Rock’n’Roll will never dievon D.S. | |
Zugegeben, dies ist kein Film für jedermann. Aber zumindest, wer die düstere Atmosphäre der PHANTASM-Filme schätzt, wer sich über den "King" ohnehin königlich amüsiert oder wer Bruce Campbell wegen seiner ganzen Art vergöttert, wird in BUBBA HO-TEP seine Erfüllung finden. Im Berliner Festivalkino herrschte jedenfalls Hochstimmung; es gab mehr Gelächter und Szenenapplaus als etwa bei MONSTER MAN; und alles in allem war die bislang beste Laune des FFF 2003 zu beobachten. Allerdings hängt die Wirksamkeit der durchgeknallten Dialoge und absurden Situationen des Films auf den Zuschauer wohl entscheidend davon ab, inwieweit man bereit ist, sich auf die skurrile Grundidee einzulassen: Elvis ist nicht tot. Er hatte nur irgendwann keine Lust mehr auf ein Leben voller Ruhm, Geld und Mädchen und tauschte deshalb seine Rolle mit der von Sebastian Haff - einem Elvis-Imitator. Dummerweise hatte jener eine Vorliebe für Drogen und ein schwaches Herz... und als dann passierte, was passierte, ließ sich der Tausch nicht mehr rückgängig machen. Nun dümpelt Mr. Presley allein und verstaubend, mit gebrochener Hüfte, in einem Altersheim vor sich hin. Und der einzige, der ihm seine Story glaubt, ist ein offensichtlich vollkommen verrückter Schwarzer, der davon überzeugt ist, John F. Kennedy zu sein, der von Lyndon B. Johnson aus dem Weg geräumt wurde. Oder ist er doch nicht so verrückt? Jedenfalls hat er die erstaunliche Entdeckung gemacht, daß sich ein eigentlich längst mumifizierter ägyptischer König das Altersheim zum Jagdrevier auserkoren hat. Den alten Leuten ihre Seelen aus dem Körper saugt. Aus allen nur vorstellbaren Körperöffnungen... Dem muß natürlich Einhalt geboten werden. Und so satteln King und Präsident Gehhilfe und Rollstuhl und ziehen in den Kampf... Natürlich geht es nicht wirklich um einen actiongeladenen Showdown, und trotz einiger schöner Effekte und atmosphärischer Momente geht es nicht mal ansatzweise um Horror. Im Vordergrund stehen vielmehr die kultigsten One-Liner seit ARMY OF DARKNESS, ein paar zum Schreien komische Quasi-Slapstick-Einlagen und Running Gags und, überraschenderweise, erstaunlich ernsthafte Gedanken zum Thema Älterwerden... Scheitern von Lebenszielen... Verblassen von Träumen... Einsamkeit und ein Gefühl der Überflüssigkeit, das einen nach dem Zenit des Lebens vielleicht beschleichen kann. Hier ist der Film wesentlich wärmer und "reifer", als man zunächst glauben möchte, und hier gewinnt er genügend Tiefe, um den Zuschauer auch neben der Absurdität der Story für sich gewinnen zu können. Gerade in diesen Momenten beweist Bruce Campbell, den man in seiner hervorragenden Maske übrigens kaum wiedererkennt, echte Klasse. Er mimt (und spricht) den "King" nicht nur aufs überzeugendste; man nimmt ihm auch einen Haufen Lebenserfahrung und "Weisheit" ab. Und er trägt nun mal den Film - wer sein Art und seine Sprüche nicht besonders mag, wird an BUBBA vermutlich nur halb so viel Freude haben. Alle anderen aber sollten sich den Film nicht entgehen lassen. Er hat noch keinen deutschen Vertrieb, und angesichts seiner Skurrilität und der Amerika-Lastigkeit vieler Witze könnte das vielleicht auch noch ein wenig dauern... Bonuspunkte gibt es von mir übrigens für die Reminiszenzen von Regisseur Don Coscarelli an SEINE Vergangenheit: zum einen wurde eine Rolle für Reggie Bannister geschaffen - wobei ich mich frage, warum eigentlich Angus Scrimm nicht auftaucht. Der würde vom Alter her doch bestens zum Setting passen... Und zum anderen greift der letzte Satz des Abspanns den alten PHANTASM-Joke wieder auf: "Wer diesen Film illegal kopiert usw. ... der wird vom Gesetz verfolgt usw. ... and will suffer the wrath of Bubba Ho-Tep." :) Echtes Independent-Kino mit viel Humor und dennoch Tiefgang: 8 Punkte. | |
![]() sah diesen Film im Cinemaxx, Berlin | 15.08.2003, 04:53 |
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