Reviewvon Herbert.West | |
Der neue Film von Eli Roth könnte ein richtiger Knaller sein, ein zukünftiger Genreklassiker gar. Ein sehr brutaler Schocker mit satirischen Elementen, der unter der blutigen Oberfläche sogar so was wie einen sozialen Kommentar verbirgt, zumindest ansatzweise und mit etwas Phantasie und gutem Willen beim geneigten Betrachter. Ein bisschen so wie "The People Under the Stairs" von Wes Craven gepaart mit der Härte von "Saw" und "The Devil’s Rejects". Doch Hostel schafft es leider nicht sein Potenzial voll auszuschöpfen, und dafür gibt es eine ganze Reihe von Gründen. Erst einmal wären die grenzenlos unsympathischen Hauptdarsteller zu nennen, die man am liebsten schnell wegsterben sehen würde, damit sie einen nicht den ganzen Film durch belästigen können. Der Film braucht außerdem ewig, um mal in die Gänge zu kommen. In der ersten Hälfte gibt es gar keinen Horror, sondern nur reichlich entblößte weibliche Brüste. In der Zeit nerven die männlichen Hauptdarsteller um die Wette, fast fühlt man sich an "Eis am Stiel" erinnert. Hinterher entpuppt sich natürlich schon, dass Roth in der Zeit einige Fährten gelegt hat und dem Zuschauer ein paar Hinweise auf das Kommende anbietet, doch Spannung oder eine beunruhigende Atmosphäre will erst mal nicht aufkommen. Nichts gegen einen langsamen Aufbau bei einem Horrorfilm, aber da muss dann schon die Spannung mit der Zeit gesteigert werden, auch wenn vielleicht nichts "Schlimmes" passiert. In der zweiten Hälfte wandelt sich der Film fast von einer Minute auf die andere vollkommen und geht über in blutigen, recht spannenden Nonstop-Horror. Die Einschränkung "recht" vor dem "spannend" deshalb, weil man erstens nicht mit den Darstellern mitfiebert und weil zweitens die Handlung im dritten Akt zunehmend unglaubwürdiger wird. Die Bruce-Willis-Attitüde, die einer der Akteure da plötzlich und ziemlich unpassend in seiner Handlungsweise an den Tag legt, ruft manchmal leichte Verwunderung hervor. Diese Aufzählung erweckt vielleicht einen negativeren Eindruck des Films als beabsichtigt, denn schlecht fand ich Hostel trotzdem nun wirklich nicht. Aber ich hatte mir ehrlich gesagt schon etwas mehr erwartet, nämlich dass Hostel zum Spitzenfeld der Horrorfilme der letzten ein bis zwei Jahre gehören würde, obwohl ich Roths Erstling "Cabin Fever" eigentlich seinerzeit auch nicht gerade sensationell fand. Was übrig bleibt, sind eine Vielzahl von guten Make-up-Effekten und makabren Splatterszenen, ein kultiger Kurzauftritt von Takashi Miike und eine unterhaltsame Achterbahnfahrt in der zweiten Hälfte. Solide und gutklassig, aber leider nicht mehr. 7/10 | |
Herbert.West | 18.03.2006, 14:58 |
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