crazy

Save the Green Planet

Way over the Rainbow...!

von D.S.
Ein sehr sehr seltsamer Film - und für mich der bislang absolut beste des FFF2004. Denn hier haben wir endlich mal wieder etwas wirklich Bizarres, das dabei aber stets unterhaltsam bleibt; etwas, das Sehgewohnheiten sprengt, ohne dabei auf die Nerven zu gehen; etwas, das eine universelle Aussage über eine Story transportiert (und sie nicht nur dran klatscht); etwas, das extrem bewegt, und dabei nur sehr selten kitschig wird.

Anfangs noch als albern bis debil zu goutieren, wird "Save the green Planet!" nach kurzer Zeit schon hauptsächlich zum Drama über einen verstörten und vom Schicksal gebeutelten jungen Mann, der überzeugt ist, nur er würde die Bedrohung der Erde durch Aliens vom Planeten Andromeda erkennen und aufhalten können - und der einen Großindustriellen, den er für einen führenden Kopf der außerirdischen Invasionsmacht hält, entführt und in seinem Keller gefangen hält. Zwar bietet der Film nach diesem stimmungsmäßigen Umschwenken noch eine ganze Zeit lang immer wieder zum Schreien komische Situationen, doch offenbart er dem Zuschauer gleichzeitig immer mehr von den Problemen und Schicksalsschlägen, mit denen die Hauptfigur konfrontiert wird und wurde. So kann man zwar auch nach dem ersten Drittel des Films des öfteren lachen (oder muß es sogar, angesichts der Absurdität des Dargebotenen), dabei wird einem aber beständig stärker bewußt gemacht, daß alle seltsamen Handlungsweisen der Hauptfigur vor allem in ihrer tragischen Vergangenheit begründet liegen. Man kann kaum anders, als Mitleid mit und Verständnis für unseren (Anti-) "Helden" zu haben, und so senkt sich, trotz aller Schrägheit, langsam aber sicher eine schwere Melancholie und auch ein Gefühl von nachvollziehbarer Verzweiflung über das Geschehen.

Diese beiden eigentlich entgegengesetzten Genres, Komödie und Drama, sind aber längst nicht alles, was "Save the green Planet!" zu bieten hat. Da wäre außerdem ein vorübergehend heftig aufflackerndes Maß an körperlicher Gewalt und abstruser Foltermethoden zu nennen, die auf den ersten Blick ja eigentlich überhaupt nicht in diese Phase des Films und das hier vermittelte fröhlich-dämliche Feeling hineinpassen - aber ultimativ auch dazu beitragen, die Stimmung beharrlich zu verdüstern. Dann wird das ganze eine Zeit lang in der Hauptsache zu einem Cop-Film mit sogar Serienkiller-Movie-Anklängen - aber auch hier kann man den tragischen Hintergrund des ganzen kaum vergessen, weil immer neue Details des Leidens der Hauptfigur ans Tageslicht gekehrt werden.

Und wenn man dann irgendwann überzeugt ist, daß es hier eigentlich nur um durch dieses Leiden hervorgerufene Wahnvorstellungen und daraus entstehende dramatische Konsequenzen geht, dann... ja, dann hebt der Film völlig ab und wirbelt in SciFi-philosophischen Exkursen mal eben ganz kurz alle Interpretationen durcheinander... setzt sie dann scheinbar in den Ausgangszustand zurück, nur um gleich wieder loszulegen. Und bietet nebenbei noch eine wunderbare Hommage an/Persiflage auf "2001 - A Space Odyssey".

Ein Film, dessen Inhalt sich trotz aller Mühen kaum in Worte fassen läßt, verheißt gutes, und "Save the green Planet!" löst das ein: indem er den Zuschauer auf eine wirklich wilde Reise mitnimmt. Eine Reise, die zwar nur unbeschwert und locker beginnt, dann eine Zeitlang das Tempo herausnimmt und in ein Drama umkippt, irgendwann aber in einer so fremden und seltsamen Gegend unterwegs ist, daß einem nur noch der Mund offenstehen kann.

Jeder, der von einem Film endlich mal wieder richtig "geschickt" werden möchte, sollte sich dieses bizarre Ereignis nicht entgehen lassen. In der Tat, bizarrer kann ein Film kaum werden, ohne Trash zu sein (und "Save the green Planet!" ist im Gegenteil, gerade in der zweiten Hälfte, mit relativ hohem Aufwand umgesetzt); und daß er dabei gleichzeitig auch noch eine Story, eine "Moral" und Emotionen von der Kraft eines Tritts in die Magengrube vermittelt, macht das ganze noch viel unglaublicher - und empfehlenswerter.

Wer sich noch nicht viel mit asiatischen Filmen beschäftigt hat, wird das vermutlich etwas anders sehen. Denn schon an die üblichen "Stimmungsschwankungen" im Asia-Kino muß man sich erst mal gewöhnen... aber "Save the green Planet!" potenziert die ins Unermeßliche! Was ich wiederum genial abwechslungsreich und mitreißend fand. Lediglich der Anfang war mir ein wenig zu albern und das Ende ein wenig zu blöd, darum gibt es einen kleinen Punktabzug. Was aber immer noch 8,5 Punkte bedeutet - und einen klaren Festivaltip für Experimentierbereite.
D.S.
sah diesen Film im Metropolis, Frankfurt

08.08.2004, 03:56



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