crazy

Dark Touch

Böse

von D.S.
Die FFF-Historie ist reich an Filmen über gruselige Kinder - DARK TOUCH ist für mich ganz klar einer der bislang besten. Das liegt einerseits an seiner dichten, düsteren, oft sehr beklemmenden Atmosphäre, andererseits aber vor allem an seiner Hauptfigur, der kleinen Neve. Diese wird nämlich nicht etwa als verstörend emotionsloses Monster gezeichnet, sondern ganz im Gegenteil als verstörend emotional verletztes Opfer. Ein Opfer von Erwachsenen, denen sie nicht mehr vertrauen kann und gegen die sich ihre aus Angst und Verzweiflung befeuerten übersinnlichen Fähigkeiten auf brutale Weise richten und dabei für ein erstaunliches Maß an Zerstörung und Blutvergießen sorgen.

Natürlich, Neve erinnert nicht nur oberflächlich an die uns allen wohlbekannte Carrie. Jedoch ist sie wesentlich jünger als jene, wesentlich tiefergehend beschädigt worden und deshalb auch noch wesentlich weniger zu Unterscheidungen fähig (oder gewillt), was die Opfer ihrer Gefühlsausbrüche betrifft. Diese wirken zudem noch um einiges extremer als die Carries - und werden schon von weitaus geringeren Anlässen hervorgerufen...

DARK TOUCH nimmt den Betrachter somit gleich auf mehreren Ebenen gefangen, denn natürlich geht es neben den Konsequenzen von Neves Handlungen auch um deren Ursachen. Und die sind eigentlich noch brutaler. Sicher, CARRIE hatte auch einen zutiefst moralischen, im weitesten Sinne gesellschaftskritischen Ansatz. Dieser ist hier jedoch noch viel stärker ausgeprägt; gegen Ende wird er dann sogar überbetont und der Film kommt ein wenig arg predigend daher. Wenn nicht gar (in den Schlussszenen) unbeholfen und unfreiwillig komisch.

Das ändert jedoch - genau wie ein paar offen bleibende Fragen und die wenig abwechslungsreichen Locations - nichts daran, dass DARK TOUCH insgesamt unheimlich effektiv ist und sowohl durch intensive Grusel- und Actionszenen überzeugen kann als auch durch sein ungemütliches, schmerzhaft glaubwürdig herübergebrachtes Grundthema eine lang anhaltende Wirkung hat.

Gerade von der Hauptdarstellerin toll gespielt, gut gefilmt und mit einem Gänsehaut-Soundtrack versehen ist er auch noch; und deshalb kann ich den Film, zumal allen Kinder-Grusel-Freunden, eigentlich nur empfehlen. Abzüge gibt es allerdings für die genannten Schwächen sowie ein zwischenzeitlich festzustellendes Vom-Gas-Gehen, das den Fortgang des Geschehens im Mittelteil unnötig in die Länge zieht.
D.S.
sah diesen Film im Metropolis 9, Frankfurt

08.09.2013, 03:35



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