True Detective auf Spanisch? Fast...von ArthurA | |
Zwei grundverschiedene Polizeiermittler – einer ein Trinker und Womanizer, der andere jung, pflichtbewusst und idealistisch – suchen in einer sumpfigen, gottverlassenen Gegend nach dem brutalen Mörder von zwei Mädchen (und potenziell weiterer Opfer) und stoßen dabei auf ein dichtes Geflecht aus Lügen und Geheimnissen, nicht nur in der Kleinstadt, in der sie sind, sondern auch untereinander. Wer sich bei der Beschreibung an die HBO-Serie “True Detective” mit Matthew McConaughey und Woody Harrelson erinnert fühlt, liegt nicht ganz daneben, denn diese Parallele wird zum spanischen Thriller Marshland wohl jeder ziehen. Doch der diesjährige Abräumer bei den Goyas (höchster spanischer Filmpreis) ist mehr als nur die iberische Antwort auf die Krimiserie. Das Setting hier ist Spanien der achtziger Jahre, kurz nach dem Fall der Franco-Diktatur. Es ist ein Land im Umbruch, das seiner dunklen Vergangenheit zu entkommen versucht und in eine unsichere Zukunft blickt. Dies reflektiert sich auch in unseren Protagonisten. Raúl Arévalo ist der prinzipientreue, wenn auch leicht naive Pedro, dessen glänzende Karriere auf dem Spiel steht, nachdem er aus Madrid nach einigen kritischen Regimeanmerkungen in die Provinz strafversetzt wurde, wo er gemeinsam mit dem abgebrühten Juan (fantastisch vielschichtig: Javier Gutiérrez) die Morde in der Nähe von Sevilla untersucht. Wie auch bei “True Detective” ist der eigentliche Krimiplot fast nebensächlich. Hier zählen Atmosphäre, Charaktere und die übergreifende Thematik eines gespaltenen Landes. So muss Pedro erleben, wie seine Ideale langsam bröckeln, während er hinterfragen muss, was die Vergangenheit eines Mannes für dessen Gegenwart bedeutet. Solche Fragen stellt sich Juan nicht. Ob er für seine Sünden durch ständigen Schlafmangel und Hingabe an den Fall büßen will, wird nie klar und die Figur behält bis zum Ende ihre Ambiguität. Man wünscht sich allerdings mehr gemeinsame Szenen von Juan und Pedro. So wird ihre zwiespältige Einstellung zueinander zwar immer wieder angerissen, entfaltet sich aber leider nicht zu Genüge. Wenn dann die Lösung des Mordfalls naht, wirkt dies beinahe antiklimatisch, denn eigentlich wünscht man sich vor allem, den beiden Hauptfiguren noch etwas länger zusehen zu dürfen. | |
ArthurA sah diesen Film im Cinedom, Köln - Original-Review | 28.03.2015, 07:26 |
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