Mehr Indierock als Metallicavon D.S. | Permalink |
THE BATTERY hat mich etwas auf dem falschen Fuß erwischt. Nicht zuletzt des Titels wegen hatte ich einen Film erwartet, der ein wenig Gas gibt und auch mal laut wird - bekam aber stattdessen ein ungemein ruhiges, in blassen Farben und ohne allzu viele Gewaltspitzen daherkommendes Drama-Stück in einer fast menschenleeren Welt serviert. In dem Musik jedoch immerhin eine große Rolle spielt, denn Mickey, einer unserer beiden Protagonisten, lässt sich in jeder zweiten Szene von feinem Indierock aus seinem Discman die Ohren wegblasen und versucht so, sich von der feindlichen, hoffnungs- und ausweglosen Realität abzuschotten, die eine Welt inmitten der Zombie-Apokalypse nun mal darstellt.
Genervt davon zeigt sich sein Begleiter Ben (Regisseur Jeremy Gardner selbst), der als pragmatisch-vernünftig bis kaltschnäuzig gezeichneter Survivalist-Typ quasi als exakter Gegenpol des stillen, verängstigten, liebe- und sexgeilen Mickey auftritt. Er hat keine Probleme damit, dahergelaufenen Zombies per Pistole oder Baseballschläger das Licht auszublasen, führt darüber sogar ein Score-Buch und tut unsentimental stets abschätzend genau das Nötige, Richtige, um unter den veränderten Bedingungen das Überleben zu sichern - während Mickey diese nach wie vor nicht recht akzeptieren kann, wie übrigens auch die Bezeichnung "Zombies", und seinen Erinnerungen an eine normale Existenz samt Benimmregeln und Konventionen nachhängt.
Das einzige, was von dieser Normalität übriggeblieben ist, ist auch das einzige, was die beiden ursächlich wie emotional verbindet: Ihre Leidenschaft für Baseball, die sich in gemeinsamen Übungs-Szenen äußert, die immer wieder in die Handlung eingebaut werden. Eine Handlung, die ansonsten vorwiegend aus ihrer ziellosen Reise durchs ländliche Connecticut besteht, deren Zweck nur darin liegt, möglichst lange am Leben zu bleiben. So räumt man alle Zombies aus dem Weg, die einem immer wieder vereinzelt in die Quere kommen, sammelt in leerstehenden Häusern Vorräte ein und hofft darauf, irgendwie irgendwo auf weitere Überlebende zu treffen und Sicherheit zu finden. Zumindest geht letzteres Mickey so - Ben macht eher den Eindruck, für ihn könnte es auch problemlos auf immer und ewig so weitergehen.
Aber selbst, wenn: Eine schöne Perspektive ist das nicht. Sondern eine verzweifelte.
Und diese Verzweiflung bringt THE BATTERY auf tatsächlich äußerst nachvollziehbare Weise herüber, was vor allem dem glänzenden Schauspiel, den feinen, vielschichtigen Charakterzeichnungen und der „naturalistischen", unspektakulären Inszenierung geschuldet ist, die dem Geschehen das ungemütliche Gefühl höchster Authentizität verleihen. Seinen Höhepunkt findet das in einer Szene kurz vor dem Ende des Films, die in Echtzeit gefilmt ist und allergrößte Beklemmung, Spannung, Intensität erzeugt, ohne dabei irgendetwas von dem zu zeigen, das tatsächlich geschieht.
Es sind Momente wie dieser, die THE BATTERY zu einem wirklich besonderen Film machen. Was hier mit einem Mini-Budget an maximaler Wirkung erschaffen wurde, ist ohnehin unglaublich. Es zieht sich halt nur stellenweise etwas und liefert nicht immer spannungsvolle Unterhaltung - was natürlich dem Authentizitäts-Konzept geschuldet ist, seine Berechtigung hat und letztlich auch dazu beiträgt, dass der Verlauf der Handlung dem Zuschauer so an die Nieren geht, man so sehr am Schicksal von Ben und Mickey interessiert ist. Es erfordert nur eben etwas Geduld, Aufnahmebereitschaft und die richtige Erwartungshaltung beim Betrachter, was bei mir in diesem Moment so nicht ganz gegeben war.
Dennoch ist THE BATTERY in jedem Fall als sehr beeindruckend zu bewerten. 7 Punkte von mir, "objektiv" eher noch einer mehr. Empfehlung! | |
![]() sah diesen Film im Metropolis 8, Frankfurt | 13.09.2013, 01:12 |
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