Schwer erziehbarvon D.S. | |
Der belgische WELP, der in Deutschland unter dem „originellen“ Namen CAMP EVIL vermarktet (werden) wird, wirkt erst mal wie ein – erraten – Feriencamp-Slasher von der Stange. Mit dem Unterschied, dass die zeltenden Protagonisten hier keine sex- und spaßgeilen Jugendlichen sind, sondern christliche Pfadfinder: Nervige kleine Jungs, die das machen, was nervige kleine Jungs auf Ferienfreizeit eben so machen. Die Wälder erkunden, Abenteuer spielen, Außenseiter mobben, mit traditionellem Singsang den Herrn lobpreisen, sich ansonsten als so „hart“ wie irgend möglich geben. Und: sterben. Was man vielen von ihnen wünscht, und zwar sowohl deutlich früher als auch unter deutlich expliziterer Gewalteinwirkung, als wir es vom Film letztlich präsentiert bekommen. Nichtsdestotrotz kann WELP mit seiner Tabulosigkeit in dieser Hinsicht überraschen und punkten. Beim FFF-Publikum jedenfalls, nicht unbedingt in Massenmedien und -meinung: Dass sich halb Belgien schockiert vom dargestellten Geschehen zeigte, ist irgendwo nachvollziehbar. Gewalt gegen Kinder – und solche, die von ihnen selbst ausgeht – ist eben ein heikles Thema, welches der Film durch eine weitere überraschende Entscheidung vom Vorspann weg zu einem Kern seiner Handlung macht: Neben dem prototypisch grobschlächtigen Killer im Wald gibt es hier nämlich noch einen zweiten. Ein Nachwuchs-Monster – oder doch nur einen stets schwer atmenden kleinen Jungen mit einer Baum-Maske vor dem Gesicht? Der sich, genau wie der „Große“, auf brutale Weise an all jenen unhappy campers vergeht, die sich in den verbotenen, verwunschenen Teil eines französischen Waldgeländes verirren, in dem früher einmal eine Busfabrik (?!) für Beschäftigung sorgte – und in dem heute nur noch traurige Tristesse herrscht, die durch ein paar sadistische Fallen des obskuren Killer-Duos aufgelockert wird. Ebendiese Fallen kommen leider viel zu selten zum Einsatz und wirken dann auch meist nicht ausgeklügelt genug, eine hübsche Idee sind sie dennoch. Gemeinsam mit der Fokussierung auf Kinderfiguren sowie der erwähnten Tabulosigkeit in der Rollenverteilung und -eliminierung sorgen sie dafür, dass sich WELP in der Gesamtschau relativ „frisch“ anfühlt – zumindest im Vergleich mit den zahllosen anderen Epigonen der hier unübersehbar (und einmal auch unüberhörbar) zitierten Genrevorbildern. Das ändert jedoch nichts daran, dass das grundlegende Set-up mangels Brechung à la CABIN IN THE WOODS inzwischen viel zu verbraucht ist, sich speziell der Mittelteil des Films mit seinen Nichtigkeiten rund ums Camp-Leben extrem zieht und die allermeisten Figuren wie kaum ausgearbeitete Abziehbilder wirken. Durch seine späte Härte, seine Konsequenz sowie ein paar originelle Ansätze gewinnt WELP fraglos an Unterhaltungswert. Insgesamt kopiert er jedoch einfach zu viel vom zu Altbekannten und kann einem streckenweise durchaus auf die Nerven gehen. Was zusammengenommen in knappen 6 Punkten resultiert. Slasher-Fans riskieren aber auf jeden Fall einen Blick. | |
![]() sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt | 02.04.2015, 01:24 |
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