Ein klassischer Gruslervon D.S. | |
Jedes Jahr entflammen zwei Diskussionen neu: Die, ob der Eröffnungsfilm dem FFF angemessen sei. Und die, ob sich das Festival filmisch nicht zu weit von seinen Wurzeln wegbewege. Scheint so, als habe Rosebud von diesen Diskussionen genug gehabt, denn ganz ehrlich: Klassischer als DON’T BE AFRAID... hätte ein FFF-Eröffnungsfilm kaum ausfallen können. Ob er einem nun zusagt oder nicht, er ist reinstes Genreprogramm, hat die Größe, die ein Opener braucht und ausreichend Mainstream-Appeal, ohne sich dabei zu weit von den Fan-Sehgewohnheiten zu entfernen. Das macht ihn nun natürlich nicht automatisch zu einem Klassiker oder auch nur zu einem Highlight des Programms. Tatsächlich verlässt sich der Film viel zu sehr auf althergebrachte Methoden von Storykonstruktion und -inszenierung, atmet förmlich „Schema F". Man wird sich schwer tun, hier auch nur einen neuartigen Gedanken zu finden: Haus mit dunkler Geschichte, Kind mit Wahrnehmungszugang zum Übersinnlichen, Erwachsene ohne Ohr dafür, Kind alleine gegen das Übersinnliche, stetig wachsende Gefahr. Es werden gar Devices wie der allwissende Alte und die verborgenen, aufklärenden Dokumente zum Einsatz gebracht: Das fühlt sich erzählerisch alles mehr nach den 60er-Jahren als nach der Filmkultur von heute an. Einerseits schwer sympathisch, fast nostalgisch. Andererseits aber doch etwas arg behäbig, vorhersehbar und farblos. Nun ist der Film ja ein Remake eines B-Movies von 1973. Das kenne ich zwar nicht, aber einige Story-Banalitäten lassen sich sicher darüber erklären. Für ein von del Toro mitverantwortetes Drehbuch verbleibt hier allerdings trotzdem alles deutlich zu konventionell - gerade, wenn man sich erinnert, wie er sonst die Probleme, Sorgen und Ängste seiner Kinder-Hauptfiguren in phantastische Konstellationen und Konflikte übersetzt hat. In DON’T BE AFRAID... fehlt jede Abgründigkeit (abgesehen von der physischen natürlich, die einen Teil der Handlung bedingt). Nicht nur, dass einem die miese Lage des Kindes permanent deutlichst unter die Nase gerieben wird: Hier wird nichts übersetzt, hier ist vom Kind erlebtes übernatürliches Geschehen gleich allgemeingültige Realität, und damit einher geht eine deutliche Schwächung dessen, was seine Stoffe bislang ausgezeichnet hatte: der Fähigkeit, ganz eigene Phantasmagorien im Kopf des dafür offenen Betrachters auszulösen. Oder, kurz gesagt: statt eines ausschweifenden, düsteren Märchens bekommen wir hier einen platten Groschen-Gruselroman serviert. Der bereits alles zeigt, was es zu sehen oder auch sich vorzustellen gibt. Und das ist endlich. Für Liebhaber klassischer Spukhausfilme sicher trotzdem gut geeignet, ebenso für alle anderen, die Gruselfilme mit einem „gotisch-romantischen" Touch zu schätzen wissen und nichts gegen ein paar Monsterchen einzuwenden haben. Das Creature Design ist allerdings absolute Geschmackssache - ich fühlte mich von den Viechern an verunglückte Affen-Ratten-Mutationen erinnert und eher zum Lachen denn zum Fürchten gebracht. Zusammengefasst: Ein routinierter, im FFF-Vergleich mehr als ordentlicher Eröffnungsfilm, der traditionelle Werte von Erzählkunst und Genre hoch hält. Dabei aber ein ganzes Stück zu sehr auf Nummer Sicher geht, um jemals wirklich beeindrucken zu können. Nett, 6 Punkte, kein „echter" del Toro. | |
D.S. sah diesen Film im Metropolis 6, Frankfurt | 25.08.2011, 04:25 |
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