crazy

Severance

Welches Schweinderl hätten’s denn gern...?

von D.S.
Beklemmender Horror? Überdrehter Humor? Beides?! Na gut... aber seien Sie sich darüber im Klaren, daß die Kombination auch dazu führen könnte, daß keins von beiden wirklich funktioniert.

Was soll ich sagen, ich bin gleichermaßen enttäuscht wie erfreut über den Opener "Severance". Erfreut zum einen, weil es sich hierbei um einen durchaus unterhaltsamen Film handelt, den ich nicht hätte missen wollen. Und zum anderen, weil ich hier endlich mal wieder NICHT meine typische Kritik anbringen muß, daß die FFF-Eröffnungsfilme viel zu glattgebügelt sind und offenbar bewußt danach ausgewählt werden, auch ein Mainstream-Publikum anzusprechen.

Das FFF ist per Definition ein Festival für das Ungewöhnliche, für die Nicht-Standardware, die man in zwei Wochen eh im Multiplex um die Ecke sehen wird, ein Festival für das Makabre, meinetwegen auch ein Festival für die "Freaks". Hier kann und konnte man immer wieder Filme entdecken, die hierzulande anderweitig kaum mal das Licht der großen Leinwand erblicken - und umso trauriger fand ich es regelmäßig aufs Neue, dann in der Opening Night einem x-beliebigen, vom Mainstream goutierbaren Filmchen zu begegnen. "Severance" ist anders. Viel zu schmutzig, derb und auch blutig für die breite Masse - wenn auch LÄNGST nicht so blutig wie angekündigt. Es ist ein Film von Fans für Fans, und das merkt man in jeder Sekunde. Dafür wirklich alle Daumen hoch!

Leider aber, und hier kommt die Enttäuschung, bedeutet "Fan-Sein" noch lange nicht automatisch "gute Fan-Filme machen". Eine Vorbedingung wäre vielleicht zumindest, sich zu entscheiden, ob man einen Film machen will, über und mit dem die Fans lachen können - weil sie Klischees liebevoll verbraten und persifliert finden, die sie alle zur Genüge kennen... Oder ob man einen Film machen will, der die Fans begeistert - weil er die bekannten und geliebten Schemata ausbaut, zu neuen Spitzen treibt oder zumindest effektiv ausnutzt.

"Severance" versucht beides, und scheitert damit jedenfalls für mich weitgehend - auf beiden Fronten. Er ist keine Komödie, denn dafür nimmt er seine Story letztendlich zu ernst, bietet uns immer wieder dramatische Verfolgungsjagden, Fights und vor allem düstere, bedrohliche musikalische Untermalung... und er ERZÄHLT eine Geschíchte, von Anfang bis Ende, die durch keinerlei Story- oder Gestaltungs-Mittel wirklich unterbrochen oder gar auf andere Ebenen gehoben wird. Anders als in, ja, "Shaun of the Dead" oder auch "Braindead" gibt es hier reichlich Sequenzen, die uns mit den Protagonisten mitfiebern, -bangen, -fürchten lassen. Es ist eben niemals "sowieso klar", daß es sich bei einer Situation nur um einen dummen Witz handelt, bei dem niemand zu Schaden kommen wird bzw. bei der das ohnehin keine Rolle spielt. Dafür zeigt der Film nämlich ein zu auffälliges Interesse am Schicksal einzelner Figuren - und macht eindeutig zu WENIG Witze.

Andererseits macht er natürlich viel zu VIELE, als daß er als ernstzunehmender Backwoods-Horrorfilm funktionieren würde. Immer dann, wenn die Atmosphäre gerade richtig schön bedrückend wird - und damit meine ich nicht nur die "Hostel-Gedenk-Sequenz" -, kommt aber auch garantiert bald wieder ein (leider oftmals schlechter) Joke, der jede ernsthafte Stimmung abtötet.

So lacht man in "Severance" oft, keine Frage, und fühlt sich auch sonst gut unterhalten. Aber man wird nicht wirklich befriedigt, egal, was man präferiert bzw. sich erwartet hatte: für eine irre, überdrehte Komödie ist das hier immer wieder zu ernst, und in den spaßigen Momenten leider auch selten überdreht genug. Für einen funktionierenden Horrorfilm sind wiederum zu viele "humorvolle Unterbrechungen" drin - und, davon abgesehen, die Story ist einfach zu dünn bzw. ausgelutscht.

Ich persönlich hatte mir ein viel temporeicheres, durchgeknallteres Joke-Fest erwartet. Sowas wie "Bio Zombie", vielleicht. Bekommen habe ich aber nur nette Unterhaltung, die gute Ansätze in allen möglichen Richtungen zeigte, aber in keiner wirklich überzeugen konnte. Darum nur 6,5 Punkte.
D.S.
sah diesen Film im Metropolis 6, Frankfurt

27.07.2006, 03:52



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