crazy

I Sell the Dead

Leiches Spiel

von D.S.
Ron Perlman ist eine Wucht. Schon seine Mimik allein macht diesen kleinen, billigen Film sehenswert, der im passenden Schäbig-Digitalscreening auf die Leinwand kommt. Aber es sind nicht nur die - wenigen - Szenen mit ihm als Pater Duffy, die I SELL THE DEAD so sympathisch machen. Vielmehr ist es der leise Humor, sind es die schrägen Charaktere und die bizarre Story, die allerdings ein paar Höhepunkte mehr gut hätte vertragen können.

Der Pater nimmt einem zum Tode verurteilten Leichenräuber die letzte Beichte ab. Befeuert von reichlich Whiskey ist dieser nur zu bereit, sein Leben Revue passieren zu lassen und uns in die Geheimnisse der unehrenhaften Branche des professionellen Ghoulismus einzuweihen. Dabei unterbricht die Rahmenhandlung im Kerker nur immer wieder seine episodenhafte Erzählung, die uns den Aufstieg des Verurteilten vom Lehrling zum Meister des rabiaten Knochenklaus in Rückblenden nahe bringt.

Was mit dem Ausbuddeln frisch Verstorbener anfängt, wird bald zum florierenden Handel mit Vampir- und Zombie-Körpern. Aber die Konkurrenz im Business ist groß, und der Hauptwettbewerber ist die knallharte Gang "House of Murphy", die sprichwörtlich über Leichen geht. Eine finale Konfrontation im Untoten-Umfeld ist unausweichlich...

I SELL THE DEAD geht alles andere als ein hohes Tempo, am ehesten vielleicht mit den Klassikern der Hammer-Studios vergleichbar - auch in Sachen Farbgebung, Kostüme und Set-Design. Der größte Unterschied ist der ironische Tonfall, mit dem hier alles getränkt ist. Das fängt natürlich schon bei der Ausgangsidee an: Leichenhandel als Geschäft wie jedes andere, gerne auch mit lebenden Leichen, die bringen sogar mehr Geld ein... Das zieht sich aber auch durch fast jeden Dialog und die großartig nonchalante Zeichnung sämtlicher Figuren des Films.

Auf Dauer ist das Gezeigte dann leider doch etwas zu trocken und unspektakulär. Grusel gibt es ohnehin keinen, der Humor ist trocken bis verhalten - zu später Stunde kann das Ganze auch etwas einschläfernd wirken. Dabei sind die Darstellerleistungen ausnahmslos gelungen; auch Angus Scrimm ist dabei, spielt als diabolischer Dr. Quint aber leider nur eine Nebenrolle.

Wer ein Faible für Retro-Horror hat und sich geistig wie bei einem schönen Glas Whiskey zurücklehnen und das Gezeigte in aller Ruhe genießen möchte, sollte einen Blick riskieren. Wer Spannung und knallige Unterhaltung sucht, sollte weg bleiben. Ich fand I SELL THE DEAD schlicht und einfach nett, charmant, aber auf Dauer dann doch etwas zu trantütig - insgesamt 5,5 Punkte.
D.S.
sah diesen Film im Metropolis 1, Frankfurt

31.08.2009, 06:11



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