Zwischen großem Drama und Trashvon D.S. | |
Ich bin von diesem Film leider nicht ganz so begeistert wie meine Mitrezensenten. Zwar hat "Bedevilled" ohne Frage eine großartige dramaturgische Wucht und kann den Zuschauer stellenweise tief bewegen. Aber sämtliche Charaktere sind leider viel zu eindimensional gezeichnet, um wirkliche Glaubwürdigkeit zu erzeugen. Von der urlaubsbedürftigen Großstädterin, die uns als komplett herzlose, eiskalte Bitch präsentiert wird, über ihre alte Freundin, das arme leidensfähige Opfer, bis zu den weiteren Inselbewohnern, die ohne Ausnahme moralisch zurückgeblieben, brutal und skrupellos sind - das lässt sich nur schwer ernst nehmen. Dass "Bedevilled" dennoch fesseln kann, liegt am langsamen, sicheren Aufbau des Dramas, der die Anspannung graduell steigert, bis die Situation explodieren muss... In erster Linie ist der Film ein Sozialdrama um häusliche Gewalt, die (Selbst-)Erniedrigung von Frauen und patriarchalische Herrschaftssysteme. Hineingemischt werden Themen wie Freundschaft und Verrat, das Ausgeliefertsein an eine feindlich gesinnte Gesellschaft sowie die vorgebliche (?) Machtlosigkeit des Einzelnen ihr gegenüber bzw. die Unmöglichkeit (?) eines Ausbruchs. Bok-Nam, die auf der Insel verbliebene Kindheitsfreundin unserer Großstädterin, erleidet tagein, tagaus unfassbare Demütigungen durch die archaisch strukturierte Dorfgemeinschaft. Als der Besuch aus Seoul nicht die erhoffte Befreiung aus der Notlage zu bringen droht und ihre Situation auf der Insel weiter eskaliert, entlädt sich ihr Leiden in einem Gewaltexzess - der allerdings bei weitem nicht so brachial-blutig ausfällt, wie einige Reviews erwarten lassen. Und der für manche Geschmäcker vielleicht auch etwas zu lange braucht, bis er beginnt. Aber der psychische Terror, dem Bok-Nam vorher ausgesetzt ist, hat eine mindestens ebenso intensive Wirkung auf das Publikum... Trotz Schwächen bei den Figuren also eigentlich ein beeindruckender Film - wenn da nur das Ende nicht wäre. Da nämlich überdreht die Handlung in einem solchen Maße, dass es fast schon lächerlich wird und ich mich an billige HK-Streifen einer unteren Schublade erinnert fühlte. Ich kann immer noch nicht glauben, dass eine so trashige Auflösung der Story für nötig befunden wurde. Sie beraubt den Film am Ende leider eines großen Teils seiner Seriosität bzw. Ernsthaftigkeit und kostet ihn bei mir mindestens einen Punkt. Dennoch eine Empfehlung, allerdings sollte man beim Mitleiden mit Bok-Nam ein paar Augen hinsichtlich Glaubwürdigkeit und Realismus zudrücken. Und über das Ende vielleicht am besten ganz hinwegsehen. 6 Punkte. | |
![]() sah diesen Film im Metropolis 8, Frankfurt | 31.08.2010, 05:57 |
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