Dunkle Zeitenvon D.S. | Permalink |
Schon bei THE NAMELESS wurde relativ deutlich, daß Regisseur Jaume Balagueró besonders großen Wert auf stilistische Aspekte legt. Inzwischen hat er seine Herangehensweise perfektioniert: DARKNESS verfügt über eine sehr dichte Atmosphäre, die insbesondere durch Musik und Soundeffekte gestützt wird, die "Schocks" (oftmals gerade durch überraschende Sounds erzeugt) sind effektiv und routiniert in Szene gesetzt. Dennoch funktioniert der Film nicht ansatzweise so gut wie THE NAMELESS - was, meiner Meinung nach, zu einem guten Teil gerade an dieser omnipräsenten Routiniertheit liegt. Balagueró hat seine Vorbilder gut studiert, und die meisten davon stammen wohl aus sinem Co-Produktionsland: einen "spanischen Stil" kann man hier jedenfalls nirgendwo mehr ausmachen, DARKNESS paßt reibungslos ins Dimension-Programm. Das wäre ja per se nichts schlimmes. Nur sind leider fast alle Elemente des Films dem Zuschauer aus x anderen Filmen bereits derart vertraut, erscheinen weiteste Strecken des Films derart konventionell, daß sich ein kontinuierliches "Kenn ich schon"-Gefühl kaum vermeiden läßt. Auch Storyverlauf und ein großer Teil der Auflösung sind deshalb vorhersehbar - wozu die Narration fatalerweise auch noch beiträgt, indem sie dem Zuschauer viele Aspekte des Mysteriums, die die Protagonisten erst kurz vor dem Ende des Films erfahren bzw. begreifen, schon nach wenigen Minuten Laufzeit verraten hat. Wir werden über einen bestimmten Fakt, der entscheidender Hintergrund aller Geschehnisse des Films ist, bereits im Vorspann informiert; und erleben so die lange Suche der Protagonisten nach grundlegendstem Verstehen als zunehmend langweilig. Das wäre nicht nötig gewesen; man hätte uns zumindest etwas länger im Dunkeln tapsen lassen, die Auflösung zumindest teilweise erst gemeinsam mit den Filmfiguren erleben lassen können - dann hätte der Film sicherlich mehr überzeugt. So, wie zu seinem Ende hin , als er dann endlich tatsächlich überraschen - und gefallen kann.
Thematisch gibt es dabei einige Ähnlichkeiten zu THE NAMELESS: Eine amerikanische Kleinfamilie zieht in ein einsames Haus in Spanien; in der Gegend, in der der Vater vor 40 Jahren aufgewachsen ist. Zunehmend oft wird er von Erinnerungen an ein schreckliches Ereignis heimgesucht - Erinnerungen allerdings, die nur schemen-, bruchstückhaft durch seinen Kopf jagen. Als kleiner Junge wurde er entführt, mit sechs weiteren Kindern in einem mysteriösen, bedrohlichen dunklen Haus gefangengehalten. Aus ungeklärten Gründen konnte er jedoch entkommen - während die anderen Kinder spurlos verschwunden blieben. Zurück in der alten Heimat macht der Mann eine beängstigende Entwicklung durch, eine alte Krankheit flammt wieder auf, er erinnert in seinem Verhalten zunehmend an Kevin Bacon in STIR OF ECHOES und Jack Nicholson in SHINING. Seine Frau versucht dies weitgehend zu ignorieren, ebenso wie die seltsamen Vorfälle im Haus und das, was mit ihrem kleinen Sohn passiert: er wirkt immer verstörter, malt schaurige Bilder, ist immer häufiger von Schrammen und Kratzern gezeichnet. So bleibt es an der Tochter, den Ereignissen auf den Grund zu gehen - wobei sie schließlich eine schockierende Entdeckung machen muss, in der sich Okkultes, Übersinnliches und Perfides miteinander vermischen...
Wie gesagt, neu ist hier nichts, und trotz atmosphärischer Stärken sowie eigentlich ja gut durchdachtem Spannungsaufbau in der Erzählung kann DARKNESS nur selten wirklich packen. Man weiß von Anfang an viel zu viel; was die Figuren noch entsetzt, ist uns längst bekannt. So wartet man als Zuschauer ab einem gewissen Punkt nur noch darauf, daß endlich etwas geschieht, das nicht von Anfang an klar war - womit sich der Film bedauerlicherweise sehr viel Zeit läßt. Als es dann schließlich soweit ist, wandelt sich das Bild: das Erzähltempo wird beschleunigt, die Handlung nimmt überraschende Wendungen, das Ende des Films zieht einen vollends in seinen Bann. Wäre der Film in seiner Handlung nur von Anfang an ähnlich konsequent und ungewöhnlich gewesen, oder hätte er sich in seiner Inszenierung auf nicht ganz so ausgetretenen Pfaden bewegt: eine Gesamtwirkung wie bei THE NAMELESS wäre leicht zu erzielen gewesen. So aber wendet man sich eher ans Massenpublikum, das sich vielleicht noch in ausreichendem Maße an "einfachen Schocks" erfreuen kann - am Ende der Story allerdings zu knabbern haben dürfte. Jenes Ende bringt den Film für mich dann doch noch auf 7,5 Punkte - ich hatte mir allerdings wesentlich mehr erhofft. | |
![]() sah diesen Film im Cinemaxx, Berlin | 21.08.2003, 14:33 |
Weitere Informationen (externe Links): | ||||||||||||||||||||
|