crazy

Der Pakt der Wölfe

Poisson sans Boisson, c’est Poison

von Niki Wurster
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Die Hoffnung war gross, doch wieder einmal wurde ein potentiell guter Film durch unangebrachte Over-ambition zum annehmbaren Mittelmass verdammt. DER PAKT DER WÖLFE glänzt vor allem durch sein atemberaubendes Set Design und die stimmungsvollen Locations an denen dieser französische Fantasy/Martial Arts/Horror Cocktail entstand. Allerdings leidet der Film immens an dem immer wiederkehrenden "Michael-Bay-Syndrom" (an dem leider auch Tsui Hark schon seit einigen Jahren kränkelt). Hierbei handelt es sich um den Versuch, nicht vorhandene Action Choreografie und das kämpferisch-körperliche Untalent der Akteure durch das schnelle hin-und-her-schneiden zwischen unzähligen Closeups zu kaschieren und beim Publikum den Eindruck von schnellen, harten und vor allem energiegeladenen Action Szenarien zu hinterlassen. Dazu noch ein aggressives (und zugegebenermassen, exzellentes) Sound Design sowie der Einsatz von Zeitlupe und schon ist die matrixsche Über-Action-Sequenz im Kasten. Was beim ersten Schlagabtausch noch originell erscheint, wirkt spätestens beim dritten Fight nur noch nervtötend, wenn man als Zuschauer nunmehr völlig orientierungslos auf die Leinwand starrt und nicht mal mehr einen Gedanken daran verschwenden möchte, wer denn nun gerade durch die Gegend fliegt und wie zum Teufel es denn überhaupt dazu kam. Ein weiteres Problem des Films ist die scheinbar endlose Laufzeit von 2 1/2 Stunden. Ich persönlich habe nichts gegen epische Stoffe, sofern die Minuten auch wirklich dazu genutzt werden die Geschichte und Charaktere sinnvoll voranzutreiben. Dies geschieht bei DER PAKTE DER WÖLFE leider nicht. Stattdessen segnet uns Christophe Gans mit völlig nutzlosen Subplots, wie beispielsweise die Liebesbeziehung zwischen Fronsac und Marianne oder die ständig wieder auftauchende epileptische Zigeunerin, die zwar ein heisser Feger ist, deren Leben aber trotzdem viel zu oft verschont wird. Manchmal wäre weniger eben mehr. Dieses neue Werk von Christophe Gans beweist wiedereinmal, dass der Mann nur sehr bedingt das Zeug zum Regisseur hat. Zwar hat der Gute ein äusserst scharfes Auge für visuelle Gaumenfreuden, versteht jedoch nichts von Struktur und Schnitt. Das hat sich auch schon bei CRYING FREEMAN und NECRONOMICON gezeigt, in dem Gans’ Episode bei weitem die schwächste, aber visuell definitiv die beeindruckendste ist. Was bleibt ist nur ein weiterer europäischer Film, der sich vom modernen US Kino hat beeinflussen lassen und an den Schwächen seiner Vorbilder zugrunde geht. Schade, hätte sich Gans der 30 Minuten bemühter, völlig überflüssiger Handlungsstränge entledigt, seinen Darstellern einen Intensivkurs in fernöstlichen Kampfsportarten spendiert (wie es Quentin Tarantino für seinen neuen Rape’n Revenge Streifen mit Uma Thurman getan hat) und es sich dadurch leisten können die Kamera ab-und-zu etwas weiter vom Körper der Akteure zu entfernen, wäre DER PAKT DER WÖLFE ein wirklich schöner, packender, wenn auch nicht besonders origineller Film geworden.
Niki Wurster
sah diesen Film im Metropol, Stuttgart

26.07.2001, 00:48



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