Er war stets bemüht.von D.S. | |
Dass das mit dem deutschen Genrefilm immer so eine Sache ist, brauche ich wohl kaum einem Leser dieser Zeilen weiter erläutern. STUNG macht da schon mal etwas Grundlegendes sehr viel richtiger als die Mehrzahl seiner Kollegen: Er verzichtet darauf, die Hauptrollen mit deutschen Schauspielern zu besetzen. Auch, wenn das in erster Linie dem Ziel seiner besseren internationalen Vermarktbarkeit geschuldet ist, wie so vieles rund um diesen Film: Es führt prompt dazu, dass sich dieses Creature-Feature wie ein richtiges Creature-Feature anfühlt. Und nicht wie einer der üblichen, Fremdscham induzierenden Pseudo-Genre-Krämpfe auf Pro7-Niveau. Nein, STUNG kann sich durchaus sehen lassen und bietet dem Freund trashiger Monsterinsektenexzesse eine solide Packung versierter Nischen-Unterhaltung mit allem, was hier dazugehört – darunter einige erstaunlich gelungene Splattereien (die aber niemals zu brutal ausfallen), eine de facto nicht vorhandene Story samt typisch debiler Erklärung für die Killermutationen sowie ab dem zweiten Drittel des Films eine Nonstop-Folge von Flug- und Stichattacken, die zu hübsch hässlichen Verwandlungen der Opfer in Giganto-Monster führen. Alles gut also? Der rundum gelungene Partyfilm und klare Fresh-Blood-Favorit? Das leider doch nicht. Und das hat mehrere Gründe. Zum einen liegt der Originalitätsgrad hier ungefähr bei Null, man hat das alles fast genau so schon in zu vielen anderen Filmen gesehen. Zum anderen, und das ist viel schlimmer, merkt man dem Film in jeder Sekunde an, dass er unbedingt ein Crowd-Pleaser sein möchte. Coole Sprüche, lustige Situationen – die aber alle viel zu bemüht, ja oft sogar gezwungen wirken, um wirklich lässig zu wirken. Da merkt man dann doch deutlich, dass es sich um ein „Fan-Werk“ handelt: Sorgfältig alle Konventionen und Publikumserwartungen bedienend, aber eben doch nicht souverän genug, um seinen eigenen Tonfall zu finden, sein eigenes, authentisches Ding durchzuziehen. Anders formuliert: Trash, der allzu offensichtlich Trash sein möchte. Und dadurch oftmals gleichermaßen zu kalkuliert wie zu verkrampft herüberkommt. Hinzu gesellt sich eine gewisse Unentschiedenheit des Films. Wie die Macher im Q&A nach dem Screening erläuterten, war STUNG ursprünglich gar nicht als humoristisches Event angelegt – das Anheben des „Lustischkeits“-Levels wurde wohl erst vom internationalen Produktionspartner angeregt. Das führt dazu, dass man in der ersten Filmhälfte zahlreiche Comedy-Einlagen geboten bekommt, die aber im weiteren Verlauf zugunsten von klassischem, im Rahmen seiner Bedingungen „ernsthaften“ Tierhorror fast völlig zurückgefahren werden. Für eine Komödie ist STUNG so auf lange Sicht nicht lustig genug – wenn man den hier präsentierten Humor denn überhaupt lustig findet –, für einen Terrorfilm aber in seinem überspitzten Set-up und der klamaukigen Figurenzeichnung klar zu albern. Schlussendlich fällt für mich noch negativ ins Gewicht, dass ich den „Helden“ der Erzählung furchtbar unsympathisch fand. Ein nerdiger Klemmi, der aus irgendwelchen Gründen zu glauben scheint, er sei witzig, interessant oder gar liebenswert. Dass hier auch noch eine – trotz allem natürlich zu seinen Gunsten verlaufende – Lovestory eingeflochten wurde, macht es nicht besser: Einfach kein Typ, mit dem man sich als Zuschauer identifizieren will. Aber das sehen die Macher des Films offensichtlich anders. Was jetzt nicht unbedingt für ihre Meinung vom Genrepublikum spricht. ;) Kurz gesagt: für einen deutschen Film (JA, das musste ich jetzt noch mal betonen) ist STUNG erstaunlich gelungen, macht seine Sache weitestgehend ordentlich, auf internationalem Niveau. Das ist ja auch schon was wert. Wirklich begeistern kann er den Fan allerdings nicht – dafür gibt er sich viel zu viel Mühe, genau das zu tun. Und langweilt darüber stellenweise ein wenig. Knappe 6 Punkte. | |
D.S. sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt | 16.08.2015, 03:28 |
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