Achtung - Miike!von Michaela | |
Takashi Miike - ein kranker Filmemacher, einfach nur pervers oder am Ende genial? Beim Betrachten seiner Filme stellt man sich unwillkürlich die Frage, ob er krank ist, seine Filme oder die Gesellschaft, die er porträtiert? Miike ist nicht einfach, kein seichtes Hollywood-Pseudo-Getue. Nein, bei ihm geht’s gewaltig zur Sache, ohne Tabus, mit verstörenden Bildern, ohne alles zu erklären. Er überlässt es dem Zuschauer, das Gesehene zu verarbeiten und zu deuten. Er ist nicht für Zartbesaitete geeignet - zu brutal, voyeuristisch sind die Bilder. Immer wieder fragt man sich, ob man das sehen will und bleibt dann doch angewidert fasziniert an den Bildern hängen. Bei Visitor Q - wer ist denn das überhaupt, dieser mysteriöse "Visitor Q" - wird uns eine nach außen "durchschnittliche" Familie präsentiert, bei der sich aber bei jedem Mitglied Abgründe auftun, die die Bundys wie Kleinkinder erscheinen lassen. Eine Familie, die schon längst keinen Zusammenhalt mehr hat, in der jeder nur noch irgendwie zu überleben versucht, und die am Ende auf seltsame Weise wieder zu sich findet. Wie der Film sich präsentiert, ist er auch eine Anklage an eine Gesellschaft, die sich nicht mehr für das reale Leben, das Individuum und die Würde des Einzelnen interessiert, sondern die nur noch Reality TV an sich ran lässt, eine Mediengesellschaft, die auf Einschaltquoten aus ist und dafür ist jedes Mittel recht. Kann man sich mit den Figuren, die Miike zeichnet, identifizieren? Ich denke, bis zu einem gewissen Grad ja, da jeder schon die Erfahrung der Abweisung gemacht hat und da die Sehnsucht nach Liebe, nach Anerkennung in jedem von uns steckt. Die Traurigkeit darüber, diese Liebe bzw. Anerkennung nicht zu erhalten und die damit verbundene Einsamkeit, verarbeitet jedes Familienmitglied anders - da es ein Miike-Film ist, natürlich auf etwas krassere Weise. Aber manchmal benötigt man den Schlag auf den Kopf, um die Prioritäten wieder richtig zu setzen. Visitor Q - ein unangenehmer, aufrüttelnder, verstörender Film. | |
![]() | 27.12.2010, 23:30 |
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