crazy

We Need to Talk About Kevin

Superb erzähltes und bebildertes Psycho-Drama mit Längen

von mdbnase
In dem Thriller von Lynne Ramsay geht es grob gesagt um die Psyche von Eva, einer gebrochenen, von der Nachbarschaft verhassten Frau, deren Familienschicksal, das zu dieser Situation geführt hat in Rückblenden erzählt wird. Eva, die unbedingt Kinder will, findet keinen richtigen Zugang zu ihrem Erstgeborenen Kevin. Das Verhältnis ist von Beginn an gespannt. Denn Eva ist ungeduldig und einfach überfordert mit Kevins seltsamen, boshaften Aktionen und Verhaltensweisen und findet sich nicht damit zurecht, dass ihre Liebe nicht auf Gegenseitigkeit zu beruhen scheint. Aber was ist passiert, dass Eva nun von allen gehasst wird?

Sowohl die Bildsprache als auch die Erzählstruktur in diesem Thriller sind ausgesprochen gut gelungen. So bekommt man scheibchenweise und in unchronologischer Reihenfolge die Hintergründe dieser Lebens- und Leidensgeschichte serviert. Tilda Swinton als gebrochene, verzweifelte Frau, die sämtlichen Kummer in sich hineinfrisst ist dabei großartig in ihrer Darstellung. Auf Schockeffekte wird verzichtet und die Geschichte sehr ruhig und langsam erzählt. Leider manchmal etwas zu ruhig, so dass sich im Mittelteil doch ein paar Längen auftun, die die Spannung etwas abflachen lassen. Leider kommt man dabei auch zu schnell dahinter, welchen Lebensweg Kevin einschlägt. Nichts desto Trotz wirken einige dieser langsamen Sequenzen intensiv und erinnern mich in seiner Diabolik an 'Das Omen'. Der Schluss dagegen knallt - trotz seiner gewissen Vorhersehbarkeit - rein und lässt den Zuschauer verwirrt und etwas ratlos zurück. Hier werden die Sympathien und Antipathien gegenüber den Protagonisten, die schon von Beginn an schwankend sind, nochmals richtig durch geschüttelt.

Eigentlich könnte man 'Kevin' als Psycho-Drama bezeichnen, das sehr nah an der Realität angesiedelt ist. Vor allem wird hier aber mit der Psyche und der Haltung der Zuschauer gespielt und man erkennt viele gesellschaftliche und pädagogische (Fehl-)Verhaltensmuster wieder, die einem - gelungen - den Spiegel vorhalten. In dieser Beziehung kann der Film absolut überzeugen. Der Längen (der Film geht 117 Minuten) und einiger zu penetranten Motiv-Wiederholungen wegen (z.B. die Farbe Rot als Leitmotiv oder das wiederholte besudeln der Schränke & Wände mit Brei und/oder anderem schleimigen Zeug) gibt es jedoch ein paar Abzüge. Ein Film auf den man sich einlassen muss! (8/10)
mdbnase

23.02.2012, 16:43



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