Night Fare

Durch die Nacht mit... einem Monster.

von D.S.
Wir haben bei f3a.net die Regel, dass auch solche Reviews eine Spoiler-Warnung kassieren, die einen entscheidenden Twist am Ende des Films ankündigen. Egal, ob sie etwas zu seinem Inhalt verraten oder nicht: Weiß man, dass einen eine überraschende Wendung erwartet, ist sie nicht mehr so überraschend. Erzielt nicht mehr die volle Wirkung. Oder dieses Vorwissen bringt einen im schlimmsten Fall sogar dazu, die ganze Zeit auf die Wendung zu warten - und das Geschehen davor von vorneherein mit Misstrauen zu betrachten.

Im Fall von NIGHT FARE wird der „total abgefahrene Turn“ bereits im Programmheft angekündigt. Und vor der Vorstellung in Frankfurt wurde er in den Ansagen gleich zwei Mal betont. Das ist schade, denn ich hätte mich wirklich gerne wirklich überraschen lassen – zur Beruhigung kann allerdings gesagt werden, dass es sich dabei nicht um einen Twist der Güteklasse HIGH TENSION handelt, der alles zuvor Gesehene auf den Kopf stellen würde.

Das wäre hier vielleicht auch gar nicht so leicht zu realisieren, denn viel auf den Kopf zu stellen gibt es nicht: Der Film präsentiert uns zunächst mal eine sehr simple, sehr straighte Slasher-Story im urbanen Setting, in der zwei Ganoventypen einen Taxifahrer um seine Zeche prellen, was der zum Anlass für eine erbarmungslose, blutige Verfolgungsjagd durchs nächtliche Paris nimmt.

Ein namenloser, anfangs auch quasi gesichtsloser Autofahrer, der seine Opfer ohne Gnade jagt und dabei durch nichts zu stoppen zu sein scheint – das weckt zweitweise durchaus Erinnerungen an Spielbergs DUEL oder auch Filme wie JOY RIDE. Bald erweist sich der Racheengel jedoch als feststofflicher, verlässt sein Auto und schlägt gerne mal beherzt zu. Wie bereits in einem anderen Review angedeutet und wie auch im Film selbst erwähnt, würde er sowohl hinsichtlich seiner Kraft als auch seiner Mordlust als auch seiner Ausstrahlung glatt als Bruder von Jason Voorhees durchgehen. Entsprechend ist NIGHT FARE insgesamt auch am ehesten mit einem klassischen, brutalen Slasher zu vergleichen – wird von seinem Übermaß an Style, der phasenweise hochästhetischen Bildgestaltung und dem pulsierenden Elektrosoundtrack aber klar über den Genre-Einheitsbrei hinausgehoben.

Nicht zuletzt aufgrund dieser stilistischen Vorzüge und der dichten Atmosphäre können Fans derartiger Streifen hier bedenkenlos zugreifen. Auf den „Turn“ will ich dann gar nicht weiter eingehen. Vermutlich will er der Story die ansonsten genretypisch abwesende Intelligenz verleihen, für mich wirkte er überflüssig bis peinlich.

Dass die Charaktere durch die Bank weg zum Töten unsympathisch sind, hilft dem Film im Übrigen auch nicht weiter. Für 6,5 Punkte reicht es aber allemal. Zumindest bei einer Vorliebe für thrillbehaftete Slasher.
D.S.
sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt

20.08.2015, 03:05



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