Schwarzweißmalereivon Herr_Kees | |
Erinnert sich noch jemand an den 80er-Jahre Bombastrockerfilm STREETS OF FIRE von Walter Hill? Comic-Kunst und Starbesetzung mal beiseite - SIN CITY ist von dort nur einen Katzensprung entfernt. In beiden Filmen dominiert die Form den Inhalt, erlebt man Typen statt Charaktere, ist man fasziniert von Musik oder Bild statt von Handlung oder Plotideen. Und bei beiden Filmen ist es letztlich Geschmackssache, ob man nun auf den entsprechenden Stil oder die Ästhetik anspringt oder nicht. Mir persönlich haben beide Filme gut gefallen und doch lassen beide eines vermissen, was ein gelungenes Experiment von einem echten Klassiker unterscheidet: das Herz. Sicherlich ist in Rodriguez’ Verfilmung von Millers Comics mehr Herzblut und Fanliebe eingeflossen als in seelenlosen Blockbustermüll wie THE ISLAND. Doch leider überträgt sich das in kaum einer Szene auf den Zuschauer. Selbst die von Quentin Tarantino inszenierte Dialogszene zwischen Clive Owen und Benicio Del Toro im Wagen ordnet sich der allgemeinen Emotionslosigkeit des Films unter. SIN CITY ist - wie schon die Comicvorlage - auf die reine Lust am Zeigen und die authentische Übertragung von Vorbildern (expressionistischer Film und Film Noir in die Comics - Comics zurück auf die Leinwand) angelegt. Das ist eine technische Bravourleistung, keine Frage. Die Zukunft des Kinos sieht hoffentlich anders aus. Selbst die - für Mainstream, ja selbst für Genreverhältnisse - ungeheuer überzeichnete Gewalttätigkeit ist so vom Mitgefühl abstrahiert, dass die Reaktion darauf erstaunlich gering ausfällt. Fazit: Die technisch revolutionärste Comicverfilmung seit DICK TRACY - leider ebenso emotionslos auf reinen Schauwert reduziert. | |
Herr_Kees sah diesen Film im Metropol, Stuttgart | 09.08.2005, 14:53 |
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