Besser als bislang bewertetvon D.S. | |
Soviel vorab: die bisherigen, extrem kritischen Bewertungen der Shorty-Rolle 2015 kann ich nicht ganz nachvollziehen – aus meiner Sicht fällt sie gegenüber den Vorjahren nicht sonderlich ab. Wenn überhaupt. Das Programm hat Hochs und Tiefs, wie immer eigentlich. Vielleicht ist diesmal kein außergewöhnliches Highlight dabei, andererseits aber auch keine totale Gurke. Tatsächlich ist der größte Unterschied zu den letzten Jahren wohl darin zu finden, dass die Mehrzahl der Beiträge etwas länger ausfällt als sonst. Und darin, dass das technische Niveau in den meisten Fällen ein ganzes Stück über dem bisherigen Durchschnitt liegt. Für den ersten Beitrag 2015 gilt das nun aber gerade nicht: DAY 40 ist ein simpelst gezeichnetes und animiertes „Remake“ der Noah-Saga aus der Bibel, das einen genaueren, schwarzhumorigen bis grotesken Blick auf ihre zahlenmäßig wichtigsten Protagonisten wirft. Sehr amüsant und kurzweilig. Mit HE TOOK HIS SKIN OFF FOR ME folgt der vielleicht schwächste Kurzfilm. Mit dem Titel ist eigentlich bereits die gesamte Handlung erzählt, sie zieht sich dann aber über elf zu lange Minuten. Immerhin fühlt sich das Ganze schön eklig an und die Maske ist gelungen – zumindest, was das Gesicht der Hauptfigur betrifft. RABBIT 105 wirkt wie eine verdichtete Kurzfassung der Story von P2: Eine Frau nach Ladenschluss allein im Parkhaus, verfolgt von einem bedrohlichen Fremden. Sehr dichte Atmosphäre, spannend, blutig und böse – der Thriller-Höhepunkt der Rolle. RAMONA dagegen ist die Kurzfassung von BOUND TO VENGEANCE. Mit dem Unterschied, dass er mehr Wert auf düstere Stimmung als auf cheap Thrills und Gore-Exzesse legt. Bedrückend, grimmig, toll gefilmt. Bei TUNING OSCAR bekommen wir eine grandios schräge Story geboten, wunderschön ausgestattet und toll gespielt – in gewisser Hinsicht durchaus an NINA FOREVER erinnernd. Leider wird der Höhepunkt, auf den doch so dramatisch hingearbeitet wurde, weitgehend verschenkt. Macht trotzdem Laune. HERMAN THE GERMAN ist der Crowdpleaser im Programm. Toll gecastet, erzählt er uns die etwas andere, ur-deutsche Geschichte eines Mannes, der auszog, das Fürchten wieder zu erlernen... Wir erfahren eine Menge über seltsame Angstneurosen. Und über Schnitzeltorten. Großer Spaß! LA HORA DEL BAÑO („Badezeit“?) schließlich ist als Warnung vor dem Kinderkriegen zu verstehen – oder als Statement, dass nicht jeder fürs Kinderkriegen geeignet ist. Im Dienste seiner Story präsentiert er sich maximal anstrengend: im Hintergrund plärrt permanent ein Baby, im Vordergrund keift sich ein obskur gezeichnetes Ehepaar permanent an. Nicht zuletzt, da die Mutter aber von Macarena Gómez (SEXYKILLER, SHREW’S NEST) gespielt wird – und sie ein unfassbares Vogelnest von Frisur trägt! –, ist auch dieser Beitrag unbedingt sehenswert. Denn die Dame spielt, wie immer, phänomenal. Zusammengefasst lohnt sich GET SHORTY auch 2015 auf jeden Fall, wenn man Kurzfilmen prinzipiell zugeneigt ist. Große Qualitätsunterschiede zu den Vorjahren sind nicht festzustellen – und es wird viel Genrevielfalt geboten. Gute 6 Punkte von mir. | |
D.S. sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt | 23.08.2015, 04:16 |
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