The Mule

Yummy Yummy Yummy I got Junk in my Tummy

von D.S.
Erstaunlich, dass THE MULE bislang so wenig beachtet und/oder gemocht wurde – eigentlich ist er nämlich ideale Festivalware, eine grundsympathische und durchwegs unterhaltsame Mischung aus Thriller und Groteske. Mit einer Handlung, die zwar vorwiegend ruhig inszeniert dargeboten wird, aber niemals langatmig wirkt; mit farbenfrohen Charakteren, guten Darstellern (darunter SAW-Miterfinder Leigh Whannell sowie Hugo Weaving, "Agent Smith" himself) und stellenweise ganz schön perfide daherkommend. Vor allem aber mit der definitiv ekligsten Szene aller Filme des gesamten FFFs ausgestattet!

Wenn auch der Text im Programmheft vielleicht nach einer reinen Komödie klingt, lustig ist THE MULE nur teilweise – dann aber gewaltig, wobei hier vor allem Situationskomik rund um die bizarr anmutende Ausgangslage der Story zum Tragen kommt. Die wohl auf wahren Begebenheiten basiert, so unglaublich das im Detail auch scheint. Mindestens ebenso sehr ist der Film aber spannend und dramatisch bis sogar, stellenweise, düster.

Im Mittelpunkt steht dabei der leicht unterbelichtete Ray Jenkins, der sich widerstrebend bereiterklärt, mit Heroin gefüllte Kondome zu schlucken und sie so von Bangkok nach Melbourne zu schmuggeln – um mit dem Lohn die Schulden seines Vaters bei einem Verbrecherboss tilgen zu können. Leider stellt er sich dabei so dämlich an, wie er wirkt (es ist ziemlich schwer, für diesen Typ Sympathie zu empfinden), und wird am Flughafen prompt als Verdächtiger festgenommen. Da er sich weigert, seinen Magen röntgen zu lassen, wird er zunächst einmal für sieben Tage in ein Hotelzimmer gesperrt, wo die Polizei ihn beharrlich befragt. Sowie seine Körperausscheidungen penibel überwacht...

Was sich nicht nach viel Story anhört, entwickelt eine überraschende Intensität, wenn man mit Ray die Belastungen seines Verdauungstrakts erleidet und mit den Beamten gespannt darauf wartet, ob die Drogengummis denn rechtzeitig zum Vorschein kommen werden oder sich Ray doch irgendwie aus seiner misslichen Lage wird befreien können. Eine der Stärken des Films ist dabei sein Abwechslungsreichtum: Wir sind bei weitem nicht die ganze Zeit ans Hotelzimmer gefesselt, da sich auch immer wieder anderen Charakteren gewidmet wird, die in die Situation verwickelt sind. Und einige von ihnen offenbaren im Laufe der Zeit ganz unerwartete Seiten...

In einigen Momenten kommt das Geschehen zwar wirklich reichlich widerlich daher und man ist verdammt froh, dass "Smell-o-Scope" bis heute keine etablierte Kinotechnik ist. Wer aber Lust auf eine originelle, skurrile, spannende Story hat, die rundum gelungen umgesetzt ist, sollte THE MULE nicht verpassen. Auf die Essenseinnahme zum Film aber vielleicht ausnahmsweise lieber verzichten. 6,5 Punkte.
D.S.
sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt

08.09.2014, 04:17



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