Der Bunker

Humor ist, wenn man trotzdem lacht

von D.S.
Eine deutsche Komödie zwischen Helge-Schneider-Klamauk und leicht dunkel eingefärbter Groteske – und damit nicht unbedingt die naheliegendste Wahl für einen Slot beim FFF. Zwar bemüht sich der Film, einigermaßen skurrile Charaktere zu zeichnen, und das gelingt ihm auch recht gut. Wenn man überhaupt einen Genrebezug herstellen will, fühlen sich diese Charaktere aber dennoch maximal an wie eine LINDENSTRASSEN-Version der Sawyer-Familie aus TEXAS CHAINSAW MASSACRE. Wozu dann auch passt, dass DER BUNKER von H.W. Geissendörfer und seiner Tochter koproduziert wurde.

Dabei hat der Film zweifellos seine Stärken. Die finden sich vor allem im liebevollen Set-Design, den stimmigen Kostümen und auch der Kameraarbeit. Zudem führt die merkwürdige Ausstrahlung, die von der merkwürdigen Familie in ihrem beklemmenden Bunker ausgeht, zu einer Atmosphäre, die mittelfristig durchaus eine gewisse Sogwirkung entfaltet.

Andererseits fühlt sich DER BUNKER aber so dermaßen typisch deutsch an, dass man schon eine entsprechende Filmvorliebe braucht, um vom Geschehen auf der Leinwand wirklich begeistert zu sein. Andernfalls kann sich an mehreren Stellen leicht das von hiesigen Produktionen nur zu vertraute Gefühl von Fremdscham einstellen.

Die Story ist dabei schnell erzählt: Um in Ruhe an seinem Forschungspapier arbeiten zu können, mietet sich ein Student im Kellerraum einer Familie ein, die in einem Bunker irgendwo im Niemandsland lebt. Diese Familie besteht aus einem autoritären Vater mit sehr deutscher Frisur und Gesichtsbehaarung, einer geistig leicht abwesend wirkenden jungen Mutter und dem 8-jährigen Sohn Klaus. Alle drei haben ganz offensichtlich einen an der Pfanne, und entsprechend kommt der Student mit seiner Arbeit auch nicht recht voran, denn er wird ständig von ihnen unterbrochen. Und schließlich dazu verdonnert, den Privatlehrer für Klaus zu spielen, für den seine Eltern große Pläne haben. Eine Betätigung, die zunächst vollkommen sinnlos erscheint, denn Klaus ist dumm wie Brot und kann sich nicht mal die Hauptstädte der Welt merken. Bis der Student per Zufall einen Weg findet, seine Lernleistung phänomenal zu verbessern...

Der nervige 8-jährige wird vom 31-jährigen Daniel Fripan gespielt, und das betrachtet der Film ganz offensichtlich als seinen Humorhöhepunkt, denn er reitet bei jeder Gelegenheit auf dieser albernen Diskrepanz herum. Das erinnert dann schon ein wenig an Bully-Herbig-Produktionen, aber die sollen ja auch ihre Fans haben.

Wo die Skurrilität der Figuren und Situationen aber zunächst tatsächlich unterhalten kann – vor allem, da sie gekreuzt wird mit einigen Loriot-artigen Dialogen –, verliert DER BUNKER auf Sicht nicht nur dadurch, dass er eben diese Skurrilität zu deutlich betont, dabei des Öfteren in plumpe Albernheit abgleitet und bestimmte Handlungsmuster zu oft wiederholt. Nein, er verliert vor allem dadurch, dass er ab ungefähr der Hälfte seiner Laufzeit versucht, eine zunehmend dunklere Stimmung zu etablieren. Aus den harmlos bescheuerten Karnevalsfiguren abgründige, bedrohlich gestörte Psychopathen zu machen. Nachdem er sie nämlich zuvor so konsequent als Schenkelklopf-Schwachmaten positioniert hat, ist das schlichtweg ein Ding der Unmöglichkeit – und hat nur zur Folge, dass die amüsanten Situationen deutlich weniger werden und sich nach und nach eine Stille über das Publikum legt, die nichts mit Fesselung zu tun hat.

Spannung ist im Handlungsverlauf nämlich ohnehin keine auszumachen; und warum sich die Protagonisten so benehmen, wie sie es tun, interessiert ebenso wenig wie die Frage, wozu ihr Verhalten wohl noch führen wird.

Letztendlich ist DER BUNKER eben, wie erwähnt, doch nichts anderes als eine deutsche Komödie. Ein wenig abseitiger als das, was sonst aus diesem Genre kommt, klar. Aber niemals finster, verstörend, wirklich schwarzhumorig oder auch nur ernsthaft schräg genug, um für mehr als ein paar simple Lacher zu sorgen.

Wem das genügt oder wer ohnehin eine Schwäche für Spaßversuche aus der Heimat hat – bitte sehr. Immerhin ist der hier betriebene Aufwand und das offensichtlich geflossene Herzblut bewundernswert. Aber ein „Fresh Blood“-Favorit, im Ernst? Nicht in meiner Welt. 4,5 Punkte, und das ist aus meiner Sicht schon viel, denn ich habe im Kinosessel mehrfach ganz schön gelitten.
D.S.
sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt

21.08.2015, 02:16



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