Abschreibungsprojektvon D.S. | |
Ein Drehbuch wie aus dem Einsteigerseminar "Storykonstruktion", in dem auf Glaubwürdigkeit, Konsistenz und Dramaturgie noch nicht so viel Wert gelegt wird. Zwei Hauptdarsteller, die sich an Hölzernheit ausdauernd zu überbieten versuchen. Nicht mal oberflächlich gezeichnete Figuren, die aber auch so gar nichts Interessantes zu bieten haben. Und eine vollkommen spannungsfreie Inszenierung, die es schafft, dass sich gerade mal 80 Minuten anfühlen wie gute 120. Willkommen in der Welt von DURESS. Einer Welt der Qual. Für den Zuschauer. Richard ist ein Durchschnittstyp, dessen Frau sich vor kurzem umgebracht hat - Logo, auf ein paar klassische Flashback-Schnipsel mit ihr in der Badewanne, wie Richard sie fand, darf nicht verzichtet werden. Richard hat eine Tochter, die kleine Sarah, und eine mexikanische Haushälterin. Richards Tochter isst gerne Pancakes, aber nicht die von Papa produzierten, denn die sind immer verbrannt. Schließlich ist Papa mit seinen Gedanken woanders, das müsst ihr verstehen, schließlich hat sich seine Frau... ihr wisst schon. Aber die von der mexikanischen Haushälterin sind echt lecker, die weiß, wie man seinen Job macht, wenn sie uns nicht gerade tief philosophische Erkenntnisse auf Spanisch um die Ohren haut. Übrigens isst Sarah auch gerne Toast, allerdings nur ohne was drauf, aber das weiß Papa nicht mal - da seht ihr, wie wenig er seine Tochter kennt. Pfui. Naja, aber das liegt daran, dass er mit seinen Gedanken woanders ist, denn seine Frau.... aaaaaaaargh. Ach halt, ich glaube, ich habe da noch was vergessen... da war doch was... genau, es gibt da ja auch noch einen Serienkiller. Abner heißt der gute Typ, spricht mit einem lustigen griechischen Akzent und hat genau zwei Gesichtsausdrücke drauf. Der erklärt Papa, dass er was Schlimmes mit ihm vorhat und Papa ihm ganz genau gehorchen muss, sonst geht es Sarah an den Kragen. Das sagt er ihm und uns mindestens fünf Mal, ohne dass dann auch mal irgendwas passiert in Sachen "schlimm" und "gehorchen" (okay, später doch, aber das dauuuuuuert...). Papa findet das gar nicht gut und sagt schon nach 20 Minuten, dass er jetzt aber endgültig genug davon hat! Ähhh... Entschuldigung... wovon? Von der ständigen Wiederholung und der generellen kompletten Ereignislosigkeit des Films? Ich auch, ich auch! Dabei fing das Ganze doch eigentlich recht verheißungsvoll an - nach dem endlosen Vorspann, der mir schon hätte eine Warnung sein müssen. Richard will sich in einem Donutschuppen nachts noch einen Kaffee holen, Abner labert ihn von der Seite mit lauter Nichtigkeiten voll und erschlägt dann aus heiterem Himmel den Angestellten des Ladens mit einem Serviertablett. Im Anschluss zwingt er Richard, ihm beim Beseitigen der Leiche zu helfen, gibt dabei keine Erklärungen über seine Motive ab, und irritiert durch seine Eiseskälte und Skrupellosigkeit. Jedenfalls soll das wohl so herüberkommen, aber dafür hat man sich den grundfalschen Darsteller ausgesucht... Wie auch immer, dann kommt der SchlimmSchlimm-, GehorchenGehorchen-Sermon zum ersten Mal, und das war dann auch für lange, lange Zeit alles. Der Figur des Richard nimmt man nicht eine Sekunde ab, dass das Erlebte sie aus der Bahn wirft und in Angst und Schrecken um Tochter Sarah versetzt. Weshalb sein Verhalten und seine Dialoge im Folgenden auch vollkommen unrealistisch daher kommen - typisch "geschrieben", aber eben nicht gerade von einem Meister seines Fachs. Glück für Papa Dick, dass das auch für alle anderen Figuren gilt und man so ohnehin längst das Interesse verloren hat, wenn er sich als Filmfigur vor dem Zuschauer mal wieder blamiert. Andernfalls wäre man hier permanent mit Fremdschämen beschäftigt, so hölzern und, na ja, un-, un-, unglaubwürdig wirkt das alles. Gut, irgendwann wissen wir dann, dem Holzhammer sei Dank, dass Abner Richard gerne mit Schuld beladen sehen möchte. Und irgendwann wird auch klar, warum. Hier kommt sich der Film dann mal so richtig wahnsinnig clever vor, schön für ihn. Ich will nicht spoilern, darum nur so viel: überraschend ist das zwar tatsächlich, aber inhaltlich so unsagbar dämlich, dass man dem Drehbuchautor eigentlich eine Medaille für außergewöhnlichen Mut verleihen müsste. Dieses Review ist schon viel zu lang für einen so erbärmlichen Film, der nur ein Abschreibungsprojekt gelangweilter Studiobosse gewesen sein kann. Aber die vielfältig eingestreuten Logiklöcher muss ich noch erwähnen, schließlich haben sie mindestens die Breite des Mississippis. Das unglaublichste von ihnen findet sich mitten in der so wahnsinnig cleveren Wendung des Films; ein anderes im Zusammenhang der Eröffnungssequenz: als Richard ein paar Tage später am Donutshop vorbeikommt, ist dieser als frische Crime Scene abgesperrt und wimmelt vor Polizisten und Pressefotografen. Aha, da hat also drei Tage lang niemand je vorbeigeschaut. Müssen echt schlechte Donuts gewesen sein, die sie dort verkauft haben... Genug davon. DURESS ist ein Film, den man sich im Fernsehen keine 10 Minuten lang freiwillig ansehen würde. Des Überraschungsmoments und der unfreiwilligen Komik wegen vergebe ich 2,5 Punkte, aber das ist eigentlich noch viel zu viel. You have been warned! | |
D.S. sah diesen Film im Metropolis 1, Frankfurt | 01.09.2009, 05:38 |
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