Männer sind vom Mars, Frauen aus der Höllevon D.S. | |
Der aktuelle filmische Beitrag zum Gender-Krieg kommt leider eher als lauschige Partie Schattenboxen daher: Denn was zwar etwas zäh in die Gänge kommt, sich dann aber als durchaus grimmiger Revenge-Movie geriert, bei dem Vergewaltigern und sonstigen Drecksäcken mit einem Lächeln auf den Lippen Körperteile abgesägt und Kugeln in den Schädel gejagt werden, verliert zur Mitte seiner Laufzeit komplett den Fokus. Und entpuppt sich schlussendlich als weitgehend aussageloser Liebesfilm. Oder distanziert sich zumindest aufs Weitestmögliche vom anfangs scheinbar gemachten Statement - indem auf einmal nur noch der psychische Zustand einer der Protagonistinnen im Mittelpunkt steht und das angebliche Thema des Geschehens nur noch als Aufhänger für eine ähnlich schon viel zu oft gesehene Beziehungsgeschichte dient. Ein neuer BAISE MOI? Vergesst es. Wie gesagt, in der ersten Hälfte des Films lässt sich das alles gar nicht mal so schlecht an. Die Darsteller sind gut gewählt, die Figuren interessant, die Handlung kompromisslos genug gestaltet, um das Interesse am Rachefeldzug gegen zunächst den Vergewaltiger Shaes, dann gegen miese Männer im Allgemeinen zu wecken und aufrecht zu erhalten. Die Lage Shaes und die vernichtende Reaktion der Außenwelt auf ihre Vergewaltigung werden bedrückend, glaubwürdig beklemmend dargestellt, man fühlt mir ihr und feiert ihr Sich-zur-Wehr-setzen. Ihre Freundin, Motivatorin und Anleiterin Lu wird jedoch irgendwann so dermaßen als irre überzeichnet, ihre Opferwahl derart beliebig und ihr Verhalten derart unsympathisch, dass das vielleicht ja wenigstens gut gemeinte Anliegen des Films konterkariert wird. Die Abrechnung mit den verachtenswerten Teilen der Männerwelt nur noch als Plattform für irgendeine beliebige, dahergelaufene „Story" dient. Und man das mehr als ernsthafte Thema kaum noch ernst nehmen kann. Ärgerlich. Insbesondere auch, weil das Dahergelaufene - sprich: die zweite Hälfte des Films - nicht nur austauschbar und irrelevant ist, sondern auch kaum ausgearbeitet wirkt. Da werden dann schon mal mehrere Minuten Laufzeit mit einem belanglosen Rummelplatzbesuch totgeschlagen, weil es schlicht nichts zu erzählen gibt. Tempo und Dramatik fehlen. Bis man in einem grotesk übersteigerten Finale landet, das von Glaubwürdigkeit so weit entfernt ist wie ein Tarantino-Film. Aber nicht mal clevere Dialoge zu bieten hat. Es scheint ein wenig, als habe man sich nicht getraut, ähnlich wie GOD BLESS AMERICA sein Statement zu machen und konsequent bis zum Ende zu führen. Sondern den sicheren Weg und eine typische Spielfilm-Auflösung wählen wollen. Die aber nicht nur langweilt und jede Kraft vermissen lässt, sondern so auch noch das ursprünglich entscheidende (?) Statement komplett verwässert. Somit hat GIRLS AGAINST BOYS leider kaum bleibenden Wert zu bieten. Zudem nehme ich ihm persönlich übel, dass er trotz seines Titels nicht mal einen einzigen Song der gleichnamigen, früher grandiosen Band im Soundtrack hat... aber gut. Die erste Hälfte kann fesseln, die Darstellerinnen auch, deshalb knapp noch 5 Punkte. Potential jedoch deutlich verschenkt. | |
![]() sah diesen Film im Metropolis 9, Frankfurt | 08.09.2012, 03:28 |
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