Memories of Murder

Review

von Mirco Hölling
"Zehn Frauen wurden zwischen 1986 und 91 südlich von Seoul bestialisch ermordet. Unter den Opfern waren sowohl Schulmädchen als auch Großmütter. Sie wurden erwürgt oder erstochen und einer Leiche stopfte der Täter neun Stücke Pfirsich in die Vagina. Der lokale Cop (Song Kang-ho) schießt sich bald auf den Dorftölpel als vermeintlichen Täter ein, doch ein aus Seoul abgeordneter Ermittler (Kim Sang-gyeong) beweist dem Kollegen schnell, dass er im Irrtum ist und weist ihm den Weg zu einer noch unentdeckten Leiche. Nach weiteren Leichenfunden sieht ein Zusammenhang zwischen einem Hörerwunsch im Lokalradio und den Morden wie eine heiße Spur aus. Doch dann tauchen neue Indizien auf..." (Filmfest Hamburg)

Auch wenn es langweilig ist: MEMORIES OF MURDER ist schon wieder der erfolgreichste koreanische Film aller Zeiten. Und das nicht mal zu unrecht. Basierend auf einem tatsächlichen, nie aufgeklärten Fall während der Zeit der Militärdiktatur erzählt der Film in stimmungsvollen Bildern die Geschichte der Ermittler und wie diese sich immer mehr in die Wirren des Falls hineinziehen lassen.

Seltsamerweise wählte der Regisseur Joon-Ho Bong einen recht humorigen Erzählstil, was angesichts der Thematik "Serienmörder" ungewöhnlich scheint. Bongs Ziel war es nicht, die Ermittlungsarbeit zu dokumentieren und auch nicht, einen spannenden Thriller zu erzählen. Vielmehr interessierte er sich für die Polizisten, deren Unterschiedlichkeit (der eine aus Seoul, der andere aus der Provinz), deren verschiedene Arten, mit dem Fall fertig zu werden und die Veränderungen, die sie angesichts immer neuer Sackgassen in der Ermittlungsarbeit durchmachen.

Ist die Wahl des schrulligen, schwarzen Humors für das Sujet mit Sicherheit Geschmackssache, so kann man andererseits bezüglich Schauspielkunst, Bildgestaltung und Soundtrack fast schon nach objektiven Maßstäben von Meisterhaftigkeit sprechen. Die Schauspieler (allen voran Song Kang-ho aus JSA und SYMPATHY FOR MR. VENGEANCE) sind in absoluter Spiellaune und bringen ihre Figuren (wenn auch mit bewussten Überzeichnungen) zum Leben. Der Soundtrack ist ganz famos, voller Dynamik und Aggressivität. Vollends niederknien muss man dann allerdings bei der Bildgestaltung. Speziell gegen Ende findet der Kameramann Bilder, dass einem die Spucke wegbleibt.

Überhaupt: das Finale!! Haut einen aus den Pantoffeln!!! Auch wer bis zu dem Augenblick noch mit dem Humor zu kämpfen hatte, spätestens zum Finale hat der Film wohl jeden erwischt. Allerdings gibt es keine "überraschende" Auflösung à la TELL ME SOMETHING oder anderer Genrefilme sondern etwas ganz anderes. Dringend anschauen.

Mirco Hölling (02.10.2003)
Mirco Hölling

21.06.2004, 10:13



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