Azumi

Nichts Halbes und nichts Ganzes.

von D.S.
Meine Damen und Herren, Vorhang auf für den neuen Film von... Mr. Tarantino!!

Oh. Hoppla. Doch nicht. Aber eine Zeit lang könnte man versucht sein, das zu glauben. Soll heißen: man merkt "Azumi" einfach ein paar Mal zu oft an, wie sehr old Quentin Kitamuras Vorbild ist. Und die beiden haben ein ähnliches Problem: sie stellen Coolness stets vor Inhalt. Der Unterschied: selbst dann, wenn auch bei ihm die Story absolut nebensächlich ist und es letztlich nur um ein Zelebrieren von Style geht, schafft es Tarantino immerhin, durch eine relativ innovative Erzählweise und ein paar überraschende Wendungen wenigstens kontinuierlich zu unterhalten.

Auf Kitamura traf das bislang nur ein einziges Mal zu. Bei "Versus" nämlich, wenn auch der Aspekt "überraschende Wendungen" hier zugunsten eines extrem hohen und blutigen Bodycounts in den Hintergrund rückte (was den Partyfaktor des Films aber alles andere als minderte).

"Azumi" dagegen erzählt seine praktisch nicht vorhandene Geschichte absolut straight forward und auch noch weitestgehend innovationsfrei, was dazu führt, daß man sich trotz schöner Bilder und niedlicher Hauptdarstellerin schon bald beträchtlich langweilt. Hauptproblem des Films aber sind ausgerechnet seine tarantinomäßigen Ansätze, sprich diverse selbstironische Elemente (und alberne Szenen), die NICHTS zur Storyentwicklung beitragen, dafür aber den eigentlich ernsten Grundton des Gezeigten brechen - und so die Involvierung des Zuschauers nochmals reduzieren. Dabei wäre angesichts der genannten Schwächen das Abfeiern und Produzieren großer Gefühle die einzige Chance für Kitamura gewesen, mit "Azumi" einen Film abzuliefern, der einem länger im Gedächtnis bleibt. So aber weiß man irgendwann überhaupt nicht mehr, was das ganze eigentlich soll, amüsiert sich nur manchmal und nur kurz, kann auf der anderen Seite die dramatischen Aspekte des Films aber kaum für voll nehmen. Dazu trägt insbesondere auch der als nahezu unbezwingbar gezeichnete Endgegner bei, der direkt aus der "Rocky Horror Picture Show" gesprungen sein könnte, und in diesem Film definitiv fehl am Platz ist (und nicht etwa dämonisch, sondern einzig und allein lächerlich wirkt).

Hinzu kommen ein paar visuelle Effekte, die fast ausschließlich sehr billig aussehen (was angesichts der, wie erwähnt, oftmals großen Bilder verwundert, die eigentlich eher ein hohes Budget atmen). Ein bestimmter Kameratrick allerdings beeindruckt schon - der findet sich aber übrigens zu 100% identisch im britischen Kurzfilm "Indecision" (ebenfalls 2003 entstanden), soviel also zum Thema "wahnsinnig originell". Und eine Tonne Kämpfe, die leider oft unübersichtlich gefilmt sind, was bei "Versus" visuell wesentlich cleverer und abwechslungsreicher gelöst wurde. So langweilen die immer gleich wirkenden Schlachten gegen meist unendliche Gegnermassen nach gewisser Zeit nur noch.

So wirkt "Azumi" letztendlich wie ein Film, bei dem Kitamura sich nicht zwischen Ernsthaftigkeit und Ironie entscheiden konnte, und für den seine Ideen eindeutig nicht ausgereicht haben. 6,5 Punkte.
D.S.
sah diesen Film im Metropolis, Frankfurt

11.08.2004, 14:04



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