Based on a true story.von D.S. | |
Im wesentlichen gibt es drei verschiedene Arten von Filmen über echte Serienmörder. Einmal solche, die die realen Geschehnisse nur als Hintergrund für eine Story benutzen, die in irgendeiner Weise unterhaltsam sein soll; und sich darum meist nur bestimmte, spektakuläre Aspekte davon herauspicken, die dann oft auch noch dramatisch überhöht werden - siehe zum Beispiel der arg zwiespältig zu bewertende "Ted Bundy". Dann gibt es solche, die mitunter sehr frei von der Realität abstrahieren, sie verdichten oder ihr etwas hinzuaddieren - meist mit dem proklamierten Ziel, der Psyche eines Serienmörders näherzukommen, sein Wesen und seine Beweggründe begreifbar zu machen. Ein Beispiel hierfür ist etwa "Henry - Portrait of a Serial Killer", der für mich immer noch den beeindruckendsten Genrevertreter darstellt, da seine verstörende Inszenierung dem Unfaßbaren der Thematik sehr gerecht wird. Und schließlich gibt es Filme wie "The Hillside Strangler", die in gewisser Hinsicht fast wie eine Dokumentation daherkommen. Denn sie konzentrieren sich weitestgehend darauf, die Täter, ihr Umfeld und ihren Hintergrund entsprechend der bekannten Fakten abzubilden - sowie natürlich darauf, die tatsächlichen Vorkommnisse möglichst 1:1 nachzuerzählen. Selbstverständlich interpretiert auch "The Hillside Strangler": alleine schon darüber, was er erzählt und was er ausläßt. Und darüber, wie Opfer und Täter dargestellt werden. Dennoch bewerte ich diesen Authentizitätsanspruch hier schon mal grundsätzlich positiv, halte ihn für der Thematik angemessen. Hand in Hand mit diesem Anspruch geht allerdings die Konsequenz, daß die Spannungskurve des Films nahe an der "Dramaturgie" des realen Geschehens bleibt. Der "Leerlauf" in der Realität findet sich also auch hier wieder, was den Film nicht gerade "spannend" macht (aber das soll er wohl auch nicht unbedingt sein). Auch ansonsten vermeidet die Inszenierung allzu offensichtliche Dramatik - die Hauptakteure des Films und ihre Taten werden recht nüchtern präsentiert. Wodurch immerhin vermieden wird, daß falsche Sympathien entstehen: glorifiziert wird hier sicherlich nichts und niemand. Die Cousins Kenneth Bianchi und Angelo Buono, die in den späten 70er Jahren durch eine Serie krankhaft brutaler Sexualmorde in Los Angeles als "Hillside Strangler" berüchtigt wurden, werden als genau die perversen Frauenfeinde gezeigt, die sie waren - wobei der Film sie nicht einfach nur verurteilt, sondern über ihr Umfeld und ihre Erfahrungen auch mögliche Hintergründe ihrer Taten vermittelt. Leider nimmt sich der Regisseur anfangs deutlich zu viel Zeit, um uns die Ausgangssituation nahezubringen, die in der Mordserie resultierte. Da sich das Leben der beiden schon vor ihren Taten hauptsächlich um Sex drehte, nimmt dieses Thema einen enormen Raum ein: ihre Gespräche über Frauen, ihre (erstaunlich oft erfolgreichen) Versuche, Frauen flachzulegen, ihre Zuhältertätigkeit... Fast über die gesamte erste Hälfte geht es in "The Hillside Strangler" fast ausschließlich in der Horizontalen zur Sache. Das mag ja die geistige Atmosphäre, in der ihre Taten stattfinden konnten, auf authentische Weise vermitteln (so wie auch Look & Feel des Films im authentischen 70er Jahre-Sleaze-Look gehalten sind). Aber so wirkt der Film halt erst mal wie ein schmieriger Softsex-Film, und das möchte man auf dem FFF vielleicht nicht unbedingt sehen... Irgendwann geht es dann aber doch vorrangig um die Taten der beiden (daß der Filmtitel im Singular gehalten ist, hat übrigens den Grund, daß die zeitgenössischen Medien lange Zeit nur von einem Täter ausgingen und so die entsprechende Bezeichnung "The Hillside Strangler" prägten). Und deren Brutalität spricht eigentlich für sich, wird vom Film aber auch adäquat vermittelt: allerdings weniger über das detaillierte Zeigen expliziter Szenen als vielmehr über Konzentration auf das Leiden der Opfer. Beeindruckend war für mich vor allem, wie eng sich der Film an die Realität hält. Bis ins Detail, bis in die Dialoge werden die Morde so gezeigt, wie sie (nach allen Ermittlungsergebnissen) stattgefunden haben müssen, auch individuelle Besonderheiten einzelner Taten werden geschickt in die jeweilige Szene mit eingebunden. Nur ein Punkt irritierte mich: auch wenn Reihenfolge, Tötungsart und Fundort der Opfer im Film exakt den realen Geschehnissen entsprechen, so wurden doch alle ihre Namen geändert. Und als Kenneth Bianchi seiner Freundin, die ihn verlassen hat, von LA aus hinterherzieht, lebt er mit ihr im Film fortan in Oregon, wo es sich tatsächlich um Washington handelte. Warum diese Änderungen...? Aber das ist natürlich nebensächlich. Insgesamt bleibt man hier wirklich erstaunlich nahe an den Fakten. Wer sich für die Thematik interessiert, sollte sich "The Hillside Strangler" unbedingt ansehen, denn meiner Meinung nach vermittelt er ein wirklich facettenreiches Bild der Täter, und damit auch manchen Einblick in ihre Persönlichkeit und ihre Motivation zu den Taten. Wer allerdings auf einen einfach unterhaltsamen Film hofft, sollte vielleicht besser fernbleiben, denn das Spannungslevel hier bleibt für solche Ansprüche deutlich zu niedrig. Kritikwürdig ist, abgesehen davon, in jedem Fall, daß der Film aber auch NUR die Täter und ihre Hintergründe betrachtet. Polizeiliche Ermittlungsarbeit wird kaum gezeigt, die anschließende Gerichtsverhandlung gar nicht. Überhaupt kommt der Film zu einem sehr abrupten Ende, kaum daß die beiden festgenommen worden sind. Insgesamt also etwas holprig und im Tempo schwankend inszeniert - und ein ganzes Stück zu lang -, kommt "The Hillside Strangler" letztlich einer umfassenden Dokumentation über reale Serienmörder so nahe, wie ein Spielfilm das nur kann. Das macht ihn etwas schwierig zu bewerten - aber ich denke, 5,5 Punkte sind ein für alle Seiten nachvollziehbares Ergebnis. Genre-Fans vergeben mehr. | |
![]() sah diesen Film im Metropolis, Frankfurt | 10.08.2004, 04:28 |
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