crazy

Three Blind Mice

Gepflegte Langeweile.

von D.S.
Was dieser Film in erster Linie bietet, ist ein weiterer Beleg für die These: "Ein hippes Thema macht noch keinen hippen Film". Es geht um Webcams, um das Internet, um Hacken und um Cybercrimes - aber das ganze ist so altbacken und einschläfernd inszeniert, daß man tatsächlich permanent das Gefühl hat, man sähe einen Fernsehkrimi.

Reichlich unterkühlt wird uns vor allen Dingen kriminalpolizeiliche Ermittlungsarbeit nähergebracht; hier ist weder Raum für große Emotionen noch für eine große Story. Dafür aber für eine reichlich konstruierte Handlung, die im Verlauf des Films immer blöder und fadenscheiniger wird, ja, selbst die schwachsinnigsten Klischees noch aufgreift: so stellt sich ein Kolumnenschreiber der BILD-Zeitung wahrscheinlich die "Generation Internet" und die Möglichkeiten, die das WWW so bietet, vor. Dabei überzeugt immerhin Edward Furlong als absoluter Computer-Nerd, der sein reales Leben längst gegen ein virtuelles eingetauscht hat. Durch einen Zufall wird er Zeuge eines Mordes vor laufender Webcam - und hat nun erst mal das Problem, eher traditionell erzogenen Polizeibeamten zu vermitteln, daß ein Webcam-Nutzer nicht per se ein Perversling ist. Wie gut, daß bald eine Cyber-Spezialistin aus Paris hinzugezogen wird, die nicht nur vollstes Verständnis für ihn hat - sondern ihm bald so vollkommen vertraut, daß sie ihm - noch immer Haupt-Tatverdächtiger - Einblick in den aktuellen Stand der Ermittlungen gewährt und ihm auch sonst sehr "offen" gegenübersteht. Naja, da nicht nur sie, sondern auch alle anderen Beteiligten sich immer unrealistischer und unlogischer verhalten, fällt das gar nicht groß auf; es dauert nicht lange, bis wir hier ohnehin direkt in einer von Käpt’n Blaubarts Lügengeschichten gelandet zu sein scheinen. Und weil in Märchen ja grundsätzlich alles möglich ist, bewegt sich der Film schnurstracks auf eine Auflösung zu, die jenseits der vorstellbaren Grenzen des Bescheuerten liegt. Oder, mit anderen Worten: jeder James Bond-Film bietet einen realistischeren Handlungsverlauf.

Wäre ja vielleicht gar nicht schlimm, wenn man denn wenigstens irgend etwas anderes geboten bekäme, was einen bei der Stange halten würde. Aber da gibt es keine Action, keine Dramatik, keine funktionierenden Höhepunkte - höchstens noch zwei, drei kurze Nacktszenen wären zu erwähnen. Auch vom Visuellen her verbleibt alles konservativ: ein paar Shots mit der Webcam bzw. der Überwachungskamera ändern nichts am Tatort-Flair, den diese Produktion noch bis ins Detail ausstrahlt.

Den deutschen Vertrieb von THREE BLIND MICE hat das ZDF übernommen - und genau dort gehört der Film auch hin. Und wir werden ihn sicherlich demnächst dort erleben dürfen. Falls uns mal wieder nach ein wenig Langeweile sein sollte.

3,5 Punkte - aber auch nur wegen der Leistung Edward Furlongs.
D.S.
sah diesen Film im Cinemaxx, Berlin

15.08.2003, 04:58



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