Banshee Chapter

Die Geister der Vergangenheit

von D.S.
Mittlerweile gibt es zahlreiche Filme, die sich mit dem schockierenden MK-ULTRA-Projekt der CIA beschäftigen, bei dem meist ahnungslosen Bürgern gefährliche Cocktails aus halluzinogenen Drogen verabreicht wurden, um Möglichkeiten der Gedankenkontrolle auszuloten; beim FFF 2009 lief beispielsweise THE KILLING ROOM. Ein reinrassiger Mysteryfilm, der in erster Linie auf typischen Found-Footage- und Mockumentary-Versatzstücken basiert, war meines Wissens jedoch bislang nicht darunter.

BANSHEE CHAPTER schließt diese Lücke und zeigt bei allen offensichtlichen Schwächen deutlich das Potential auf, das dieser Themenkomplex für das Horrorgenre zu bieten hat. Wobei die illegalen Regierungsexperimente hier letztlich nur den Hintergrund bilden für eine düstere, bedrohliche Betrachtung der Frage, wofür der menschliche Verstand unter dem Einfluss der richtigen falschen Drogen empfänglich wird. Ansatzweise erinnert das natürlich an SOMEONE’S KNOCKING AT THE DOOR, allerdings ohne dessen rabiaten Gore- und Gewaltgehalt - nein, hier haben wir es mit einem klassischen Grusler zu tun, der seine Story zudem mit Inhalten aus H. P. Lovecrafts Kurzgeschichte „From Beyond" mischt und so erweitert. Dabei nur leider zu sehr auf wenige, meist klar vorhersehbare Jump-Scares setzt und das Tempo ein Stück zu lange schleifen lässt; zu selten wirkliche Bedrohungs-Szenarien erschafft.

Dennoch ist Regiedebütant Blair Erickson ein insgesamt außerordentlich atmosphärischer Streifen gelungen, der bei fortschreitender Laufzeit einen immer höheren „creepy"-Faktor aufweist, als die junge Journalistin Anna das Verschwinden ihres Freundes Michael auklären will, der von „Friends in Colorado" eine Dosis MK-ULTRA-Halluzinogene bekommen hat. Wobei sie nicht nur schier unglaublichen, geheim gehaltenen Fakten zu den genannten Experimenten auf die Spur kommt, sondern auch mit dem unfreundlichen Übernatürlichen konfrontiert wird... sowie mit einem Drogenguru, der als Kreuzung aus Hunter S. Thompson und Timothy Leary auftritt, Anna nur mehr oder minder freiwillig auf ihrer Suche begleitet und leider von einer absolut deplatzierten komödiantischen Aura umgeben ist. Klar, er sorgt tatsächlich für diverse Lacher - aber genau die sind natürlich das Problem, wenn man sich als Zuschauer doch eigentlich gruseln soll. So gesehen eine der größten Schwächen des Films.

Neben dem offensichtlichen Budgetmangel und, daraus resultierend, äußerst begrenztem Abwechslungsreichtum etwa bezüglich der Sets, zieht sich die Handlung in manchen Teilen auch etwas zu sehr; die Inszenierung ist nicht tight, die Bedrohung der Figuren oft nicht greifbar genug.

Im Großen und Ganzen bin ich aber trotzdem positiv überrascht worden, denn die Storyidee ist - nicht nur für dieses Subgenre - ungewöhnlich originell und interessant genug, um einen definitiv bis zum Ende bei der Stange zu halten. Die effektive Tongestaltung und feine, fiese Anspielungen auf reale MK-ULTRA-Hintergründe (wie z.B. die zentrale Beteiligung ehemaliger KZ-Ärzte aus Deutschland an den Experimenten) tun ein Übriges, um BANSHEE CHAPTER zu einem durchaus leicht überdurchschnittlichen Found-Footage-Vertreter zu machen, der allen Freunden etwa des PARANORMAL-ACTIVITY-Franchises gefallen dürfe.
D.S.
sah diesen Film im Metropolis 9, Frankfurt

07.09.2013, 03:27



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