshaus. Dort passieren seltsame Dinge. Wasser kommt durch die Decke, sie sieht Erscheinungen von Kindern und ihre Tochter findet immer wieder eine rote Kindergartentasche, die sie wiederum immer sofort wegschmeißt. Aber letztlich taucht immer wieder dieses Wasser auf. Immer wieder Wasser..... Auch wenn Hideo Nakata hier alle Register zieht, die er schon in seinem bekanntesten Werk "Ring" zum Einsatz gebracht hat, so ist "Dark Water" doch ein kleiner aber toller Gruselfilm. Einer von denen, wo man plötzlich wieder Licht in der Wohnung macht und erleichtert ist, wenn Füllszenen zwischen den Paniksegmenten kommen. Allerdings reicht "Dark Water" trotzdem nicht an das Vorbild "Ring" oder den großartigen "Chaos" heran (dessen Verbreitung jetzt übrigens durch Miramax gestoppt wird, da diese schon am Remake mit Robert de Niro basteln). Dafür ist das Ende etwas zu kitschig und der Film insgesamt zu unspektakulär. Trotzdem ist es ein kleiner, feiner Grusler, den ich gar nicht mehr missen möchte. "Dark Water" ist Nakata-typisch in ruhigen, leicht gelblastigen (=Rost?) Bildern erzählt. Das allgegenwärtige Wasser bestimmt die Atmosphäre und das "Feeling" des Films. Man meint permanent um sich herum Wasser zu schmecken, zu fühlen und letztlich zu fürchten. Denn das Lebenselixier bekommt hier eine bedrohlich Wirkung, die ihm sonst nur in Katastrophenfilmen zugedacht ist. Allerdings funktioniert die Bedrohung hier mehr nach klassichem Horrorvorbild (vergl. "The Fog" von John Carpenter) als durch die Angst vorm Ertrinken. Das Ausbreiten des Wassers in der Wohnung erinnert stark an "Repulsion" (Ekel) von Roman Polanski und die Verwendung von Regenjacken jeglicher Art in einem deprimierenden, trüben Set lässt einen an "Don’t look now" ("Wenn die Gondeln Trauer tragen") von Nicolas Roeg denken. Die Bildsprache ist gewohnt ruhig an der Grenze zur Quälerei. Unterstützt durch die großartige atmosphärische Musik Kenji Kawais ("Ring", "Chaos", "Ghost in the Shell", "Avalon") entsteht für den, der sich drauf einlässt ein Bild blanken Horrors ohne eine einzige Gewaltszene oder einen Tropfen Blut. Hideo Nakata beginnt mittlerweile, an die Tradition großer westlicher Suspense-Regeisseure wie einem Alfred Hitchcock, einem frühen John Carpenter oder einem frühen Dario Argento anzuknüpfen. Natürlich, große Worte!! Aber wie Nakata es bereits nach wenigen Filmen schafft, immer wieder eine äußerst dichte Atmosphäre mit klassischen Panikattacken zu verbinden, lässt auch über die eine oder andere Holprigkeit im Drehbuch hinwegsehen (na, wenn speziell das nicht an die drei o.g. alten Recken erinnert...). Auch die Kontinuität in seinem Oeuvre macht deutlich, dass es sich bei dem 40-jährigen nicht um ein One-Hit-Wonder handelt. Nicht zuletzt ist es aber auch die Plastizität seiner Figuren und die Empathie mit eben diesen, die ihn von einigen der o.g. Regieheroen unterscheidet und ihn zu einem guten Regisseur macht. In diesem Frühjahr versprach man sich viel vom Oldfashioned-grusler "The Others" und wurde leider ziemlich deutlich enttäuscht. "Dark Waters" ist wie gemacht für die Leute, die immer noch auf eine Befriedung dieser Enttäuschung warten. Mirco Hölling (07.10.2002) | |
Mirco Hölling | 02.06.2003, 10:14 |
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