Super Size Everythingvon D.S. | |
Tja, was soll man sagen... "Sin City" ist kein schlechter Film, er unterhält über weite Strecken recht gut und ist interessant anzusehen. Er ist allerdings weit davon entfernt, ein weltbewegendes Ereignis zu sein. Da er aber auf breiter Front zu genau diesem hochstilisiert wurde, fällt es mir schwer, nach dem Sehen des Films nicht ein wenig enttäuscht zu sein. Denn in irgendeiner Form bewegend fand ich ihn nun gerade nicht. Ich kenne die "Sin City"-Comics nicht. Darum mag es durchaus sein, daß die Dinge, die ich am Film kritisiere, in erster Linie "Schuld" der Vorlage sind. Aber ein Film ist ein Film und muß als solcher funktionieren, Begeisterung für oder auch nur Interesse an den Comics kann beim Publikum nicht vorausgesetzt werden. So ist es mir persönlich etwa herzlich egal, ob man es hier geschafft hat, die Vorlage fast bildgetreu auf die Leinwand zu bringen. Entscheidend ist doch nur, ob das Setting in der hier zu sehenden Form seinen Zweck erfüllt, ob der Stadt-Moloch real beeindruckend wirkt. Das tut er, Gott sei Dank. Die Düsterkeit, Kälte, Hoffnungslosigkeit und Verkommenheit der Atmosphäre ist nahezu greifbar - und wird, gerade auch durch die fast ausschließlich monochrome Farbgebung, bis zum Exzess zelebriert. Auf dieser Ebene funktioniert der "moderne Film Noir" also sehr gut. Die Geschichten, die er uns präsentiert, funktionieren hingegen nur teilweise. Zu häufig wiederholen sich Themen und Motive, zuletzt auch in durchaus langatmiger Weise, so daß eine gewisse Ermüdung beim Betrachter kaum vermieden werden kann. In jeder der (nur lose zusammengefügten) Episoden wird ein Protagonist Zeuge oder Opfer einer Greueltat und macht sich dann daran, sie zu rächen. Dabei kommt es zu reichlich Gewalt und Blutvergießen auf allen Seiten (wobei es manchmal schon leicht irritierend wirkt, daß das Blut eben nicht rot, sondern weiß fließt). Und irgendwann, nach vielen Hindernissen und dem Erleiden/Verbreiten von vielerlei Qual, kommt unser Protagonist dann an sein Ziel - oder auch nicht, oder nur bedingt, oder es ist einem zu diesem Zeitpunkt eh schon relativ egal, da der Ausgang des Ganzen kaum einen großen Unterschied macht. Warum? Weil es einem der Film herzlich schwer macht, ein wirkliches Interesse an irgendeiner seiner Figuren zu entwickeln. Man präsentiert uns nämlich in erster Linie wahre Abziehbilder aus dem großen Buch der heldenhaften Charaktere, furchtlos, unbeugsam, loyal und hart im Nehmen. Kurz: Machos alter Schule. So schmutzig und verderbt sie uns (durch ihr Äußeres, durch ihre Sprüche, durch angedeutete böse Taten in ihrer Vergangenheit) auch erscheinen sollen: letztendlich sind sie allesamt als wahrhaft ehrenvoll und durch und durch gut gezeichnet. Ihre Gegenspieler? Durch und durch schlecht. Klar, in einer schwarz-weiß gezeichneten Welt ist wohl kaum Platz für Grautöne, und menschlichere "Helden" würden vermutlich nicht tough genug rüberkommen, um die von Miller und Rodriguez angestrebte Vision zum Leben zu erwecken. Wie dem auch sei, mir sind die Charaktere hier deutlich zu holzschnittartig, ihre Beweggründe zu platt, die Plotentwicklung wirklich zu billig. Eine Welt voller "Nur-Guter" und "Nur-Schlechter" (dazwischen ein paar "Heilige-Meets-Hure"-Frauenabziehbilder) ist zwar gut für lautes Rumgehaue, nicht aber für spannende Geschichten. Hier wird einfach zu stark, zu oft, zu monoton draufgehauen, hier ist alles viel zu stilisiert, zu pur, zu überlebensgroß, um den Betrachter zu involvieren und auf längere Sicht wirklich zu fesseln. Klar, der Film bietet tolle schauspielerische Leistungen und ist visuell über weite Strecken sehr interessant. Erzählerisch aber ist er viel zu einfach gestrickt und lebensfremd, weshalb er mich ab einem gewissen Punkt nur noch kalt ließ. Durchaus sehenswert, natürlich - aber besser nicht ZU viel erwarten. | |
D.S. sah diesen Film im Metropolis, Frankfurt | 11.08.2005, 14:27 |
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