Clevere Drastikvon D.S. | |
Wenn ich über einen Film höre, daß er von Quentin Tarantino mit Lob überschüttet worden ist, verheißt das für mich noch lange nicht automatisch etwas Gutes. Denn schließlich ist der ehemalige Videotheken-Angestellte unter anderem dafür bekannt, daß er die selbstironische Brechung von Filmstoffen schätzt. Die bisherigen Filme Chan-wook Parks aber zogen einen großen Teil ihrer Kraft gerade daraus, daß sie ihre Stories voll unerbittlicher Ernsthaftigkeit (oder sogar Wut) vorantrugen. Stünde nun also mit "Oldboy" ein Zwitterwesen ins Haus, das sich nicht recht zwischen zur Schau gestelltem Intellektualismus samt (Pseudo-) Coolness auf der einen und düster dramatischen Verwicklungen auf der anderen Seite würde entscheiden können? Weit gefehlt, zum Glück bleibt Park auch hier seiner Linie treu und liefert einen weiteren visualisierten Tritt in die Magengrube ab. Nur selten blitzen, anfangs, komödiantische Aspekte auf - die dann aber auch prompt, zusammen mit ein paar albernen visuellen Gimmicks, zu den Schwachpunkten bzw. überflüssigen Stellen des Films gehören. Im Gesamtbild aber sind diese "Stimmungsschwankungen" absolut vernachlässigbar: "Oldboy" erscheint als ein Stück manifestierten Negativismus’, das den Zuschauer mit seiner dichten Atmosphäre, grandiosen Schauspielerleistungen und vor allem einer verwinkelt-verwobenen Story, die in ihrem Verlauf immer weitere schockierende Überraschungen bereithält, in seinen Bann zieht. Dabei ist sie noch um einiges konstruierter, als das schon bei "Sympathy for Mr. Vengeance" der Fall war. Allerdings im positivsten Sinne konstruiert: ein Puzzlestück wird ans nächste gefügt, das sich clever Stück für Stück nur offenbarende Endergebnis ist in seiner Drastik atemberaubend. Zum Inhalt will ich hier nichts mehr sagen, das haben andere schon übernommen. Und für Park geht es ohnehin nie nur um die jeweilige Geschichte, die er erzählt, an sich. Vielmehr dient sie ihm zuvorderst auch als Vehikel, das eine Aussage transportiert, respektive bestimmte Gefühle vermittelt. Diese mögen nun vielleicht nicht ganz so nihilistisch sein wie bei "Sympathy...", und erst recht nicht so (leicht) generalisierbar wie bei "JSA". Dafür treffen sie ihn hier über die Umwege eines bizarren, lange Zeit mysteriös bleibenden Einzelschicksals am Ende unvorbereiteter, und damit letztlich heftiger - wie plötzliche Keulenschläge aus dem Hinterhalt. Denn worauf die komplexe, verschachtelte Geschichte schließlich hinauslaufen soll, läßt sich nicht erahnen. Dabei ist sie jedoch, über alle Richtungswechsel und erst unklar bleibende Handlungsstränge hinweg, stets packend, meist treibend inszeniert - frei von jenen Längen, die bei "Sympathy..." noch stören konnten. Inhaltlich konsequent, mit teils heftig gewalttätigen Szenen und einigen sehr innovativen Storyideen versehen, kann "Oldboy" fast restlos begeistern. Man muß sich den Film allerdings wohl mehrmals ansehen, um alle Details würdigen und richtig interpretieren zu können. Deshalb: Zeit für die DVD! ;) Definitiv einer der Pflichtfilme des FFF 2004. 8,5 Punkte, wenn nicht mehr. | |
D.S. sah diesen Film im Metropolis, Frankfurt | 15.08.2004, 00:58 |
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