crazy

Dead Snow 2: Red vs. Dead

Charmant größenwahnsinnig

von D.S.
Einer der größten Kritikpunkte an DEAD SNOW 2 ist vermutlich, dass hier das allermeiste Blut gar nicht im titelgebenden Schnee vergossen wird: Nach der Eröffnungssequenz, die unmittelbar ans Ende des Vorgängers anschließt, verlagert sich das Geschehen aus den Bergen ins flachere, grün blühende norwegische Land. Und sonst? Macht Regisseur Tommy Wirkola erstaunlich wenig falsch. Die Hollywood-Schulung durch HÄNSEL & GRETEL hat ihm offensichtlich in jeder Hinsicht gutgetan: Die Handlung ist gegenüber der des ersten Teils gestrafft, es geht ohne viel Vorgeplänkel und Füllmaterial kontinuierlich zur Sache. Der Humor ist fokussierter, tabuloser und konsequenter. Die Action bzw. das Gesplattere ist drastischer, ausführlicher, detailverliebter in Szene gesetzt. Kurz: Alle Schwächen von DEAD SNOW wurden ausgemerzt, man merkt Cast und Crew die gewachsene Erfahrung - und Setdesign sowie Effekten das gewachsene Budget - deutlich an, DEAD SNOW 2 ist deshalb eine echte Spaß- und Blutgranate, die niemals Langeweile aufkommen lässt, niemals vom Gas geht.

Man könnte höchstens noch konstatieren, dass die Verantwortlichen angesichts der neuen Möglichkeiten wohl ein wenig über das Ziel hinausgeschossen sind, um nicht zu sagen leicht größenwahnsinnig geworden sind. Zumindest erweckt die Story des Films diesen Eindruck, denn die kriegt sich fast gar nicht mehr ein und schiebt sich von einer Eskalationsstufe zur nächsten. Nicht genug damit, dass Martin (der letzte Überlebende aus Teil 1) es buchstäblich eigenhändig (?) mit einer immer weiter anwachsenden Zahl von Nazizombies und ihren „Nachgeburten" aufnehmen muss: diese erinnern sich plötzlich auch noch an ihre alte Mission und beginnen deshalb glatt ein Massen-Massaker-affines Manöver, das Martin allein ganz sicher nicht wird stoppen können. Auftritt dreier Bilderbuch-Internet-Nerds aus den USA, die sich herzhaft um die Überlegenheit von STAR WARS oder STAR TREK streiten, auch sonst für diverse Witze gut sind und gemeinsam mit Martin entdecken, dass man eine Zombie-Armee am besten mit einer anderen Armee bekämpfen sollte... was schließlich zum im Filmtitel angekündigten endgültigen Story-Wahnwitz führt.

Hier gibt’s nichts, was nicht passieren kann, und das bedeutet natürlich, dass DEAD SNOW 2 ein sehr lauter, teilweise durchaus arg plumper, vollkommen überdrehter Film geworden ist - der allen Geschmacklosigkeiten, Idiotien und gezielten Unkorrektheiten zum Trotz extrem charmant sowie insgesamt auch ziemlich phantasievoll daherkommt. Und in jeder Sekunde authentischer, sympathischer, unterhaltsamer wirkt als der echte Hollywood-HEXENJÄGER-Hochglanztrash.

Wer nicht gerade Wert auf Subtilität legt, sondern nur eine ordentliche Party sucht, ist hier jedenfalls absolut richtig: Man lacht Tränen und kommt aus dem Staunen nicht mehr raus, wenn gesplattert wird, als gäbe es kein Morgen. Und, wenn in dieser gefühlt zweitausendsten Zombiekomödie tatsächlich mehrfach tatsächlich neue, originelle Ideen zum Einsatz kommen! Zu guter Letzt gibt es dann noch einen für immer unüberbietbaren Einsatz von Bonnie Tyler im Soundtrack zu erleben - das ist mir im Ganzen locker gute 7,5 Punkte wert. Klare Empfehlung; deutlich besser und temporeicher als der erste Teil.
D.S.
sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt

20.03.2014, 00:29



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