Tulpa

Mäßig interessanter Italo-Krimi

von D.S.
Ich bin alles andere als ein Giallo-Experte, darum betrachte ich diesen Midnight-Madness-Beitrag mal aus der Sicht eines Außenstehenden. Und komme, vorweg, zu dem Schluss, einen insgesamt äußerst mittelmäßigen Film gesehen zu haben. Mit einigen Stärken, vielen Schwächen; der sicher nicht begeistern kann - aber auch nur wenig Gründe für hasserfüllte Verrisse liefert.

Natürlich ist hier alles ein wenig trashig angehaucht; in erster Linie betrifft das die grotesk und gleichzeitig furchtbar platt überzeichneten Figuren sowie ihre bestenfalls mäßig talentierten Darsteller. Dennoch ist eine gewisse Ästhetik nicht von der Hand zu weisen: Farbgebung, Soundtrack und Kameraperspektiven können einen durchaus öfter mal in den Bann ziehen, auch wenn sie im Vergleich mit den großen Vorbildern vermutlich vollkommen versagen. Die Kills sind größtenteils gnadenlos brutal, werden allerdings kaum einmal in aller Ausführlichkeit gezeigt. Viel Sex und Sleaze gibt es ebenfalls zu sehen, die Attraktivität des Ganzen hält sich dabei jedoch genauso in Grenzen. Aus meiner Sicht zumindest; Geschmackssache.

Wie auch immer: Für sich genommen, kann TULPA über seine erste Hälfte hinweg zweifellos relativ gut unterhalten - wenn man Overacting, hölzerne Figuren und Dialoge sowie eine grundsätzliche Debilität verzeihen bzw. akzeptieren kann. Es geschehen mehrere schöne Morde in schönen und schön ausgeleuchteten Sets; die Story scheint Banane, das spielt aber kaum eine Rolle: Hier gibt es genug Bewegung und Murder-Mystery, um den leicht anspruchslosen Zuseher bei der Stange zu halten.

Nur leider ändert sich das irgendwann gegen Mitte der Laufzeit. Und die fatale Langeweile setzt ein. Über seine zweite Hälfte schleppt sich TULPA hauptsächlich nur noch durch nichtige Dialoge, und da wird einem dann auch erst so richtig bewusst, wie wenig künstlerisches und inhaltliches Niveau das Ganze doch hat.

Exploitation ist toll, wenn sie Extreme liefert. Wenn sie nix liefert, ist sie jedoch nicht mehr toll. Die realen 84 fühlten sich deshalb am Ende mehr nach 150 Minuten an und ich musste gegen das Einschlafen kämpfen.

Zusammengenommen ergibt das für mich schwaches Mittelmaß mit 4,5 Punkten. Nichts, was ich wirklich empfehlen könnte und durchaus etwas, das mich stellenweise peinlich berührt hat. Aber auch nichts, was komplett unfähiger Müll wäre. Es wirkt nur in seiner zweiten Hälfte manchmal so. Besser als die letzten Argentos ist TULPA jedoch allemal. Was allerdings wiederum auch keine Kunst ist.
D.S.
sah diesen Film im Metropolis 8, Frankfurt

10.09.2013, 06:07



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