crazy

Beast

Ein Monster namens Liebe

von D.S.
Bruno ist abgrundtief besessen von seiner Frau Maxine. Er will in sie eindringen, zu einem Teil von ihr werden, sie nie wieder loslassen. Weil er dabei kein Maß kennt, keine Einfühlsamkeit und letztlich auch kein echtes Interesse an ihr als Person und an ihren Gefühlen zeigt, hat Maxine irgendwann genug. Kann nicht mehr. Wendet sich innerlich von ihm ab. Das bleibt Bruno nicht verborgen - aber er kann es nicht akzeptieren. Klammert sich immer stärker an sie. Erdrückt sie förmlich. Und ergreift Maßnahmen, ihr seine Vorstellungen von einer idealen Beziehung aufzuzwingen...

Das klingt nicht nur nach einem Beziehungsdrama, das ist auch eins. Zwar mit einem durchaus finsteren Unterton versehen, der mit zunehmender Laufzeit präsenter, beklemmender, bedrohlicher wird und für eine äußerst intensive Atmosphäre sorgt. Sicher kein Rosamunde-Pilcher-Stoff. Aber am Ende eben doch eigentlich „nur" eine Geschichte über große Gefühle und Ängste - die surreale, fantastische Elemente über drei Viertel ihrer Laufzeit gar nicht und auch danach nur sehr verhalten zum Einsatz bringt, wobei sie ohnehin auf der symbolhaften Bedeutungsebene verbleiben.

Damit ist BEAST zwar natürlich nicht automatisch ein schlechter Film. Jedoch einer, der übliche Festival-Erwartungen enttäuscht und der zudem eine solche Schwere hat, dass man sich einigermaßen anstrengen muss, um aus ihm ein befriedigendes Erlebnis zu ziehen. Das liegt vor allem an der entsprechend niedrigen Geschwindigkeit, mit der er seine Erzählung vorantreibt. Charakterstudien sind kein Feld für Action und schnelle Schnitte - hier wird über Minuten nur in die Gefühlslage und den Geisteszustand der wenigen Protagonisten eingetaucht, und das immer wieder. Handlungsseitig passiert nur sehr wenig.

Damit hätte ich noch nicht mal unbedingt ein Problem gehabt, wenn speziell bei der Figur des Bruno eine wirkliche Entwicklung festzustellen gewesen wäre, wenn er langsam immer stärker dem Wahnsinn verfallen wäre und sein Vorgehen sich demzufolge in immer schlimmere Stadien verschoben hätte. De facto erscheint er aber schon nach spätestens einem Drittel der Laufzeit des Films als dermaßen über den Jordan, dass nur noch wenig Steigerung möglich ist - und nur noch wenig von seinen folgenden Aktivitäten überrascht.

Insofern zieht sich BEAST in seiner zweiten Hälfte leider oft ganz schön dahin, ansteigende Spannung hin zu einem Höhepunkt ist kaum zu verspüren. Dabei kann seine Intensität, die Tiefe seiner Psychogramme anfangs wirklich in den Bann ziehen, außerdem war ich von der filmischen Umsetzung beeindruckt: einerseits vom großartigen, atmosphärischen Score, andererseits - im Gegensatz zum Vorgänger-Review - genauso von der visuellen Ebene. Meiner Meinung nach war die Bildsprache genau so gewollt, und für mich funktionierte sie auch hervorragend. Es gibt tolle Aufnahmen des verschneiten Kopenhagens zu bewundern, einnehmende Perspektiven und ein Kameraverhalten, das die Gefühlswelt Brunos oft eindringlich veranschaulicht. Ebenso halte ich übrigens die Schauspielerleistungen angesichts der schweren Aufgabe für ziemlich überzeugend.

Der genannten Längen und mäßigen Ausformung der Geschichte bzw. ihrer Entwicklung wegen reicht es für mich insgesamt trotzdem nicht zu mehr als 5 Punkten. Irgendwann verlor mich der Film einfach und begann, ein wenig zu langweilen. Schade - anfangs wirkte es fast, als könne ein großer Wurf daraus werden.
D.S.
sah diesen Film im Metropolis 9, Frankfurt

13.09.2012, 06:16



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