Wasted on the Young

Viel Stil, wenig Substanz

von D.S.
WASTED ON THE YOUNG ist die Style-Bombe des Festivalprogramms. Kein anderer Film kann auf ästhetischer Ebene derart überzeugen: Jede einzelne Einstellung ist aufs Genaueste durchkomponiert, ein exzessiver Einsatz von (vor allem blauen) Farbfiltern verleiht dem Geschehen einen kühlen und künstlichen Look, ein ausgefeiltes Sounddesign und visuelle Effekte unterstützen das Gefühl, in einem künstlerisch hoch ambitionierten Videoclip gelandet zu sein. Natürlich ist auch die Montage entsprechend ausgerichtet, wobei vor allem das regelmäßige Einbauen von Zeitsprüngen, Phantasievorstellungen der Hauptfiguren und gerade von Inhaltsfragmenten aus dem Social Web oder Smartphones auffällt - sowie generell die große Rolle, die moderne Kommunikationsmittel im Film spielen.

Bösartig könnte man jetzt formulieren, damit wirke WASTED äußerlich so slick, kalt und distanziert wie diejenigen seiner Figuren, die als negative Charaktere vorgestellt werden. Die beiden wichtigsten von ihnen sind übrigens maßlos klischeehaft gezeichnet, was eine der Schwächen des Films darstellt. Wobei es immerhin eine Ausnahme-Szene zu verzeichnen gibt: Eine Einstellung, die uns den „Haupt-Bösen", den Stiefbruder des Protagonisten, jämmerlich zitternd und aufgelöst im Auto zeigt - er ist für sich allein und offenbart seine wahre Gefühlslage hinter der machohaft coolen Attitüde, die er einen Moment vorher nach Außen präsentiert hatte. Leider das einzige Mal, dass sein Charakter so vielschichtig gezeigt wird.

Aber ganz ehrlich, Story und Figuren können hier nur in zweiter Linie interessieren. Auch wenn der Film gleich mehrfach recht plump pseudo-philosophische Phrasen drischt und sich damit eine Tiefe und Ernsthaftigkeit verleihen will, die Handlung und Moral von der Geschicht’ einfach nicht hergeben: WASTED lebt zuallererst von seinen Schauwerten. Der Inhalt des Ganzen ist einfach zu dünn und schon viel zu oft gesehen: Verlorene, moralisch integere Außenseiter in einer (Jugend-)Welt von Geld und Macht, in der immer der Skrupel- und Rücksichtslose gewinnt. Sie werden von den Bullies so lange getreten, bis es zur Katastrophe kommt. Und dann wird zurückgeschlagen. Das kennt man, und das wird auch durch den Einsatz modernster Technik und exquisitester Stilmittel nicht neu und originell.

Immerhin muss man WASTED zugute halten, dass er sich im Rahmen seiner Möglichkeiten darum bemüht, die Auswirkungen der Entwürdigungen auf die Betroffenen spürbar zu machen - eindringlicher als bei vergleichbaren Filmen üblich. Zudem lässt er seine Story ihren Weg ziemlich konsequent gehen und ist dabei stellenweise erstaunlich schonungslos. Dafür fehlt seiner Inszenierung wiederum oft das nötige Tempo. Der Trailer ist da sehr irreführend, er verspricht eine Dynamik und ein pulsierendes Grundgefühl, dass dem Film selbst meist abgeht.

Trotzdem kann WASTED insgesamt durchaus gefallen. Zumindest, wenn man seine Erwartungen an Inhalt und vor allem Gehalt zurückschraubt und sich einfach von der Gestaltung überwältigen lässt. Ich habe den Film nur per DVD gesichtet, denke aber, dass er auf der großen Leinwand phasenweise fast wie ein Rausch daherkommen wird.

Zusammengefasst: Ein Fest für Augen und Ohren, nicht für den Kopf. Aber eine schöne Hülle ist ja manchmal auch etwas wert. Hier reicht sie für 6,5 Punkte.
D.S.

02.09.2011, 06:07



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