crazy

Vertige

Höhenkoller

von D.S.
Manchmal kann man beim FFF nur lachen. Zum Beispiel, wenn man beim Verlassen des Kinosaals die Stimmen anderer Besucher zu VERTIGE hört: "War ja nun echt nix Neues", "Sowas hat man doch schon x-mal gesehen"... Okay, stimmt ja, aber ist das immer das einzig Entscheidende? Und vor allem - stand nicht sogar schon im Programmheft: "You don’t necessarily need to rewrite the rules (to create an effective horror-thriller)"? Also... was habt ihr denn erwartet?!

Ich für meinen Teil jedenfalls etwas deutlich Schlechteres. Gerade auch nach dem Trailer, der für mich kaum mehr vermitteln konnte als die Panik von ein paar Freunden beim Bergsteigen-gone-wrong. De facto aber ist VERTIGE erst mal eine Adrenalinbombe wie nicht viele andere - erst recht, wenn man als Zuschauer auch nur über leiseste Anflüge von Höhenangst verfügt.

Die Story des Films ist sicherlich ziemlich dünn: da sind zwei Pärchen und das fünfte Rad am Wagen, der testosterongeschwängerte Ex unserer weiblichen Hauptfigur Chloé. Ach, wo wie gerade bei ihr sind, ich habe hier eins sehr schnell gelernt: Brüste + tiefes Dekolleté + Extremsport = interessante Mischung... Die bedingt fröhliche Truppe macht einen Abenteuerurlaub in Kroatien und lässt sich auch durch einen gesperrten Zugang nicht davon abhalten, eine steile Gebirgskette zu erklimmen - auch, wenn der neue Lover von Chloé davon nicht wirklich angetan ist und mit massiven Ängsten zu kämpfen hat.

Was folgt, sind erst mal atemberaubende Landschaftsaufnahmen, die beim Betrachter tatsächlich für feuchte Hände sorgen können, wenn man sich nicht zufällig täglich in schwindelnden Höhen bewegt - sowie ein stetig steigendes Anspannungslevel, das der sehr soliden Inszenierung geschuldet ist. Der Film hält sich kaum mal auf mit überflüssigem Gelabere. Auch, wenn zwischenmenschliche Konflikte reichlich präsent sind: die gehen niemals auf Kosten von Handlung und Spannung, sondern sind recht geschickt in den Storyverlauf eingeflochten.

Mehr über eben diesen zu verraten, bedeutet schon fast zu spoilern - darum nur so viel: nach einigen adrenalingetränkten Bergszenen driftet VERTIGE tatsächlich in andere Gewässer ab. Urplötzlich sind wir im typischen Backwoods-Slasher angekommen, was sicher nicht unbedingt nachvollziehbar ist oder gar notwendig war. Aber wenn man das mal hinnimmt, was so schwer nun auch nicht ist, macht der Film noch lange nicht weniger Spaß. Denn er bleibt genauso konsequent höhepunkt- und schockgetrieben, wie er das vorher war. Und ist auch in seinem "neuen" Genre außerordentlich intensiv inszeniert und gespielt. Tatsächlich wohl sogar einer der besten Backwoods-Streifen der letzten Jahre und ohne wenn und aber ein Mietfieber-Fest.

Die darstellerischen Leistungen sind sämtlichst in Ordnung, die Narration ist zielstrebig, die Effekte sitzen, die Kameraarbeit über weite Strecken großartig: VERTIGE ist eine klare Empfehlung für alle Freunde des Nägelbeißens und für mich eine sehr positive, mitreißende Überraschung. Dicke 7,5 Punkte wert!
D.S.
sah diesen Film im Metropolis 8, Frankfurt

28.08.2009, 05:32



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