crazy

Stoker

Schöner Schein

von D.S.
Großartig gefilmt und gespielt, ist STOKER ein echtes Fest für Kino-Ästheten. Ein ums andere Mal wird man durch perfekt komponierte Bilder begeistert und von innovativen Montage-Ideen überrascht; die Darsteller sind glänzend aufgelegt und sorgen allein schon durch ihre Mimik dafür, dass man den Wendungen in diesem Katz-und-Maus-Spiel gebannt folgt, den sich ändernden Positionen der handelnden Figuren und ihren sich erst nach und nach offenbarenden Motivationen.

Restlos fesseln konnte mich der Film dann aber leider trotzdem nicht. Das ist vor allem der Story geschuldet, die - wie bei einer Hollywood-Produktion natürlich zu erwarten war - bei weitem nicht den Grad an Bösartigkeit, Kompromisslosigkeit und auch Finesse entwickelt, den man von den vorherigen Werken Chan-wook Parks gewohnt ist. Wenn dann schließlich alle Häkchen geschlagen, alle Geheimnisse offenbart und alle Motive geklärt worden sind, stellt man fest, dass hier extrem viel Bohei um eigentlich relativ wenig gemacht wurde. Anders formuliert, eine ähnliche Geschichte hat man schon mehrfach serviert bekommen, durchaus sogar schon ähnlich erzählt.

Na gut, im Kern will STOKER ja vielleicht auch viel mehr eine Charakterstudie sein als ein waschechter Thriller, ein schwarz angehauchtes Drama um das Erwachen der verschlossenen India in der Realität des Lebens. Für eine solche Studie mangelt es dem Film dann aber für meinen Geschmack an umfassend genug entwickelten Figuren.

Einerseits betrifft das die beiden Erwachsenen: Indias Mutter und ihren seltsamen Onkel Charlie, der nach dem Unfalltod von Indias Vater Richard wie aus dem Nichts auftaucht und - speziell bei den Damen des Hauses - für reichlich Verwirrung auf allen Ebenen sorgt. Beide sind höchst eindimensional gezeichnet und wirken so zwar, dank der erwähnt hervorragenden Schauspielerleistungen, recht lebendig, aber äußerst lebensfern bzw. unrealistisch. Andererseits betrifft dies aber auch India selbst. Wir erfahren zu wenig über ihre Vergangenheit und bekommen ihr Verhalten in der Gegenwart oft nur „kommentarlos präsentiert", was es, genau wie ihre Entscheidungen, nicht immer nachvollziehbar macht. Und weshalb auch ihre Figur einen über weite Strecken emotional kaum berühren kann.

Von Hochspannung bei der Entfaltung der Geschehnisse kann man zudem auch nicht gerade sprechen. Handwerklich ist bei STOKER zwar zweifellos alles auf wirklich höchstem Niveau angesiedelt - inhaltlich fühlt man sich dagegen leider manches Mal an einen durchschnittlichen Fernseh-Krimi erinnert. Mehr Schein als Sein: Von mir deshalb nur 6,5 Punkte.
D.S.
sah diesen Film im Metropolis, Frankfurt

10.03.2013, 01:42



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