crazy

Enter the Void

Eingeschlafene Füße

von Lovecraft
Zwei Gestrandete in Tokio: Der Dealer Oscar und seine Schwester Lina, die sich als Stripperin im Nachtklub verdingt, einander liebevoll - mit mehr als nur Geschwisterliebe - verbunden. Dann stirbt Oscar bei einer Razzia, und man folgt geschlagene zwei Stunden seiner irrlichtenden Seele, die über der Stadt schwebend die weitere Handlung betrachtet, sich in Rückblenden verliert und schließlich der eigenen Wiedergeburt beiwohnt.

Angesichts der nahezu durchweg begeisterten Reviews habe ich zwischenzeitlich ernsthaft an meinem Filmgeschmack gezweifelt, nichtsdestotrotz muß ich aber doch ganz entschieden auf die Euphorie-Bremse treten: Enter the void ist der für mich seit langer Zeit überschätzteste Film, der mir vor die Linse gekommen ist.

Auf mich wirkte der Film, wie ein großer bunter Luftballon: Man staunt zuerst mit großen Kinderaugen, dann hat man sich rasch satt gesehen, und inhaltlich ist fast alles nur heiße Luft. Technisch darf man dem Streifen gerne Respekt zollen - nach der gefühlten 437ten schwindelerregenden Kamerafahrt, habe ich dann aber doch angefangen, nervös im Kinositz hin- und her zu rutschen. Selbstzweck pur, der irgendwann massiv langweilt. Reminiszenzen an Kubricks 2001 sind durchaus vorhanden (und gewollt), werden aber mit einer geradezu aufdringlichen Plattheit dargeboten. So wohnt man beispielsweise kurz vor Ende zahllosen Pärchen beim Sex im Stundenhotel bei, inhaltlich und dramaturgisch völlig ohne Wert, bis auch dem allerletzten Zuschauer noch die Message eingebläut wird, dass hier der Kreislauf des Lebens wieder von Neuem beginnt. Wow, big deal! Durchgeprügelt fühlte ich mich übrigens bereits unmittelbar nach dem Vorspann, der einem in irrwitzigem Tempo und mit Technogedröhn die End-Titles um die Ohren haut (Kreislauf, get the idea?)!

Zu lang, zu anstrengend und viel zu selbstverliebt - Merci beaucoup, Herr Noe!
Lovecraft
sah diesen Film im Cinemaxx 7, Berlin

11.09.2010, 13:12



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